US-Notenbank zeigt baldige Drosselung der Wertpapierkäufe an – Inflationsprognose erhöht

In der Corona-Krise hat die US-Notenbank die Konjunktur massiv gestützt, unter anderem mit Wertpapierkäufen. Bald könnte die Fed angesichts des robusten Wachstums und hoher Inflation einen Gang runterschalten.
Epoch Times23. September 2021

Die US-Notenbank Federal Reserve (Fed) hält an ihrer lockeren Geldpolitik fest, stellt aber eine baldige Drosselung der milliardenschweren Wertpapierkäufe in Aussicht.

Zugleich könnten die aktualisierten Prognosen für Wirtschaftswachstum, Inflation und Arbeitslosigkeit auf Konditionen für eine Zinserhöhung im kommenden Jahr hindeuten.

Vorerst bleibt der Leitzins weiter in der niedrigen Spanne von 0,0 bis 0,25 Prozent, wie die Zentralbank am Mittwoch mitteilte. Auch die Käufe von Wertpapieren in Höhe von 120 Milliarden US-Dollar (102 Mrd Euro) pro Monat durch die Fed werden fortgesetzt.

Der im vergangenen Jahr wegen der Corona-Krise beschlossene Ankauf von Wertpapieren soll die Liquidität der Finanzmärkte verbessern und die Bereitstellung von Krediten für Haushalte und Firmen erleichtern.

Bereits Ende Juli hatte die Fed mit Blick auf das Anleihenprogramm erklärt, die US-Wirtschaft habe Fortschritte bei Zielen der Vollbeschäftigung und der Inflationsentwicklung erreicht. Dies wurde jetzt bekräftigt. Und die Fed stellte in Aussicht, dass eine Drosselung des Rückkauftempos „bald“ gerechtfertigt sein könnte, wenn sich die Entwicklung wie erwartet fortsetze.

Die Federal Reserve machte keine Angaben dazu, wann genau und in welchem Tempo die Wertpapierkäufe zurückgefahren werden könnten. Die Entscheidung könne bereits beim kommenden Treffen fallen, sagte der Fed-Vorsitzende Jerome Powell. Insgesamt halte man in der Notenbank eine schrittweise Abschmelzung der Käufe für angemessen, die Mitte kommenden Jahres abgeschlossen werden könnte.

Die Fed kauft derzeit monatlich für rund 80 Milliarden Dollar Staatsanleihen sowie hypothekengesicherte Wertpapiere im Wert von 40 Milliarden Dollar. Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte jüngst eine leichte Drosselung ihres Programms zum Ankauf von Anleihen angekündigt.

Das aktuelle Zinsniveau unterdessen sei gerechtfertigt, bis am Arbeitsmarkt Vollbeschäftigung herrsche und das Inflationsziel von rund zwei Prozent erreicht worden sei, betonte die Fed nach einer Sitzung des zuständigen Geldmarktausschusses.

Zugleich senkte die Fed ihre Prognose für das Wirtschaftswachstum in diesem Jahr. Im Juni war die Zentralbank noch von einem Plus von 7 Prozent ausgegangen, nun erwartet sie ein Wachstum von 5,9 Prozent. Die rasante Erholung der US-Wirtschaft von der Corona-Krise hatte sich zuletzt wegen der raschen Ausbreitung der Delta-Variante etwas verlangsamt. Für 2022 rechnet die Notenbank nun aber mit einem Wachstum von 3,8 Prozent nach der Juni-Prognose von 3,3 Prozent.

Bei der Inflation erwartet die Fed jetzt für dieses Jahr 4,2 Prozent statt der Juni-Prognose von 3,4 Prozent. Powell zeigte sich überzeugt, dass es ein vorläufiger Effekt sei – räumte aber zugleich ein, dass die Teuerung vorerst hoch bleiben könnte. Für das kommende Jahr rechnet die Fed nun mit 2,2 Prozent nach einer Prognose von 2,1 Prozent im Juni.

Die Prognose für die Arbeitslosenquote in diesem Jahr schraubte die Fed auf 4,8 Prozent hoch, von 4,5 Prozent im Juni. „Die Nachfrage nach Arbeitskräften ist sehr stark“, sagte Powell nach der Entscheidung. Die Delta-Variante habe aber in einigen Bereichen wie dem Gastgewerbe und der Reisebranche dazwischengeschlagen. Die Zunahme der Beschäftigung dürfte wieder Fahrt aufnehmen, wenn die aktuellen Corona-Effekte überwunden werden, betonte er.

Die Wachstumsprognosen der Zentralbank spiegelten zuletzt meist die Entwicklung der Pandemie wider. Im vergangenen Dezember, bevor die Impfungen zum Einsatz gekommen waren, hatte die Notenbank für 2021 mit einem Plus von 4,2 Prozent gerechnet. Im März waren es bereits 6,5 Prozent, im Juni dann – auch dank niedriger Infektionszahlen und steigender Impfquote – schon 7 Prozent. Seit Juni sind die Infektions- und auch Todeszahlen aber wegen der Delta-Variante wieder gestiegen. (dpa/oz)



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