Internet-Käufer schicken jede sechste Bestellung zurück

Beim Online-Shopping lassen sich die Deutschen oft ein kleines Sortiment zur Auswahl schicken, vor allem bei Kleidung. Kostet ja nichts. Das ist allerdings nur die halbe Wahrheit.
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Pakete im Lagerhaus.Foto: iStock
Epoch Times29. April 2019

Die Deutschen bestellen gerne im Internet – und schicken jedes sechste Paket wieder zurück, wie Wirtschaftswissenschaftler der Universität Bamberg ermittelt haben.

Im vergangenen Jahr seien das 280 Millionen Pakete und 487 Millionen Artikel gewesen. Bei Kleidung und Schuhen geht sogar fast die Hälfte der Pakete zurück an den Absender: „Das ist der Wahnsinn!“, sagte Björn Asdecker von der Forschungsgruppe Retourenmanagement.

Laut Handelsverband Deutschland (HDE) erledigen die Deutschen heute gut ein Zehntel ihrer Einkäufe via Internet. Vor allem Kleidung und Elektronik sind gefragt beim Internet-Shopping. Der Internet-Versandhandel hat nach Angaben seines Bundesverbands BEVH vergangenes Jahr Waren für gut 65 Milliarden Euro verkauft. Im laufenden Jahr rechnet er mit elf Prozent Zuwachs auf 72 Milliarden.

Deutsche bestellen sehr viel auf Rechnung

Artikel in drei Größen und drei Farben bestellen, einen behalten, den Rest zurückschicken – Amazon, Otto und Co. machen es den Deutschen einfach. Meistens sind die Retouren für die Verbraucher portofrei. Laut Verbraucherzentrale können sie die Ware auch ohne Originalverpackung zurückgeben, einen Grund für den Widerruf müssen sie nicht angeben.

Gesetzlich vorgeschrieben sind nur 14 Tage Widerrufsfrist – im Markt üblich seien aber 28 Tage, sagte Asdecker. Und während in vielen anderen Ländern die Kunden die Ware nur per Nachnahme erhalten, also sofort Geld zahlen müssen, bestellen die Deutschen sehr viel auf Rechnung. Folge: Die Retourenquote ist hier weit höher als in den meisten anderen Ländern.

Ganz kostenlos sind die Retouren aber natürlich nicht: „Damit entstehen Gesamtkosten in Höhe von schätzungsweise 5,46 Milliarden Euro, die einerseits die Kunden durch höhere Marktpreise tragen, andererseits die Margen der E-Commerce-Händler belasten“, erklärte der Wirtschaftswissenschaftler. Und die Retouren belasten das Klima: So viel wie „täglich 2200 Autofahrten von Hamburg nach Moskau“ oder 238.000 Tonnen CO2 im vergangenen Jahr.

Eine Retourensendung verursache im Durchschnitt 19,51 Euro Kosten, die Hälfte davon für den Transport. Zwar landeten nur 4 Prozent der zurückgeschickten Artikel im Müll. Aber alles muss zunächst einmal gesichtet und bewertet werden. Immerhin 79 Prozent werden direkt wieder als A-Ware verkauft, weitere 13 Prozent als B-Ware, so die Forscher. Und 3 Prozent würden an industrielle Verwerter verkauft oder an gemeinnützige Organisationen gespendet.

Kleidung wird am häufigsten zurückgeschickt

Amazon, mit gut 17 Milliarden Euro Jahresumsatz in Deutschland Marktführer, erklärte, seit 2013 hätten „mehr als 1000 soziale Einrichtungen Amazon-Spenden“ erhalten. Eine halbe Million Menschen hätten Spielzeug, Schuhe, Kleidung oder Drogerie-Artikel bekommen. Aber jede Rücksendung „wird qualitätsgeprüft, neu verpackt und – wann immer möglich – wieder als Neuware angeboten“.

Kleidung wird zwar am häufigsten zurückgeschickt, lässt sich vom Handel aber auch am häufigsten wieder als Neuware verkaufen: „Zu 91 Prozent“, sagt Asdecker. Schwieriger ist das zum Beispiel bei Unterhaltungselektronik: „Ein geöffnetes Siegel an einem Laptop kann der Händler nicht einfach ersetzen.“ Immerhin ist die Rücksendequote bei Elektronik und bei Einrichtungsgegenständen aber am niedrigsten.

Bei Matratzen hat der EU-Gerichtshof kürzlich die Händler zur Rücknahme verpflichtet – sie könnten gereinigt und desinfiziert werden, die Kunden müssten sie jedenfalls testen können, so die Richter. Unversiegelte Kosmetika sind jedoch vom Rücksenderecht ausgenommen, ebenso wie Maßanzüge oder geöffnete DVDs.

Gelegentlich wird das Rückgaberecht auch missbraucht – zum Beispiel, um sich kostenlos ein Dirndl für das Oktoberfest, einen Smoking für den Silvesterball oder einen großen Fernseher für die Fußball-WM zu leihen. Händler hätten von solchen auffälligen Häufungen berichtet, sagt Asdecker. (dpa)



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