Vonovia: Banken gehen nach gescheiterter Übernahme leer aus

Deutschlands größter Wohnungskonzern Vonovia wollte die Deutsche Wohnen kaufen. Doch die Aktionäre haben einen Strich durch die Rechnung gemacht. Vonovia-Chef Buch äußert sich.
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Deal geplatzt: Der Wohnungskonzern Vonovia wollte die Deutsche Wohnen kaufen.Foto: Marcel Kusch/dpa/dpa
Epoch Times24. Juli 2021

Nach der gescheiterten Übernahme der Deutschen Wohnen halten sich die Kosten bei Europas größtem Immobilienkonzern Vonovia nach eigenen Angaben in Grenzen.

Die meisten Kosten entstünden erst, wenn ein Geschäft vollzogen sei, sagte Vorstandschef Rolf Buch dem „Handelsblatt“. „Die Banken werden beispielsweise erfolgsabhängig bezahlt – die bekommen jetzt also gar nichts.“ Zudem seien die von Vonovia gekauften Deutsche-Wohnen-Anteile mehr wert als sie der Konzern im Buch stehen habe, sagte der Manager. „Der finanzielle Schaden für Vonovia dürfte sich also in Grenzen halten.“

Der Bochumer Konzern wollte die Deutsche Wohnen aus Berlin für 18 Milliarden Euro übernehmen und so mit der Nummer 2 der Branche zusammengehen. Deutsche-Wohnen-Chef Michael Zahn sollte Buchs Stellvertreter werden. Am Freitag wurde aber bekannt, dass sich Vonovia voraussichtlich nicht die nötigen 50 Prozent der Aktien sichern konnte. „Natürlich ist das ärgerlich, und natürlich tut das weh – und gemeinsam wären die Firmen stärker als alleine gewesen“, sagte Buch nun. Aber Vonovia habe auch allein Qualitäten. Es gebe andere Möglichkeiten zu wachsen.

Der Chef des Dax-Konzerns führte das Scheitern auf Hedgefonds zurück, die sich erst in letzter Minute entscheiden. Die Anzahl ihrer angebotenen Deutsche-Wohnen-Aktien sei zu gering gewesen. „Das war die Krux der ganzen Transaktion: Dass alle sich so sicher waren. Da haben einige zu hoch gepokert.“ Jeder wolle möglichst wenig beitragen und hoffe, dass er für die nicht angedienten Aktien mehr bekomme. „Da hat sich offenbar jemand verrechnet.“

„Man kann es so interpretieren, dass wir an den Hedgefonds gescheitert sind“, sagte er. Zudem würde der zunehmende Anteil von passiven Investoren bei den Konzernen ein Problem darstellen. „Es ist schon erkennbar, dass der zunehmende Anteil von passiven Investoren solche Transaktionen einfach deutlich schwerer macht“, sagte Buch.

Bei der Deutschen Wohnen seien rund 20 Prozent der Investoren passive Indexfonds gewesen, die ihre Aktien erst anbieten dürfen, wenn das Angebot keiner Bedingung mehr unterliegt. „Dies zeigt, dass es tatsächlich umso schwieriger wird, je mehr passives Geld unter den Anteilseignern verteilt ist“, sagte Buch „Die Diskussion, ob das für große Deals zunehmend zur Hürde wird, ist es sicher wert zu führen. Es wird einfach schwieriger, solche Übernahmen noch erfolgreich durchzuführen“.

Nach dem vorläufigen Scheitern der milliardenschweren Übernahme des Rivalen Deutsche Wohnen hat der Immobilienkonzern Vonovia einen neuen Anlauf nicht ausgeschlossen. „Die Zeit spielt eher für uns“, sagte Vonovia-Vorstandschef Rolf Buch dem „Handelsblatt“ (Montagausgabe). Viele Investoren müssten sich jetzt überlegen, wie sie sich verhalten.

„Man sollte im Leben nie etwas ausschließen, aber man sollte auch nicht immer von einem Happy End träumen.“

„Wir werden die möglichen Optionen, wie zum Beispiel einen Verkauf der derzeit von Vonovia gehaltenen Aktien an der Deutsche Wohnen, ein erneutes öffentliches Angebot oder den Erwerb weiterer Aktien nun sorgfältig prüfen“, so Rolf Buch. Er sehe auch keinen Anlass, nun von seinem Posten zurückzutreten. (dts/afp)



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