Warren Buffett analysiert die jüngsten Abwärtsbewegungen an den Börsen, ausgelöst durch die US-Zollpolitik. Zudem gab der 94-jährige Geschäftsführer von Berkshire bekannt, dass er Ende des Jahres in den Ruhestand gehen will.
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Sein Gespür für gute Geschäfte machte Warren Buffett zu einer Investorenlegende. (Archivbild)
Der Multimilliardär Warren Buffett empfahl am Samstag, 3. Mai, langfristigen Anlegern, sich angesichts der jüngsten Marktvolatilität nicht von kurzfristigen Schwankungen beunruhigen zu lassen. Es sei wichtig, die fundamentalen Daten im Blick zu behalten.
Auf der Jahreshauptversammlung von Berkshire Hathaway am 3. Mai in Omaha, Nebraska, sagte Geschäftsführer Buffett:
„Was in den letzten 30, 45 Tagen passiert ist … ist wirklich nichts. Das war kein dramatischer Bärenmarkt oder so etwas in der Art.“
Kein Grund zur Panik
Buffett betonte zudem, dass wilde Marktschwankungen zwar im Moment beunruhigend, aber kein Grund zur Panik seien. „Wenn es für Sie einen Unterschied macht, ob Ihre Aktien um 15 Prozent fallen oder nicht, brauchen Sie eine etwas andere Anlagephilosophie“, sagte er.
„Die Welt wird sich nicht an Sie anpassen. Sie müssen sich an die Welt anpassen.“
Er erinnerte die Teilnehmer daran, dass die Aktien von Berkshire Hathaway im Laufe ihrer Geschichte dreimal um 50 Prozent gefallen und die fundamentalen Daten des Unternehmens jedes Mal solide geblieben seien. Er erklärte:
„Menschen haben Gefühle. Aber man muss sie hinter sich lassen, wenn man investiert.“
Die Holdinggesellschaft Berkshire Hathaway veröffentlichte am Samstag vor der Sitzung in Omaha ihre eigenen Quartalsergebnisse. Diese spiegelten das herausfordernde Umfeld wider. Das Betriebsergebnis sank im Vergleich zum Vorjahr um 14 Prozent auf 9,6 Milliarden US-Dollar (8,5 Milliarden Euro). Gleichzeitig stiegen die Bargeldreserven des Unternehmens auf einen Rekordwert von 347,7 Milliarden Dollar an, nach 334 Milliarden Dollar Ende 2024.
Das Firmenlogo von Berkshire Hathaway Inc. wird während des morgendlichen Handels am 6. August 2024 auf einem Bildschirm an der New Yorker Börse angezeigt.
Foto: Michael M. Santiago/Getty Images
Der enorme Bargeldbestand – größer als das BIP vieler Länder – spiegelt nicht nur Buffetts typische Vorsicht wider. Ebenso zeigt es die Herausforderung, in einem unsicheren wirtschaftlichen Umfeld Investitionsmöglichkeiten zu finden.
Buffetts Äußerungen auf der 60. Jahreshauptversammlung richten sich auch an viele Anleger, die aktuell noch immer die Auswirkungen der umfassenden Zollpolitik von US-Präsident Donald Trump spüren. Diese hatte im vergangenen Monat einen deutlichen Marktrückgang ausgelöst und die Sorge vor einer kurzfristigen Rezession neu entfacht.
Trump seinerseits bezeichnete die wirtschaftlichen Turbulenzen als notwendige Übergangsphase. Er prognostizierte, dass die derzeitigen Einbußen durch langfristige Gewinne ausgeglichen würden.
Erholung an den Märkten und schrumpfende Wirtschaft
Inzwischen zeigen die Märkte Anzeichen einer Stabilisierung. Der Aktienindex S&P 500 beendete letzte Woche seine längste Gewinnserie seit 2004. Der Dow-Jones-Index stieg am Freitag um rund 645 Punkte – oder um 1,6 Prozent. Seit seinem letzten Tiefpunkt am 8. April konnte der Dow sogar um rund 3.670 Punkte oder 9,8 Prozent zulegen.
Unterdessen schrumpfte die US-Wirtschaft im ersten Quartal um 0,3 Prozent – der erste Quartalsrückgang seit über zwei Jahren. Grund dafür waren vor allem ein Abschwung bei den Exporten und ein Ansturm auf Importe im Vorfeld der Zollfristen.
Die privaten Inlandsinvestitionen stiegen hingegen um fast 22 Prozent. Der Entwicklungsökonom Stephen Moore bezeichnete diese Entwicklung als „Raketentreibstoff für das künftige Wachstum, das Amerika braucht“ – und die Federal Reserve Bank von Atlanta prognostiziert derzeit für das zweite Quartal eine Erholung des Bruttoinlandsprodukts (BIP) um 1,1 Prozent.
Berkshire warnte in seinem Quartalsbericht, dass aufgrund anhaltender makroökonomischer und geopolitischer Ereignisse, darunter Zölle, Ineffizienzen in der Lieferkette und schwankende Kundennachfrage, weiterhin erhebliche Unsicherheit bestehe. „Es ist durchaus möglich, dass dies negative Folgen für die meisten, wenn nicht alle unserer operativen Geschäftsbereiche haben könnte“, so das Unternehmen.
Buffett: Ruhestand zum Jahresende
Über die Märkte hinaus gab Buffett bekannt, dass er zum Jahresende in den Ruhestand gehen will. „Ich denke, es ist an der Zeit, dass Greg zum Jahresende CEO des Unternehmens wird“, sagte der 94-Jährige mit Blick auf Berkshire-Vizepräsident Greg Abel. Vor vier Jahren hatte Buffett Abel als seinen Nachfolger an der Spitze von Berkshire ausgewählt, doch vor der Ankündigung am Samstag gab er keinen Hinweis darauf, wann dieser in den Ruhestand gehen würde.
Buffett äußerte sich auch zu allgemeineren politischen Themen, insbesondere zu Handel und Energie. „Ein ausgeglichener Handel ist gut für die Welt“, äußerte er. „In den Vereinigten Staaten sollten wir den Handel mit dem Rest der Welt anstreben. Wir wollen eine wohlhabende Welt.“
Er wies zudem darauf hin, dass die fragmentierte Energieinfrastruktur Amerikas eine Herausforderung darstelle, und forderte eine kluge Herangehensweise. „Es ist wichtig, dass die Vereinigten Staaten eine intelligente Energiepolitik betreiben, genauso wie es im Zweiten Weltkrieg wichtig war, dass wir lernten, Schiffe statt Autos extrem schnell zu bauen“, so Buffett. „Und wir haben die Antwort gefunden. Wir haben private Unternehmen mit der Macht der Regierung kombiniert.“
Trump hat den Ausbau der heimischen Energieproduktion zu einem zentralen Schwerpunkt seiner Regierung gemacht. Er beschleunigte die Erteilung von Genehmigungen und leitete unter dem Motto seines berühmten Wahlkampfslogans „We will drill, baby, drill!“ („Wir werden bohren, Baby, bohren!“) eine Rücknahme gesetzlicher Vorschriften ein.