Schiffe werden sauberer – Reeder sorgen sich um neuen Sprit

Zum Jahreswechsel beginnt in der Schifffahrt ein neues Zeitalter. Weltweit treten strengere Schwefel-Abgaswerte in Kraft. Für die Reedereien wird das teuer - und vielleicht müssen sogar die Autofahrer mehr für Dieselkraftstoff bezahlen.
Titelbild
Schafe grasen auf dem Elbdeich, während ein großes Containerschiff vorbeizieht.Foto: Marcus Brandt/dpa/dpa
Epoch Times29. Dezember 2019

Containerschiffe und Tanker, Kreuzfahrtschiffe und Stückgutfrachter fahren zu Tausenden über die Weltmeere und sind so etwas wie der Blutkreislauf der Weltwirtschaft.

Die Schifffahrt wickelt rund 80 Prozent des Welthandels ab und hat dank ihrer niedrigen Kosten die globale Arbeitsteilung erst möglich gemacht. Obgleich der Welthandel langsamer wächst, wurden 2018 erstmals elf Milliarden Tonnen Güter über das Meer transportiert, so viel wie noch nie, meldet die UN-Konferenz für Handel und Entwicklung (Unctad).

Doch für den Umweltschutz auf hoher See, fernab von europäischen oder amerikanischen Küsten und Häfen, hatten die Reedereien nicht viel übrig und verfeuerten als Treibstoff stark schwefelhaltiges Schweröl. Zum Jahresende ist damit Schluss, sofern keine besonderen Reinigungsanlagen an Bord sind.

Denn die internationale Schifffahrtsorganisation IMO hat über Jahre die Vorschriften für den Schwefelgehalt der Treibstoffe verschärft und geht nun einen weiteren Schritt. Der Brennstoff für Dieselmotoren an Bord darf nicht mehr als 0,5 Prozent Schwefel enthalten, statt wie bisher 3,5 Prozent. Auf Nord- und Ostsee und in den deutschen Häfen gilt schon länger ein Grenzwert von 0,1 Prozent. Das hört sich wenig an, ist aber immer noch hundert Mal so viel, wie im Kraftstoff für Personenautos und Lastwagen enthalten sein darf.

Große Schiffe benötigen 100 bis 200 Tonnen Treibstoff pro Tag, je nach Größe und Ladung. Die Bunkerkosten sind ein wesentlicher Teil der Betriebskosten. „Diese Umstellung, das kann ich nicht verschweigen, hat uns alle in den Reedereien viel Mühe und auch viel Geld gekostet“, sagt der Präsident des Verbandes Deutscher Reeder, Alfred Hartmann. Rund 80 Prozent der Schiffe in der deutschen Flotte und auch international werden schätzungsweise auf Treibstoff mit niedrigem Schwefelgehalt umsteigen. Die Aufrüstung mit Reinigungsanlagen (Scrubber) oder gleich der Umstieg auf verflüssigtes Erdgas (LNG) spielen eine untergeordnete Rolle.

Der neue Treibstoff ist rund 50 Prozent teurer als der alte. Die Container-Linienreederei Hapag-Lloyd erwartet Mehrkosten von rund einer Milliarde Dollar pro Jahr; beim weltgrößten Reedereikonzern Maersk sind es zwei Milliarden. Insgesamt rechnen Experten nach einer Analyse der Landesbank Baden-Württemberg mit Zusatzkosten von 60 Milliarden Dollar (53,7 Mrd Euro). Eine dort zitierte Studie des Informationsdienstes S&P Global Platts kommt mit Sekundäreffekten sogar auf eine Billion Dollar im Laufe von fünf Jahren. Damit könnten die neuen Regeln für die Schifffahrt das weltweite Wachstum spürbar reduzieren und die Gefahr einer globalen Rezession verstärken.

Doch so genau weiß das niemand, weil eine solche Situation zuvor noch nicht da war. Die Reeder sind ein bisschen skeptisch. „Wir hoffen, dass es den neuen Brennstoff auch überall gibt, wo wir ihn brauchen“, sagt Reederpräsident Hartmann. Die Raffinerien sehen sich gerüstet: „Die deutsche Mineralölwirtschaft ist auf die schärferen Emissionsgrenzen gut vorbereitet“, sagt Christian Küchen, Hauptgeschäftsführer des Mineralölwirtschaftsverbandes (MWV). „Die deutschen Raffinerien sind hochflexibel.“ Doch die Branche wisse nicht, welche Sorte von welchen Reedereien in welcher Menge in welchem Hafen künftig geordert wird. „Daher lässt sich die Entwicklung der Marktnachfrage noch nicht exakt abschätzen.“

Das kann für die Verbraucher in Deutschland wichtig werden, falls der Markt unerwartet heftig ausschlagen sollte. „Zu den Kosten und Preisen für die besseren Kraftstoffe kann keine Aussage getroffen werden, ebenso wenig zu den Auswirkungen auf ähnliche Raffinerieprodukte wie Diesel, Heizöl und Kerosin“, sagt Küchen. Im Klartext: Es kann nicht ausgeschlossen werden, dass die Autofahrer an der Zapfsäule zumindest zeitweise höhere Dieselpreise sehen.

Letztlich müssen die Verbraucher für den schwefelarmen Treibstoff bezahlen. Die Reedereien haben sich überwiegend mit ihren Kunden auf ein Verfahren geeinigt, die höheren Treibstoffkosten transparent weiterzureichen, etwa an Spediteure oder Handelskonzerne. Doch auch ein Preisaufschlag von 50 Prozent beim Treibstoff würde die Transportkosten für die einzelne Hose oder ein T-Shirt für den Endverbraucher kaum teurer machen.

Besonders im Fokus der Kritik steht die Kreuzfahrtindustrie, auch wenn auf sie nur 400 bis 500 der bis zu 17.000 betroffenen Schiffe entfallen. Sie setzt stärker auf die Abgasreinigung durch Reinigungsanlagen als andere Bereiche der Schifffahrt und kann so weiter Schweröl benutzen. Bei Tui sind sechs der sieben Schiffe mit einem solchen Filter ausgestattet. Auch MSC setzt auf die Technik. Elf Schiffe verfügen bereits über einen Scrubber, die verbleibenden sechs sollen ebenfalls bald mit dem System ausgestattet werden.

Bei Aida waren es im vergangenen September neun Schiffe, weitere sollen folgen. Die Branche setzt bei ihren Neubauten auf LNG; die meisten neuen Kreuzfahrtschiffe können das Erdgas tanken. Und sie forscht an weitergehenden Antriebslösungen wie Brennstoffzellen und Elektrobatterien. Denn mit neuen Schwefelwerten ist die Branche noch nicht am Ziel: Bis 2050 will die Schifffahrt klimaneutral werden. (dpa)



Eine Buchempfehlung vom Verlag der Epoch Times

Die Umweltbewegung hat mit sensationeller Rhetorik den aufrichtigen Wunsch der Menschen benutzt, die Umwelt zu schützen – um eine globale politische Bewegung zu schaffen. Dabei wurde der Umweltschutz für manche zu einer Pseudoreligion, ins Extrem getrieben und politisiert.

Irreführende Propaganda und verschiedene politische Zwangsmaßnahmen gewinnen die Oberhand, wobei sie das Umweltbewusstsein in eine Art „Kommunismus light“ verwandeln. Das Kapitel 16 beinhaltet das Thema „Öko“ und trägt den Titel: „Pseudoreligion Ökologismus – Der Kommunismus hinter dem Umweltschutz“.

Hier weitere Informationen und Leseproben.

ISBN Band 1: 978-3-9810462-1-2, Band 2: 978-3-9810462-2-9, Band 3: 978-3-9810462-3-6, Drei Bände 1-3: 978-3-9810462-6-7. Einzeln kostet jeder Band 19,90 Euro (zzgl. 2,70 Euro Versandkosten), alle drei Bände gemeinsam sind im Moment noch zum Sonderpreis von 50,50 Euro (kostenloser Versand innerhalb Deutschlands) zu erwerben. Das Buch hat insgesamt 1008 Seiten und über 1200 Stichworte im Indexverzeichnis.

Bestellmöglichkeiten: Das dreibändige Buch ist sofort erhältlich in unserem neuen Online-Buch-Shop, bei Amazon oder direkt beim Verlag der Epoch Times – Tel.: +49 (0)30 26395312, E-Mail: [email protected]

Das Buch gibt es auch als E-Book und als Hörbuch

Das E-Book gibt es in den Formaten PDF, EPUB oder MOBI. Das Hörbuch bieten wir im MP3-Format zum Download an. Einzeln kostet jeder Band 17,90 Euro, alle drei Bände sind im Moment noch zum Sonderpreis von 43,00 Euro zu erwerben. E-Books und Hörbücher sind in unserem neuen Online-Buch-Shop oder direkt beim Verlag der Epoch Times bestellbar – Tel: +49 (0)30 26395312, E-Mail: [email protected]

Epoch TV
Epoch Vital
Kommentare
Liebe Leser,

vielen Dank, dass Sie unseren Kommentar-Bereich nutzen.

Bitte verzichten Sie auf Unterstellungen, Schimpfworte, aggressive Formulierungen und Werbe-Links. Solche Kommentare werden wir nicht veröffentlichen. Dies umfasst ebenso abschweifende Kommentare, die keinen konkreten Bezug zum jeweiligen Artikel haben. Viele Kommentare waren bisher schon anregend und auf die Themen bezogen. Wir bitten Sie um eine Qualität, die den Artikeln entspricht, so haben wir alle etwas davon.

Da wir die Verantwortung für jeden veröffentlichten Kommentar tragen, geben wir Kommentare erst nach einer Prüfung frei. Je nach Aufkommen kann es deswegen zu zeitlichen Verzögerungen kommen.


Ihre Epoch Times - Redaktion