Schlecht für Haushaltskasse und Sparbuch: Inflation zieht an

Verbraucher spüren es im Geldbeutel: Das Leben in Deutschland ist teurer geworden. Im Oktober dürfte die Inflation auf den höchsten Stand seit dem Krisenjahr 2008 gestiegen sein.
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Die Inflation zieht an, die Preise steigen.Foto: Friso Gentsch/dpa
Epoch Times13. November 2018

Die Preise in Deutschland steigen wieder. Im Oktober kletterte die Jahresinflation nach vorläufigen Angaben des Statistischen Bundesamtes auf 2,5 Prozent. Es war der höchste Stand seit September 2008 – dem Jahr der schweren Finanz- und Wirtschaftskrise.

Dennoch lässt sich die Europäische Zentralbank (EZB) Zeit mit dem Ende ihrer Nullzinspolitik.

Was treibt die Inflation aktuell?

Vor allem gestiegene Energiepreise heizen die Teuerung an. Verbraucher spüren das beim Tanken und Heizen. So lag beispielsweise der Preis für 100 Liter Heizöl im bundesweiten Schnitt Anfang Oktober nach Angaben verschiedener Internet-Preisportale bei mehr als 82 Euro (bei Abnahme von 3000 Litern, inklusive Mehrwertsteuer). Zuletzt war im Juni 2014 ein derart hohes Niveau erreicht worden. Deutlich tiefer in den Geldbeutel greifen mussten auch Autofahrer. Nach Berechnungen des ADAC erreichten die Spritpreise im Schnitt im Oktober einen neuen Jahreshöchststand. Neben dem zeitweise gestiegenen Ölpreis treiben der Branche zufolge auch die niedrigen Wasserstände der Flüsse die Energiekosten. Schiffe können nur noch halb so viel oder noch weniger Benzin, Diesel und Heizöl transportieren wie gewohnt.

Frisst die Inflation jetzt die Lohnerhöhungen auf?

Nach jüngsten Daten des Statistischen Bundesamtes sind die Löhne im Schnitt zuletzt erneut stärker gestiegen als die Verbraucherpreise. Nach Abzug der Inflation hatten die Beschäftigten demnach im zweiten Quartal 0,5 Prozent mehr Geld in der Tasche als ein Jahr zuvor. Allerdings stiegen die Verdienste in einzelnen Branchen unterschiedlich stark.

Welche Teuerungsrate peilt die EZB an?

Die Notenbank strebt mittelfristig für den gesamten Euroraum eine nachhaltige Inflationsrate von knapp unter zwei Prozent an, bei der die Währungshüter Preisstabilität gewahrt sehen. Im Oktober lag die Teuerung im gemeinsamen Währungsraum nach ersten Schätzungen des Statistikamtes Eurostat bei 2,2 Prozent nach 2,1 Prozent im September. Die Rate liegt damit über dem Zielwert der Notenbank.

Warum erhöht die EZB die Zinsen dennoch zunächst nicht?

Die Währungshüter streben zum Jahresende 2018 zunächst den Stopp neuer Anleihenkäufe an. Die Wende hin zu höheren Zinsen wollen sie frühestens im Herbst 2019 einläuten. Das eröffnet der Notenbank auch Spielraum, die weitere Entwicklung zu beobachten. Ist der Anstieg der Inflation nachhaltig, wie entwickelt sich die Wirtschaft? Eine schwächere Konjunktur kann die Preise drücken. Vor allem die umstrittene Schuldenpolitik der italienischen Regierung dämpft nach Einschätzung der EU-Kommission die Konjunkturaussichten für den Euroraum. Hinzu kommen Spannungen in den internationalen Handelsbeziehungen sowie die weiter drohende Gefahr eines ungeregelten Brexits. „Unsicherheiten und Risiken, innerhalb Europas und außerhalb, nehmen zu und wirken sich negativ auf die Wirtschaftstätigkeit aus“, warnt EU-Finanzkommissar Valdis Dombrovskis.

Warum kann eine niedrige Inflation gefährlich sein?

Wenn Preise auf breiter Front kaum steigen, stagnieren oder gar fallen, kann das Verbraucher und Unternehmen dazu verleiten, Anschaffungen und Investitionen aufzuschieben. Denn es könnte ja in absehbarer Zeit noch günstiger werden. Diese abwartende Haltung kann die Konjunktur ausbremsen. Im schlimmsten Fall friert die Wirtschaft ein, Firmen müssen Mitarbeiter entlassen. Es besteht die Gefahr, dass es zu einer Abwärtsspirale aus rückläufigen Preisen quer durch alle Warengruppen und schrumpfender Wirtschaft kommt, einer Deflation.

Welche Folgen hat die Entwicklung für Sparer?

Viele Sparer, die ihr Geld trotz mickriger Zinsen als Tages- oder Festgeld parken, verlieren wegen der tendenziell steigenden Inflation Geld. Nach Berechnung der Comdirect lag der Realzins – also der tatsächliche Zins für Spareinlagen nach Abzug der Teuerungsrate – im dritten Quartal 2018 auf dem historischen Tiefstand von minus 1,92 Prozent. Andererseits profitieren Hausbauer von vergleichsweise günstigem Baugeld.

Steigen die Preise weiter?

Sorgen vor einem rasanten Anstieg müssen sich die Menschen nach Ansicht von Ökonomen derzeit nicht machen. Nach Einschätzung der EZB dürfte die Teuerung in diesem Jahr sowie 2019 im Euroraum im Schnitt bei 1,7 Prozent liegen. Für Deutschland gehen führende Wirtschaftsforschungsinstitute in ihrem Herbstgutachten von einer Inflation von 1,8 Prozent in diesem Jahr und 2,0 Prozent 2019 aus. (dpa)



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