US-Gewerkschaft UAW bei Belegschaft im VW-Werk in Tennessee unerwünscht

Die US-Autogewerkschaft UAW muss in Volkswagens einzigem US-Werk weiterhin draußen bleiben. Zum zweiten Mal innerhalb von fünf Jahren sagten die Mitarbeiter Nein. Doch die Wahl fiel erneut knapp aus.
Titelbild
Brian Rothenburg von der Gewerkschaft United Auto Workers klebt vor der Abstimmung Ja-Poster.Foto: Erin O. Smith/Chattanooga Times Free Press/dpa
Epoch Times15. Juni 2019

Die Mitarbeiter in Volkswagens einzigem US-Werk haben sich mit knapper Mehrheit gegen eine Vertretung durch die Autogewerkschaft UAW entschieden.

Sie stimmten mit 833 zu 776 Stimmen gegen den Vorschlag, sich am Standort Chattanooga im US-Bundesstaat Tennessee von der UAW repräsentieren zu lassen. Das teilte VW-Werkssprecherin Amanda Plecas in der Nacht auf Samstag mit. Für die Gewerkschaft, die seit Jahren versucht, in den Autofabriken im Süden der USA Einfluss zu gewinnen, ist dies eine herbe Schlappe.

Es handelt sich zunächst jedoch um ein vorläufiges Ergebnis, das noch von der für die Wahl zuständigen US-Aufsichtsbehörde NLRB endgültig bestätigt werden muss. Die Überprüfung dürfte in der kommenden Woche abgeschlossen werden. „Volkswagen wird die Entscheidung der Mehrheit respektieren“, erklärte Werkschef Frank Fischer. 93 Prozent der berechtigen Mitarbeiter beteiligten sich nach Unternehmensangaben an der geheimen Wahl. Bereits im Februar 2014 hatte es eine Abstimmung der Mitarbeiter gegeben, auch damals unterlag die UAW knapp.

Ohne Betriebsrat

Für den Wolfsburger Autoriesen, der sich eigentlich zugute hält, Mitbestimmung großzuschreiben, bleibt Chattanooga das weltweit einzige größere Werk ohne Vertretung durch den Betriebsrat. Stattdessen sehe das Unternehmen weiter der „engen Zusammenarbeit“ mit Regierungsvertretern und Wirtschaftsführern in Tennessee entgegen, verkündete Werkschef Fischer. Die in anderen Teilen der Vereinigten Staaten noch immer sehr einflussreiche UAW scheiterte indes erneut dabei, endlich auch im Süden des Landes Fuß zu fassen.

Wie schon vor fünf Jahren war die Wahl auch diesmal wieder ein Politikum. Damals hatte die Gewerkschaft zunächst sogar Einspruch eingelegt, da politische Lobbygruppen eine Drohkulisse aufgebaut und die Wahl damit beeinflusst hätten. Republikanische Politiker hatten behauptet, wenn die UAW einziehe, blieben Investitionen aus und die Produktion neuer Modelle sei gefährdet. Jahrelang drang die Gewerkschaft auf Neuwahlen, der UAW zufolge hatte VW versucht, diese mit allen möglichen Rechtsmitteln zu verhindern.

Der Konzern wies die Vorwürfe der versuchten Einflussnahme zurück. VW sei „neutral“ hinsichtlich der Abstimmung und respektiere das Recht der Beschäftigten, selbst über eine UAW-Vertretung zu entscheiden, hatte das Unternehmen vor der Wahl mitgeteilt. Allerdings war es noch kurz vor der Abstimmung zu einem Eklat gekommen: Ein Spitzenvertreter des Weltkonzernbetriebsrats und Mitglied des VW-Aufsichtsrats soll am Werkstor in Chattanooga abgewiesen worden sein, was die Fronten im Vorfeld noch weiter verhärtete.

Betriebsratschef Osterloh empört

Betriebsratschef Bernd Osterloh reagierte empört: „Ich habe kein Verständnis dafür, dass unserem neutralen Wahlbeobachter Johan Järvklo der Zutritt zum Werk Chattanooga verweigert wurde“. Järvklo ist Generalsekretär des Weltkonzernbetriebsrats und Mitglied des VW-Aufsichtsrats. „Wir fordern das Unternehmen auf, sich bei diesen demokratischen Wahlen endlich neutral zu verhalten, wie es zugesagt wurde“, so Osterloh. VW wollte sich zu dem Vorfall nicht äußern.

Die südlichen Bundesstaaten von Texas bis South Carolina bauen ihre Bedeutung für die US-Autobranche immer weiter aus und machen deren traditionellem Zentrum rund um die Autometropole Detroit im Bundesstaat Michigan Konkurrenz. Von dort stammen die größten US-Autobauer General Motors, Ford und Chrysler. Die UAW hat hier noch immer viel Mitspracherecht. Im Süden ist sie jedoch abgemeldet. Dort haben sich dank niedrigerer Löhne und weniger Mitbestimmung vor allem ausländische Hersteller breit gemacht. Sie werden zudem mit Anreizen und Zuwendungen von Lokalpolitikern hofiert. (dpa)



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