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Wachstum von 0,2 Prozent

Wirtschaft wächst leicht zu Jahresstart – aber Ausblick trüb

Lichtblick im ersten Quartal: Die deutsche Wirtschaft ist wieder minimal gewachsen. Doch eine Trendwende ist angesichts des Zollstreits mit den USA nicht zu erwarten. Der Arbeitsmarkt schwächelt.

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Für die Exportnation Deutschland kommt der Zollstreit zur Unzeit (Archivbild)

Foto: Daniel Bockwoldt/dpa

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Mini-Wachstum zu Jahresbeginn, aber trübe Aussichten: Die deutsche Wirtschaft hat in den ersten drei Monaten um 0,2 Prozent zum Vorquartal zugelegt, wie das Statistische Bundesamt anhand vorläufiger Daten errechnet hat. Sowohl die privaten Konsumausgaben als auch die Investitionen seien gewachsen.
Im Gesamtjahr jedoch droht die dritte Rezession in Folge, nicht zuletzt, weil sich mit der Zollpolitik von US-Präsident Donald Trump die Konjunkturaussichten weltweit eingetrübt haben. Im Schlussquartal 2024 war die deutsche Wirtschaft noch um 0,2 Prozent geschrumpft. Weitere Einzelheiten veröffentlicht das Statistische Bundesamt am 23. Mai.

„Weg aus der Stagnation ist lang“

„Das Plus gegenüber dem vierten Quartal sollte nicht darüber hinwegtäuschen, dass die deutsche Wirtschaft nicht vor einer langjährigen, kräftigen Erholung steht“, sagte Commerzbank-Chefvolkswirt Jörg Krämer.
Zwar dürfte das riesige Finanzpaket des Bundes die Konjunktur im kommenden Jahr anschieben, viele Unternehmen vermissten aber „einen wirtschaftspolitischen Neustart, der nach der jahrelangen Erosion der Standortqualität notwendig wäre“.
Die schwache Konjunktur macht sich am Arbeitsmarkt bemerkbar. Die Zahl der Arbeitslosen sank in Deutschland im April dank einer leichten Frühjahresbelebung um 36.000 gemessen am Vormonat auf 2,932 Millionen Menschen.
Das sind aber 182.000 mehr als vor einem Jahr, wie die Bundesagentur für Arbeit in Nürnberg mitteilte. Die Arbeitslosenquote ging im Vergleich zum März um 0,1 Punkte auf 6,3 Prozent zurück.

Zollstreit trübt Konjunkturhoffnungen

US-Präsident Donald Trump hat mit seinem Zollpaket Handelspartner und Finanzmärkte in Aufruhr versetzt. Deutschland ist als Exportnation von Trumps Zolloffensive besonders betroffen:
Die USA sind Deutschlands wichtiger Handelspartner vor China und den Niederlanden und größter Abnehmer deutscher Ausfuhren. 2024 gingen gut zehn Prozent aller deutschen Exporte – Waren im Gesamtwert von gut 161 Milliarden Euro – in die Vereinigten Staaten.

Deutsche Wirtschaft in der Dauerkrise

Statt dem ersehnten Aufschwung nach zwei Jahren Flaute droht Europas größter Volkswirtschaft das dritte Jahr ohne Wachstum in Folge – das gab es noch nie in der Geschichte der Bundesrepublik. Reihenweise wurden in den vergangenen Wochen die ohnehin schon niedrigen Erwartungen gesenkt.
Die geschäftsführende Bundesregierung erwartet für dieses Jahr eine Stagnation des Bruttoinlandsprodukts (BIP). Im Januar hatte sie noch mit einem Plus von 0,3 Prozent gerechnet. Auch der Internationale Währungsfonds (IWF) traut der deutschen Wirtschaft im laufenden Jahr kein Wachstum zu. Der IWF rechnet wegen Trumps Zollpolitik mit einer globalen Wachstumsflaute.

Neue Bundesregierung will Wirtschaft ankurbeln

Union und SPD haben sich vorgenommen, nach dem Regierungswechsel in Berlin etliche Maßnahmen rasch auf den Weg zu bringen, um die heimische Wirtschaft anzukurbeln: geringere Energiekosten und Unternehmenssteuern, flexibleres Arbeitsrecht, weniger Bürokratie. Die CDU-Politikerin und Energiemanagerin Katherina Reiche soll die Nachfolge von Robert Habeck (Grüne) antreten und die deutsche Wirtschaft aus der Krise führen.
Beflügelt werden dürfte die heimische Konjunktur durch das gewaltige Milliardenpaket des Bundes für Verteidigung und Infrastruktur – wenn auch nicht sofort. Der IWF erwartet von 2026 an positive Auswirkungen des milliardenschweren Finanzpakets auf die deutsche Wirtschaft.
Dann könnte die Konjunkturflaute hierzulande nach Einschätzung von Ökonomen ein Ende haben: Sie trauen der deutschen Wirtschaft 2026 zwischen einem und eineinhalb Prozent Wachstum zu.

BIP des Euroraums im ersten Quartal um 0,4 Prozent gewachsen

Die Wirtschaftsleistung im Euroraum ist in den ersten drei Monaten des Jahres gewachsen. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) in den 20 Euro-Ländern stieg im Vergleich zum Vorquartal um 0,4 Prozent, wie das EU-Statistikamt Eurostat mit Sitz in Luxemburg am Mittwoch in einer ersten Schätzung mitteilte. In der gesamten Europäischen Union legte die Wirtschaftsleistung demnach um 0,3 Prozent zu. (dpa/afp/red)
 

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