Eltern zeigen „Sammelbild-Verhalten“ bei Nachwuchsplanung

Manche Eltern bekommen so viele Kinder, bis sie mindestens einen Sohn und eine Tochter haben. Warum ist das so?
Titelbild
Eine Familie mit sechs Kindern.Foto: iStock
Epoch Times9. August 2020

Familien, in denen alle Kinder Jungs oder Mädchen sind, könnten einer Studie zufolge immer seltener werden. Wie Wissenschaftler im Fachblatt „Current Biology“ berichten, neigen einige Eltern dazu, so lange Nachwuchs zu bekommen, bis sie Kinder beider Geschlechter haben.

Die Forscher nennen das „Sammelbild-Verhalten“ menschlicher Fortpflanzung. Dieses habe in den vergangenen Jahrzehnten zugenommen und führe dazu, dass die Unterschiede im Geschlechterverhältnis zwischen Familien geringer werden.

„Problem der vollständigen Serie“

Für ihre Untersuchung nutzten die beiden Biologen Jianzhi Zhang und Erping Long von der US-amerikanischen University of Michigan Daten über Geschwisterkinder der britischen UK Biobank. Diese Datenbank enthält genetische, gesundheitliche und familiäre Informationen von mehreren Hunderttausend Freiwilligen aus Großbritannien.

Die Analyse jener Daten ergab, dass mehr Familien als erwartet Kinder des gleichen Geschlechts hatten. Aus den Datenreihen heraus ragte jedoch diejenigen Kinder, die als letztes zur Welt kamen. Mit anderen Worten: Haben die Eltern bereits Kinder beider Geschlechter, bekommen sie etwas öfter als andere keinen weiteren Nachwuchs mehr.

Als Erklärung dafür führen Zhang und Long das von ihnen so benannte „Sammelbild-Verhalten“ an, das für 3,3 Prozent der untersuchten Familien gelten könnte. Allerdings sei diese Zahl eine vorsichtige und vermutlich zu niedrige Schätzung: „Reproduktionsentscheidungen werden von vielen Faktoren beeinflusst, so dass eine Familie, selbst wenn sie Kinder beiderlei Geschlechts bevorzugt, das ‚Sammelbild-Verhalten‘ möglicherweise nicht aufweist, beispielsweise aufgrund finanzieller oder physiologischer Einschränkungen oder Hürden bei der Kinderbetreuung“ schreiben sie in der Studie.

Für die Benennung des Phänomens bedienten sich die Biologen eines Begriffs aus der Wahrscheinlichkeitstheorie: Als „Sammelbilderproblem“ oder „Problem der vollständigen Serie“ wird die Frage umschrieben, wie viele Packungen Cornflakes mit darin enthaltenen, zufälligen Sammelbildern oder etwa Päckchen mit Fußballbildchen gekauft werden müssen, um ein Sammelalbum zu vervollständigen.

Ein relativ junges Phänomen

Auf das Fortpflanzungsverhalten übertragen nennen Zhang und Long so die Neigung von Eltern, sich Kinder beider Geschlechter zu wünschen. Dabei sei dieser Wunsch verhältnismäßig neu: „Wir glauben, dass das Sammelbild-Verhalten erst dann beliebt wird, wenn davon ausgegangen wird, dass Töchter und Söhne einen ähnlichen Nutzen für die Familie haben, was gesellschaftsweite Verbesserungen bei der Geschlechtergerechtigkeit und Anerkennung von Geschlechterdiversität voraussetzt“, sagte Zhang laut einer zur Studie veröffentlichten Mitteilung.

Zur Überprüfung ihrer These glichen die beiden Wissenschaftler ihre Ergebnisse mit den Daten einer Stammbaum-basierten genealogischen Datenbank ab, die Informationen zu 241.000 niederländischen Familien aus vier Jahrhunderten enthält, darunter Angaben zur Zahl der Kinder und deren Geschlecht. Hier entdeckten die Forscher, dass es vor 1940 tatsächlich größere Unterschiede im Geschlechterverhältnis zwischen Familien gab, es also mehr Familien mit nur Töchtern oder nur Söhnen gab. Erst danach wurden diese Unterschiede kleiner.

„Die Analyse der niederländischen Daten bestätigt somit die Ergebnisse aus der UK Biobank, was nahelegt, dass das Sammelbild-Fortpflanzungsverhalten ein relativ junges Phänomen ist“, heißt es dazu in der Studie. Ihre Hypothese passe zudem zu Interviews mit Europäern, die erklärten, Kinder beider Geschlechter haben zu wollen, ebenso wie zu Beobachtungen aus Dänemark, Schweden und Finnland, denen zufolge die Wahrscheinlichkeit steige, dass eine Mutter ein drittes Kind bekomme, wenn die ersten beiden gleichen Geschlechts seien. (dpa)



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