Archäologen entdecken 13.500 Jahre altes geschnitztes Vögelchen aus Knochen

Archäologen haben ein aus Knochen geschnitztes Vögelchen aus der Altsteinzeit entdeckt. Mit einem geschätzten Alter von etwa 13.500 Jahren ist es das älteste bekannte Kunstwerk in Ostasien.
Vögelchen Figur
Die kleine Figur eines Vögelchens.Foto: Universität von Shandong/dpa/dpa
Von 11. Juni 2020

Diese aus verbranntem Knochen geschnitzte Vögelchen-Figur sei das bislang älteste bekannte chinesische Kunstwerk. Wie in einer Studie im Online-Fachblatt „PLOS ONE“ beschrieben, entdeckten die Archäologen das Objekt in Lingjing (Provinz Henan, China).

Seine Besonderheit: Der Fund zeige, dass künstlerische Traditionen mit Tierskulpturen in Ostasien schon 8.500 Jahre früher als bisher bekannt existiert haben.

Im „Müll“ nach Artefakten gesucht

Die ältesten Beispiele, dass prähistorische Menschen die Welt um sie herum dreidimensional darstellen, sind bereits lange aus Europa bekannt. Diese europäischen, aus Mammut-Elfenbein geschnitzten Tier- und Menschenfiguren, sind rund 40.000 bis 38.000 Jahre alt. Wann prähistorische Gruppen außerhalb Europas Figuren als Teil des kulturellen Repertoires aufnahmen, ist unbekannt.

Einen ersten Hinweis auf Kleinkunst in Asien liefere der neueste Fund. In der Studie beschreiben die Forscher ihre bemerkenswerte Entdeckung der kleinen stehenden Vogelschnitzerei. Diese soll bei der Beantwortung bezüglich der ältesten figuralen Kunst der Menschheit behilflich sein.

Die ersten Ausgrabungen in der Fundstätte Lingjing wurden 2005 von Zhanyang Li, Hauptautor der Studie, durchgeführt. Insgesamt deckte er elf verschiedene Schichten auf, deren Alter von vor 120.000 Jahren bis in die Bronzezeit reichte. Dabei stellte Li fest, dass der größte Teil der fünften Schicht im Jahre 1958 durch den Bau eines Brunnens entfernt worden war. Der Aushub blieb anschließend ganz in der Nähe liegen.

Nach dem Durchsieben dieses Abfallhaufens entdeckten die Forscher schwarzen Feuerstein, welcher mit dem aus der restlichen Schicht 5 identisch war. Außerdem fanden sie weitere Artefakte wie Keramikscherben, verbrannte Tierreste und das Vögelchen.

Vögelchen aus Knochen

Fotografien und 3D-Rekonstruktionen der Vogelfigur. Foto: Francesco d’Errico and Luc Doyon, CNRS

Vögelchen als beliebte Motive

Mithilfe der Radiokarbondatierung schätzten die Autoren das Alter des geschnitzten Vögelchens und des umliegenden Knochenmaterials auf etwa 13.400 bis 13.200 Jahre vor heute. Dieses Ergebnis stimme laut den Forschern mit anderen nordchinesischen Stätten der Altsteinzeit überein. Ein klarer Beweis für die Archäologen, dass die Vogelschnitzerei auch aus dieser Zeit stammt.

Vogeldarstellungen sind ein besonders beliebtes Thema in der chinesischen Kunst der Jungsteinzeit. Eines der ältesten Beispiele hierfür ist ein Jade-Singvogel, welcher auf etwa 5.000 Jahre vor heute datiert wird.

Die Vogelfigur aus Lingjing sei fast 8.500 Jahre älter als bisher bekannte Exemplare aus dieser Region. Zudem weise sie mehrere technologische und stilistische Elemente auf, die sie von zeitgenössischen Darstellungen aus Westeuropa und Sibirien unterscheidet.

Das fehlende Glied in der Forschung

Obwohl noch weitere Beispiele derartiger Schnitzkunst erforderlich sind, deutet die Lingjing-Vogelfigur für Li und seine Kollegen auf das Vorhandensein einer langen künstlerischen Tradition hin. Diese sei außerdem spezifisch für Ostasien und tiefer im Paläolithikum verwurzelt.

Die Autoren fügen hinzu: „Diese Entdeckung identifiziert eine besondere künstlerische Tradition und datiert die Darstellung von Vögeln in der chinesischen Kunst um mehr als 8.500 Jahre [als bisher bekannt] zurück. Die Figur unterscheidet sich technologisch und stilistisch von anderen in Westeuropa und Sibirien gefundenen Exemplaren. So könnte sie das fehlende Glied sein, das den Ursprung der chinesischen Figuren bis ins Paläolithikum zurückverfolgt“.



Epoch TV
Epoch Vital
Kommentare
Liebe Leser,

vielen Dank, dass Sie unseren Kommentar-Bereich nutzen.

Bitte verzichten Sie auf Unterstellungen, Schimpfworte, aggressive Formulierungen und Werbe-Links. Solche Kommentare werden wir nicht veröffentlichen. Dies umfasst ebenso abschweifende Kommentare, die keinen konkreten Bezug zum jeweiligen Artikel haben. Viele Kommentare waren bisher schon anregend und auf die Themen bezogen. Wir bitten Sie um eine Qualität, die den Artikeln entspricht, so haben wir alle etwas davon.

Da wir die Verantwortung für jeden veröffentlichten Kommentar tragen, geben wir Kommentare erst nach einer Prüfung frei. Je nach Aufkommen kann es deswegen zu zeitlichen Verzögerungen kommen.


Ihre Epoch Times - Redaktion