Kleine Seehunde erkunden Nordsee

Vor 30 Jahren raffte eine große Seuche tausende Seehunde dahin. Die aufgepäppelten Heuler, die jetzt wieder in Freiheit kommen, müssen aber erstmal mit ganz banalen Alltagsdingen klar kommen.
Titelbild
Mit Lea (l-r), Fiete und Störtebeker werden am Strand der ostfriesischen Insel Juist die ersten drei Seehunde an der niedersäschsischen Nordseeküste aus ihren Körben in die Freiheit entlassen.Foto: Ingo Wagner/dpa
Epoch Times9. August 2018

Nach wochenlangem Kuraufenthalt an Land kehren die ersten Heuler aus der Seehundstation im ostfriesischen Norddeich in die Nordsee zurück. Tierpfleger hatten sie zunächst mit viel Fisch und gezieltem Schwimmtraining fit für das Überleben in der freien Wildbahn gemacht.

Weil die ersten Jungtiere gesund und kräftig sind und mindestens 25 Kilo wiegen, sollten sie an der Ostspitze der Nordseeinsel Juist ausgesetzt werden.

Heuler sind kleine Seehunde, die den Kontakt zur Mutter verloren haben und heulen, um sie wiederzufinden. Die Jungtiere werden meist nach Störungen durch Menschen am Strand von den Muttertieren verlassen. Spaziergänger sollten die Tiere nie anfassen, sondern Abstand halten und Behörden verständigen. Die Seehundstation Friedrichskoog in Schleswig-Holstein hatte bereits Ende Juli die ersten jungen Seehund-Waisen dieser Saison ausgewildert.

Heute haben die jungen Seehunde eine bessere Überlebenschance als vor 30 Jahren. 1988 hatte die Seehundstaupe, ein tödliches Virus, tausende Tiere an den Nordseestränden dahingerafft. In Wilhelmshaven, beim gemeinsamen Wattenmeersekretariat von Deutschland, Dänemark und den Niederlanden, liefen wöchentlich neue Zahlen über Totfunde in ganz Nordwesteuropa ein. Beim Ausbruch der Seuche herrschte Katastrophenstimmung und die Sorge, dass sogar der gesamte Seehundbestand vernichtet werden könnte. Ende 1988 waren mit rund 18 000 Tieren 60 Prozent der Population verendet.

„Es hat ein paar Wochen gedauert, bis wir den Ursprung des tödlichen Virus gefunden hatten“, erinnert sich der frühere Veterinärmediziner und Meeresschutzexperte Michael Stede. Danach könnten junge Sattel- und arktische Klappmützen-Robben bei Wanderungen nach Süden das Virus eingeschleppt und die Seehunde angesteckt haben.

Ähnlich schlimm war es im Sommer 2002, als sich ein verheerendes Staupevirus an den nordwesteuropäischen Küsten ausbreitete. Bis zum Jahresende verendeten mehr als 21 700 Seehunde an Nord- und Ostsee vor Dänemark, Deutschland und den Niederlanden – gut die Hälfte des Gesamtbestandes.

Von den großen Seuchenzügen haben sich die Seehunde inzwischen längst erholt. Beobachtungen aus der Luft zeigen fast jährlich neue Rekordzahlen der Bestände der drei Nordsee-Anrainerstaaten. 2017 wurden dort rund 25 000 Tiere erfasst. Ende August werden die Daten aus den diesjährigen Zählflügen zusammengerechnet. (dpa)



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