Männer und Frauen haben bei einer Depression gegensätzliche genetische Veränderungen

Die neuesten Ergebnisse einer Studie über depressiven Störungen "haben erhebliche Auswirkungen auf die Entwicklung potentieller neuer Behandlungsmethoden und legen nahe, dass für Männer und Frauen unterschiedliche Methoden entwickelt werden sollten", sagt Dr. Seney.
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Epoch Times9. April 2018

Eine Studie untersuchte die geschlechtsspezifischen molekularen Veränderungen bei schweren depressiven Störungen (MDD). Dabei zeigten Männer und Frauen mit MDD entgegengesetzte Expressionen der gleichen Gene. Das ergab eine neue portmortale Hirnstudie von Forschern an der University of Pittsburgh und des Centre for Addiction and Mental Health (CAMH) in Toronto, Kanada.

Die Ergebnisse der Studie, veröffentlicht in „Biological Psychiatry“, weisen auf eine deutlich unterscheidbare Pathologie hin und empfehlen somit, dass Männer und Frauen mit Depressionen mit unterschiedlichen Methoden behandelt werden sollten.

„Diese wichtige Abhandlung hebt die unterschiedlichen molekularen Mechanismen hervor, die bei Männern und Frauen zu der Entstehung von Depressionen beitragen. Sie stellt die Annahme in Frage, dass eine ähnliche Diagnose bei allen Menschen die gleiche Biologie hat“, sagte John Krystal, Arzt und Herausgeber von „Biological Psychiatry“.

Über diese einzigartige, gegensätzliche Pathologie wurde nun zum ersten Mal berichtet. „Während Forscher seit Jahrzehnten das Gehirn depressiver Menschen untersuchen, wurden viele dieser Studien jedoch nur bei Männern durchgeführt“, sagte die Hauptautorin und Ärztin Marianne Seney von der Universität Pittsburgh.

Und das trotz der Unterschiede, die Männer und Frauen mit MDD aufweisen ‑ Frauen leiden doppelt so oft unter MDD und berichten über einen größeren Schweregrad und andere Symptome als Männer.

In einer Meta-Analyse kombinierte die Studie acht veröffentlichte Datensätze, vier über Männer und vier über Frauen. Seniorautor und Arzt Etienne Sibille vom CAMH und Kollegen analysierten das Gehirngewebe von 50 Verstorbenen mit MDD (26 Männer und 24 Frauen) auf unterschiedliche Genexpressionen, die anzeigen, wie viel Protein ein Gen produziert, und der gleichen Anzahl von Personen ohne MDD zum Vergleich.

Die meisten Gene mit veränderter Expression traten entweder nur bei Männern oder nur bei Frauen auf. Die veränderten Gene allerdings, die sowohl bei Männern als auch bei Frauen auftraten, veränderten sich jeweils in die entgegengesetzte Richtung.

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Frauen hatten vermehrte Expressionen bei Genen, die die Synapsenfunktion beeinflussen, während sie bei Männern vermindert auftraten. Genau andersherum verhielt es sich bei den Genen, die die Immunfunktion beeinflussen: hier nahm die Expression bei Frauen ab, während sie bei Männern anstieg.

Darüber hinaus haben die Forscher ihre Analysemethoden bei einer weiteren Gruppe von Probanden angewendet und die gegensätzlichen Veränderungen repliziert. Die Analyse umfasste drei verschiedene Hirnregionen, die die Stimmung regulieren und die bei Menschen mit MDD gestört sind – den vorderen zingulären Kortex, den dorsolateralen präfrontalen Kortex und die Amygdala.

Die entgegengesetzten Veränderungen der Genexpression waren für die verschiedenen Hirnregionen spezifisch. Wenn also bei Frauen die Expression eines bestimmten Gens in einer Region erhöht und in einer anderen verringert war, zeigten die Männer genau das Gegenteil.

Da für die Studie postmortales Hirngewebe verwendet wurde, konnte nicht untersucht werden, wie unterschiedlich sich die entgegengesetzten molekularen Signaturen auf die Männer und Frauen mit MDD auswirkten. Doch die Ergebnisse stützen die geschlechtsspezifische Pathologie der Erkrankung.

„Diese Ergebnisse haben erhebliche Auswirkungen auf die Entwicklung potentieller neuer Behandlungsmethoden und legen nahe, dass für Männer und Frauen unterschiedliche Methoden entwickelt werden sollten“, so Dr. Seney.

Beispielsweise rieten die Autoren der Abhandlung dazu, dass neue Behandlungen, die auf die geschlechtsspezifische Pathologie bei MDD abzielen, die Immunfunktion bei Männern unterdrücken und bei Frauen verstärken sollten.

Zur Verfügung gestellt von: Elsevier

Quelle: Vision Times 



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