Mediziner warnt vor „Mülltsunami“ in Krankenhäusern

Sterilisieren - oder einfach wegwerfen? Bei einer Operation könne schon mal so viel Müll entstehen wie bei einer vierköpfigen Familie in der Woche. Ein Mediziner mahnt zum Umdenken.
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Ein Mülleimer mit medizinischen Abfällen. Symbolbild.Foto: iStock
Epoch Times27. Oktober 2021

Vor einer steigenden Umweltbelastung durch Krankenhäuser hat der Bonner Mediziner Dieter Christian Wirtz gewarnt.

„Krankenhäuser produzieren einen Mülltsunami“. Dies sei ökologisch nicht vertretbar, sagte Wirtz anlässlich des Deutschen Kongresses für Orthopädie und Unfallchirurgie in Berlin, dem er als Präsident vorsitzt. Zugleich mahnt Wirtz ein Umdenken beim Energieverbrauch an, um das Emissionsaufkommen im Gesundheitssektor zu senken.

Gesetzliche Regelungen, wie Implantate und Instrumente anzuwenden seien, müssten den ökologischen Herausforderungen angepasst werden. „Krankenhäuser müssen sich zur Energie- und Abfallminimierung mehr in Richtung Ressourcenreduktion, Wiederverwendung und mehr Recycling orientieren. Auch die Politik ist hier gefragt: Überregulierte Vorschriften müssen abgeschafft werden“, so Wirtz.

Wegwerfinstrumente, die problemlos wieder aufbereitet werden könnten, aber vernichtet werden, weil es so vorgeschrieben ist, ärgern Wirtz: „Wenn Sie zum Zahnarzt gehen, wirft er den Bohrer auch nicht nach jedem Patienten in den Sondermüll“.

Neuanschaffung „billiger als Sterilisierung“

Eine Operation könne mehr Müll verursachen als eine vierköpfige Familie in einer Woche. „Bei einer aufwändigen orthopädischen Operation fallen bis zu 100 Kilogramm Müll an“, so der Präsident der Deutschen Gesellschaft für Orthopädie und Unfallchirurgie (DGOU) und der Deutschen Gesellschaft für Orthopädie und Orthopädische Chirurgie (DGOOC).

Auf Stationen und Ambulanzen, aber auch in Arztpraxen und Pflegeheimen fallen Expertenschätzungen zufolge jährlich mehrere Tausend Tonnen Wegwerf-Edelstahl an, weil es kostengünstiger scheint, Instrumente wie Scheren, Pinzetten oder Klemmen billig einzukaufen statt zu sterilisieren.

Kritisiert wurde dies bereits in der Vergangenheit unter anderem vom Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) und der Deutschen Gesellschaft für Krankenhaushygiene (DGKH).

Der Wasserverbrauch im Krankenhaus liege bei bis zu 1.000 Litern pro Tag pro Patient, kritisiert Wirtz weiter. Er schlägt vor, Wasserhähne mit Ellenbogenmechanismus durch sensorgesteuerte Lösungen zu ersetzen. Mit diesen lasse sich pro Patient und Tag Wasser in der Größenordnung einer Wasserkiste einsparen.

Auch der Energieverbrauch sei sehr hoch. Krankenhäuser stoßen demnach innerhalb des Gesundheitswesens mit 24 Prozent die zweitmeisten Treibhausgase aus, nur die Herstellung der Medikamente liege mit 25 Prozent davor. (dpa/dl)



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