Schiffslärm stört Buckelwale bei der Nahrungssuche

Dass Schiffs- und anderer Lärm Wale stört, ist inzwischen für viele Arten nachgewiesen. Bartenwale, zu denen auch die Buckelwale gehören, gelten dabei als besonders gefährdet: Sie kommunizieren in jenen niedrigen Frequenzbereichen, die auch Schiffe hauptsächlich produzieren.
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In der Gegenwart von Schiffen sind die bis zu 19 Meter langen Buckelwale beim Tauchen nach Beute weniger erfolgreich.Foto:  Soledad Contreras/Archiv/dpa
Epoch Times10. August 2016
Schiffsgeräusche können Buckelwale bei der Nahrungssuche beeinflussen. In der Gegenwart von Schiffen sind die bis zu 19 Meter langen Tiere beim Tauchen nach Beute weniger erfolgreich.

Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie mit Messdaten aus dem Nordatlantik. Hannah Blair von der Syracuse University (US-Staat New York) und ihre Kollegen veröffentlichten ihre Studie im Fachjournal „Biology Letters“ der britischen Royal Society.

Die Forscher statteten zehn Buckelwale (Megaptera novaeangliae) mit Sensoren aus, die sowohl Umgebungsgeräusche als auch die Bewegung der Tiere aufzeichneten. Die Registrierung erfolgte nachts, sie begann jeweils eine Stunde nach Sonnenuntergang und endete eine Stunde vor Sonnenaufgang.

Die Daten wurden 2006 bis 2009 im Golf von Maine (nördliche Ostküste der USA) in der Umgebung der Stellwagen Bank erhoben. Diese flache Meeresregion ist für Buckelwale geeignet, da sie auf dem Meeresboden auf Nahrungssuche gehen.

Ein auffälliges Fressverhalten ist die Seitenrolle (side-roll), bei der sich die Meeressäuger bei der Jagd nach Sandaalen auf die Seite drehen. Die Forscher registrierten 29 Prozent weniger Seitenrollen, wenn Schiffsgeräusche zu hören waren. Auch das Ab- und das Auftauchen geschahen deutlich verlangsamt.

Besonders empfindlich reagierten weibliche Wale auf die Geräusche, zwei davon in Begleitung ihrer Kälber, und ein schwangeres Tier. Bemerkenswert finden die Forscher, dass dieses Verhalten auch nachts zu erkennen ist, wenn deutlich weniger Schiffe unterwegs sind als tagsüber. Zwar seien Buckelwale sehr anpassungsfähig, doch vollständig könnten sie die Störung durch die Schiffe offenbar nicht kompensieren.

Blair und Kollegen haben mehrere mögliche Erklärungen für das veränderte Verhalten der Wale: Die Tiere könnten sich in ihren Möglichkeiten, aufzutauchen und Luft zu holen, beeinträchtigt fühlen. Auch könnten die Geräusche dazu führen, dass sich die Sandaale vermehrt in den Boden einbuddeln, was die Jagd auf sie schwieriger macht. Zudem könnten die Schiffsgeräusche die Verständigung der Wale untereinander stören, wenn sie ihre gemeinsame Nahrungssuche koordinieren.

Dass Schiffs- und anderer Lärm Wale stört, ist inzwischen für viele Arten nachgewiesen. Bartenwale, zu denen auch die Buckelwale gehören, gelten dabei als besonders gefährdet: Sie kommunizieren in jenen niedrigen Frequenzbereichen, die auch Schiffe hauptsächlich produzieren.

Vor einigen Monaten zeigte jedoch eine Studie, dass auch Schwertwale (Orca), die eigentlich höhere Frequenzen für die Jagd und die Verständigung nutzen, durch Schiffslärm beeinträchtigt werden. 2014 wies eine Studie nach, dass seismische Messungen Schweinswale wie den Kleinen Tümmler vertreiben. Solche Messungen verwenden Unternehmen, um beispielsweise Rohstoffvorkommen oder die geologischen Bedingungen vor dem Bau von Windparks erkunden.

Das jahrzehntelange Jagdverbot in den meisten Meeresregionen hat dazu geführt, dass sich die Bestände von Buckelwalen gut erholt haben. Auf der Roten Liste gefährdeter Arten der Weltnaturschutzunion IUCN ist für Buckelwale „wenig Besorgnis“ (least concern) verzeichnet. Das amerikanische Gesetz gefährdeter Arten (Endangered Species Act) stuft Buckelwale noch als „gefährdet“ ein.

Allerdings hat die Nationale Ozean- und Atmosphärenbehörde der USA (NOAA) 2015 in einer Studie vorgeschlagen, Buckelwale weltweit in 14 Populationen einzuteilen. Davon sollten nur zwei Populationen als „gefährdet“, zwei als „bedroht“ und die übrigen zehn als „nicht bedroht“ eingestuft werden, darunter die Population an der amerikanischen Atlantikküste.

(dpa)


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