Transhumanismus: Bezos und Gates arbeiten an Schnittstelle zwischen Gehirn und Computer

Nach Elon Musk wollen sich nun auch Bill Gates und Jeff Bezos an Gedankensteuerungs-Technologie versuchen. Ihr Partner soll das Unternehmen Synchron sein.
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Einer der Investoren des Projekts von Synchron: Amazon-Gründer Jeff Bezos.Foto: Cliff Owen/AP/dpa/dpa
Von 16. Dezember 2022

Tesla-CEO Elon Musk und sein Projekt Neuralink bekommen offenbar schon zeitnah Konkurrenz. Wie das Magazin „Fortune“ berichtet, wollen die US-Milliardäre Jeff Bezos und Bill Gates gemeinsam in das New Yorker Unternehmen „Synchron“ investieren. Ziel des Investments soll die Entwicklung einer Schnittstelle zwischen einem Computer und einem menschlichen Gehirn sein. Vor allem Menschen mit Lähmungen soll dies wieder die Teilnahme am Alltag ermöglichen.

Synchron-CEO will Mittel in klinische Studien stecken

Am Freitag (16.12.) gab das von den australischen Professoren Tom Oxley und Nick Opie gegründete Unternehmen die Beteiligung vonseiten der Milliardäre bekannt. Demzufolge habe man eine sogenannte Serie-C-Finanzierungsrunde in Höhe von 110 Millionen Dollar abgeschlossen. An dieser seien als Investoren die Unternehmen Bezos Expeditions, Gates Frontier und ARCH Venture Partners beteiligt.

Das Projekt trägt den Namen „Synchron Switch“. Die anvisierte Schnittstelle soll über die Jugularvene in die Blutgefäße an der Oberfläche des motorischen Cortex des Gehirns implantierbar werden.

Verlaufen die Entwicklungsarbeiten erfolgreich, kann die Schnittstelle Information aus dem Gehirn erkennen und drahtlos übertragen. Auf diese Weise will man es schwer gelähmten Personen ermöglichen, auf sie abgestimmte Geräte zu steuern, ohne Gliedmaßen benutzen zu müssen.

Synchron-CEO Oxley kündigt in einer Erklärung an, die zur Verfügung gestellten Mittel für eine entscheidende klinische Studie einsetzen zu wollen:

Wir haben die Möglichkeit, eine erstklassige kommerzielle [Gehirn-Computer-Schnittstelle] zu entwickeln.“

Vorhaben soll „minimalinvasiv“ für den Menschen sein

Oxley wies darauf hin, dass das Problem der Lähmungen viel größer sei als vielerorts angenommen. Allein 100 Millionen Menschen weltweit litten unter einer Beeinträchtigung der oberen Gliedmaßen. Der Geschäftsführer von ARCH, Robert Nelson, wiederum lobte die Entschlossenheit von Synchron.

Das Unternehmen helfe Menschen mit unheilbaren Krankheiten, „die Verbindung zur Welt wiederherzustellen“. Insgesamt sei es „eine aufregende Zeit für die Neurotechnologie“. In den USA und in Australien liefen jetzt bereits klinische Studien.

Nick Opie erläuterte, dass sein Projekt „minimalinvasiv“ sei, was ein potenzieller Vorteil gegenüber Elon Musks Neuralink wäre. Man müsse weder Kopfhaut noch Schädel entfernen und auch keine Elektroden direkt in das Hirngewebe einführen. Patienten würden sich so auch schneller von dem Eingriff erholen. Gegenüber der Agentur AAP äußert Opie:

Wir haben einen cleveren Weg gefunden, um an die richtige Stelle im Gehirn zu gelangen, indem wir einfach die körpereigenen Autobahnen und Blutgefäße nutzen.“

Erste von Synchron entwickelte Anwendungen erfolgreich eingesetzt

Bisher haben vier australische Lähmungspatienten im Royal Melbourne Hospital und einer im Mount Sinai Hospital in New York Implantate von Synchron erhalten. Die Eingriffe fanden im Jahr 2020 beziehungsweise im Juli 2022 statt.

Opie zog eine positive Bilanz zu den bisherigen Anwendungsfällen:

Alle diese Patienten waren in der Lage, einen Computer mit ihren Gedanken zu steuern, und es gab keine ernsthaften gerätebedingten Auswirkungen.“

Im vergangenen Jahr hatte die US-Arzneimittelbehörde FDA Synchron eine Zulassung für ihre bisher entwickelten Produkte zur Gedankensteuerung von Computern erteilt. Neben Bezos, Gates und ARCH sind noch weitere elf Unternehmen an dem nunmehrigen Investitionsvorhaben beteiligt.

Auch Elon Musk soll bereits an Synchron herangetreten sein, allerdings sei es noch zu keiner Vereinbarung gekommen. Sein eigenes Neuralink-Projekt hat noch keine Zulassung, obwohl er schon in sechs Monaten mit Tests am Menschen beginnen wollte.

Elon Musk präsentierte „Pong“ spielenden Affen

Bereits 2021 hatte Musks Neuralink-Projekt ein Video veröffentlicht, dass einen Affen zeigt, dem eine Schnittstelle eingesetzt worden war. Dieser sei, wie die BBC berichtete, in der Lage gewesen, allein mit der Kraft seiner Gedanken das Videospiel „Pong“ zu spielen. Seine Gehirnsignale habe er drahtlos über ein implantiertes Gerät gesendet.

Die beteiligten Forscher erklärten damals, ihr Ziel sei die Entwicklung eines drahtlos und vollständig implantierbaren „Brain Machine Interface“ (BMI), das klinisch nutzbar wäre.

Elon Musk erklärte dazu auf Twitter:

Das erste Neuralink-Produkt wird es Menschen mit Lähmungen ermöglichen, ein Smartphone mit ihren Gedanken schneller zu bedienen als jemand, der die Daumen benutzt.“

Die nächste Stufe werde sein, „dass zum Beispiel Querschnittsgelähmte wieder gehen können“.

Im Jahr 2015 hatte Musk prognostiziert, dass „mit der Zeit […] biologische und digitale Intelligenz mehr verschmelzen“ würden. Am Ende solle es sogar möglich sein, Gedanken ins Internet hochzuladen. Kritiker merken an, dass diese damit auch heruntergeladen könnten – und die Technologie zur missbräuchlichen Steuerung von Menschen zur Verfügung stünde.



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