System-Kollaps: Ging die Globalisierung darum bereits zur Bronzezeit einmal schief?

Globalisierung und damit verbundene Probleme soll es im antiken Orient schon einmal gegeben haben. Was können wir heute mit Migrationsströmen und Finanzkrisen daraus lernen?
Titelbild
Der Orient 1.200 v. Chr.Foto: Screenshot Wikipedia
Von 19. August 2015

Einige neue Studien zum Zusammenbruch der antiken mediterranen Staatenwelt vor 1.200 Jahren scheinen im Zeichen der Zeit zu stehen und Parallelen zur aktuellen globalen Situation zu zeigen. Die Zeitschrift "Antike Welt" widmete diesem Thema in ihrer letzten Ausgabe mehrere Artikel.

Forscher kommen darin zum gemeinschaftlichen Schluss, es müsse sich um einen ökonomischen System-Kollaps gehandelt haben.

Tatsächlich waren zu dieser Zeit die Hochkulturen Europas, Asiens und Afrikas auf eine bis dato ungeahnte Weise verknüpft. Über Fernhandelswege waren weite Teile der Kontinente in dieses System eingebunden.

In dieser Welt waren die Stadtstaaten hochgradig spezialisiert und voneinander abhängig, sodass einige sich gegenseitig negativ beeinflussende Katastrophen zu einem Kollaps geführt haben müssen. Dafür sprechen verschiedene Fakten.

Seit 150 Jahren beschäftigen sich Geschichtswissenschaftler mit der Frage, wie ein so riesiges Handelssystem in nur wenigen Jahren hat untergehen können. Naturkatastrophen wie Vulkanausbüche und Klimaschwankungen, Hungersnöte, soziale Unruhen, aber vor allem Invasoren wurden ursprünglich verantwortlich gemacht. Die Fragilität dieses Systems aber scheint der Schlüssel zum Verständnis der geschichtlichen Vorgänge jener Zeit zu sein.

Fallbeispiel Mykene

Ein Beispiel liefert die Kultur der mykenischen Griechen. Damals bildeten Mykene in Tiryns, Pylos, Athen, Theben oder Orchomenos ein regelrechtes Staatensystem, das eng miteinander verknüpft war.

Die Linear-B-Schrift ist ein wesentliches Beispiel für die Spezialisierung des antiken Griechenlands. Sie wurde in den 1950er-Jahren von Michael Ventris und John Chadwick als eine Variante des Altgriechischen entziffert. Diese Mischung aus Silben und Ideogrammen setzte aber in ihrer Anwendung geschulte Spezialisten voraus.

In der zentralistisch organisierten Palastwirtschaft waren hoch spezialisierte Gewerbe angesiedelt und die Organisation von Handel und Landwirtschaft wurden präzise geplant. So konnte bereits eine kurze Unterbrechung des Nachschubs an Metallen oder anderen Materialien eine Krise hervorrufen.

Die Konkurrenz um die schmalen Ressourcen drohte offenbar in kriegerische Konflikte auszuarten.

Schließlich kam es, wie die Linear-B-Tafeln berichten, zum Zusammenbruch des Fernhandels mit den strategischen Gütern Kupfer und Zinn, den Grundstoffen der Bronzeherstellung.

Zuvor standen speziell Invasoren aus dem Balkanraum mit leichten Schiffen und Eisenwaffen und Einwanderer aus Kleinasien als Grund für den Kollaps der Bronzezeitgesellschaft hoch im Kurs.

Diese sollen neueren Erkenntnissen nach aber lediglich Ramses III. betroffen haben.

Die Machtübernahme durch die Aramäer in Syrien und die Hapiru (Hebräer) in Palästina geschah nicht durch „Eindringlinge“, wie lange angenommen. Denn diese Völker waren seit jeher in ihre Welt eingebunden gewesen. Heute wird angenommen, diese hätten parallel proto-staatliche Strukturen gebildet, die nach einem Aufruhr gegen die Handelsstädte oder deren Zerfall zum Tragen kamen.

Und nicht alle Städte wurden zerstört – viele wurden nur verlassen und die umliegenden Siedlungen weiterhin bewohnt. Darauf weisen Siedlungen um die Handelsstädte hin, die nach deren Zerfall weiter betrieben oder auf einem niedrigeren technologischen Stand erneut aufgebaut wurden.

Kann man daraus etwas lernen?

Bestimmt ist es kein Zufall, dass Forschern gerade in dieser Zeit zu jener Erkenntnis gelangen, wie es zum Zusammenbruch dieser alten Reiche kommen konnte. Schließlich stehen wir heutzutage täglich vor der Frage, wie wir mit Finanzkrisen und Migrantenströmen umgehen sollen.

Was kann man denn aus der Geschichte lernen? Dass unsere Hochkultur hochgradig fragil ist, steht außer Frage.

Vielleicht rückten auch in der damaligen Zeit durch die Konzentration auf Kommerz und Wohlstand andere Dinge wie Spiritualität und Glauben und Moral in den Hintergrund – Dinge die die innerliche Stärke und Abwehrkraft einer Gesellschaft ausmachen.

Mehr Selbstlosigkeit unter Führungspersönlichkeiten in Politik und Wirtschaft würde sich bestimmt auch in Krisenzeiten die Unterstützung des Volkes sichern.

Quelle: Welt



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