Die Rangliste der gesellschaftlichen Ressource „Vertrauen“

Demokratische Prinzipien stärken den gesellschaftlichen Nutzen des Vertrauens - Vertrauen stärkt gesellschaftliches Engagement und Toleranz. Ergebnis: Westdeutsche vertrauen mehr als Ostdeutsche. In Asien gibt es dagegen viel weniger generelles Vertrauen als bislang angenommen.
Epoch Times5. Oktober 2011

Leihen Sie einem flüchtigen Bekannten einen kleinen Geldbetrag? Gehen Sie ganz unbefangen mit Fremden um, die Sie nach dem Weg fragen? Wenn ja, dann gehören Sie zu den Menschen, die grundlegendes Vertrauen in ihre Mitmenschen haben. Diese Art von Vertrauen gilt Sozialwissenschaftlern und Ökonomen als besonders wertvolle Ressource für ein florierendes Gemeinwesen. Ein deutsch-britisches Forscherteam unter Federführung der Jacobs University Bremen und der Leuphana Universität Lüneburg hat in einer mehr als 50 Länder umfassenden Studie untersucht, wo dieser Wesenszug am weitesten verbreitet ist.

Ein Resultat: Westdeutsche vertrauen mehr als Ostdeutsche. In Asien gibt es dagegen viel weniger generelles Vertrauen als bislang angenommen.

Keine Ursachenforschung

Das Forscherteam hat Umfragedaten der Welt-Werte-Studie mit mehr als 60.000 Befragten ausgewertet. Dabei ist es ihnen gelungen, generelles Vertrauen erstmals so zu messen, dass es wirklich über Länder und Kulturen hinweg vergleichbar ist. Am meisten Vertrauen haben der Studie zufolge die Schweden, Schweizer und Norweger, am wenigsten die Menschen in der Türkei, Ruanda und Trinidad & Tobago. Deutschland liegt auf Platz 7 (alte Bundesländer) bzw. 11 (neue Bundesländer). Allgemein gesprochen ist generelles Vertrauen in reichen westlichen Gesellschaften höher als in ärmeren, nicht-westlichen Ländern.

Vertrauen wird schon seit Jahrzehnten in Umfragen gemessen mit der Frage: Kann man den meisten Menschen vertrauen? Allerdings wusste man bisher nicht, wen sich die Befragten unter „meiste Menschen“ vorstellen. „Der Clou unserer Studie ist, dass wir erstmals konkret diesen Radius des Vertrauens bestimmen konnten“, erläutert Professor Dr. Jan Delhey von der Jacobs University Bremen. „Dies war möglich durch zusätzliche Fragen, die genauer erkunden, wie sehr die Befragten einerseits Familienmitgliedern und Freunden vertrauen, andererseits Menschen anderer Religion und Nationalität. Bringt man diese neuen Informationen mit der altbewährten Vertrauensfrage in ‚die meisten Menschen‘ in Verbindung, kann man den Radius des Vertrauens abschätzen.“

Geringes Vertrauen in Asien

Es zeigte sich tatsächlich, dass dieser Radius von Land zu Land stark variiert: „Insbesondere Asiaten haben einen engen Vertrauensradius, allen voran Südkoreaner, Thailänder und Chinesen“, fasst Professor Dr. Christian Welzel von der Leuphana Universität Lüneburg eines der Hauptergebnisse der Studie zusammen. „Ihr Vertrauen beschränkt sich überwiegend auf Familie und Freunde.“ In Asien gibt es also viel weniger generelles Vertrauen, als bisher angenommen. Die meisten westlichen Gesellschaften haben dagegen einen relativ weiten Vertrauensradius.

Die Forscher konnten zudem zeigen, dass der gesellschaftliche Nutzen, den Vertrauen stiftet, stark vom Vertrauensradius abhängt: In Ländern mit einem weiten Radius engagieren sich die Menschen stärker in Vereinen, haben mehr Toleranz und unterstützen stärker demokratische Prinzipien. (sfr / idw-online)

 



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