GIER – Verblendung im Nicht-Wissen

Von 17. September 2012

In dem 2009 im ECON-Verlag erschienenen Buch „Die Gier war grenzenlos“ offenbarte eine Frankfurter Börsenhändlerin unter dem Autorennamen Anne T. das verführerische Suchtpotential ihres Berufsstandes. Hier wird schonungslos eine tagtägliche Realität offenbart, die der brave Bürger sonst nur aus Kinofilmen wie „Casino“ mit Robert de Niro in der Hauptrolle kennt.

Die erschreckenden Tatsachen aus dem Film „Let’s make Money – vom Wahnsinn, der Methode hat“ (Dokumentarfilm-Preis 2009) sind längst aus dem Tagesbewusstsein der konsumnarkotisierten Bevölkerung entschwunden. Der Mensch lebt inzwischen zum „homo stupidus“ verdummt und degradiert in einer Hamsterrolle und wird mit den Nahrungsmitteln „Medien, Macht, Gier, Lüge, Betrug“ zu Tode gefüttert. Gier ist eine Vorgabe der Mächtigen. „GREED is allright“, „Gier ist in Ordnung“, war das Motto einer Werbekampagne im Jahre 2002 in Indien für den Verkauf von Autos der Firma DaimlerChrysler.

Die Buchautorin ist eine hochbegabte junge Börsenhändlerin, Abitur mit der Note 1,0, ein erfolgreiches BWL-Studium, in vier Sprachen fließend zu Hause. Sie beschreibt im Detail den Casino-Wahnsinn in den Handelsräumen ihres Bankhauses – Alkohol, Drogen, Sex – Leben im Strudel eines gewaltigen Geldrauschs, wo manchmal in nur einer Stunde 500 Millionen Euro auf sonderbare Weise bewegt werden. Hauseigene Mathematiker und Physiker müssen ständig neue Computer-Rechenmodelle entwickeln. Man nennt sie „Rocket Scientists“.

Wer gierig ist, schaut weg vom Wesen der Wirklichkeit. Der Lateiner spricht von „aviditas“, der Franzose von „avidité“. Es geht um „avidere“ (dieses lat. Verb existiert leider nicht), macht aber den tieferen Sinn deutlich. Das entsprechende Wort im Sanskrit ist „Avidya“, die Unwissenheit; wörtlich die Verweigerung gegen das Schauen (lat.: videre). Das ursprüngliche Sanskritwort für Gier ist „Trishna“.

Als „Pleonexie“ (griechisch: πλεονεξία) – von griechisch: pleon (mehr) und echein (haben) – werden seit der antiken Philosophie zwei Phänomene der Gier beschrieben: zum einen ein Mehr-Haben, ein Vorteil oder ein größerer Anteil, den ein Mensch im Vergleich zu anderen besitzen kann. Zum anderen ein moralisch verwerfliches Mehr-Haben-Wollen, verwandt mit Habsucht, Gier und Anmaßung. In seiner Nikomachischen Ethik bezeichnet Aristoteles die Pleonexie als eine der drei Formen der Ungerechtigkeit.

Lao Tse „Tao Te King“, Kapitel 9

„Es ist besser, ein Glas nur halb zu füllen
und nicht bis zum Rand.
Wenn die Klinge zu scharf ist,
ist sie schnell wieder stumpf.
Wenn ein Laden voller Geld und Edelsteine ist,
ist es fast unmöglich, ihn zu schützen.
Wer nach Titeln und Reichtum strebt,
dem folgt das Unglück ganz von selbst.
Zieh dich zurück, wenn die Arbeit getan ist.
Das ist der Weg des Himmels.“


{R:2}Der Religionsphilosoph Roland R. Ropers ist Autor und Herausgeber etlicher Bücher:

Was unsere Welt im Innersten zusammenhält: Hans-Peter Dürr im Gespräch mit bedeutenden Vordenkern, Philosophen und Wissenschaftlern von Roland R. Ropers und Thomas Arzt; 2012 im Scorpio Verlag

Eine Welt – Eine Menschheit – Eine Religion von Bede Griffiths und Roland R. Ropers

Gott, Mensch und Welt. Die Drei-Einheit der Wirklichkeit von Raimon Panikkar und Roland R. Ropers

Die Hochzeit von Ost und West: Hoffnung für die Menschheit von Bede Griffiths und Roland R. Ropers

Geburtsstunde des neuen Menschen. Hugo Makibi Enomiya-Lassalle zum 100. Geburtstag von Roland R. Ropers

 



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