KONESSENZ – gemeinsam das Wesentliche erfahren

Von 5. August 2013

Die Etymosophie-Kolumne von Roland R. Ropers erscheint wöchentlich exklusiv in der EPOCH TIMES Deutschland.

Das tägliche Bombardement an Nachrichten hat mit zum Leben notwendigen Neuigkeiten nur wenig zu tun. Die gemeinsame (lat. con = zusammen) Suche nach dem Wesentlichen, nach der Essenz, (lat. esse = sein) für den Aufenthalt auf dem Planeten Erde bedarf einer oft mühevollen Anstrengung, die nicht ganz einfach zu meistern ist. Wesentliches von Unwesentlichem zu trennen, erfordert ein großes Erfahrungswissen und eine Gemeinsamkeit, Konessenz, um auch für alle fruchtbar zu werden.

Bevor Buddha, der Erwachte starb, sprach er zu seinen Mönchen: „Meine Freunde, das ist nur mein physischer Körper. Mein Dharma-Körper, mein wahres Wesen, wird bei euch sein, solange ihr fortfahrt zu praktizieren. Nehmt Zuflucht zur Insel des Selbst. Der Buddha ist dort.“ Diese Aussage entspricht der anzustrebenden Konessenz.

Wann immer wir uns mit dem Buddha- oder Christus-Licht verbinden, können wir die Lichtstrahlen aller erleuchteten Wesen erfahren, werden irgendwann selbst zu Trägern des Lichts und beginnen, Licht auszustrahlen.

Unermesslich groß ist der „leere“ Raum der Gegenwart – nur hier können wir uns frei und befreit fühlen, nicht in der Vergangenheit oder der so genannten Zukunft. Der weite Ozean der Glückseligkeit, der Einsicht und des Friedens ist das Weltenmeer in unserem tiefsten Inneren, losgelöst von der hinderlichen Ego-Hülle. In unserer innersten Schatzkammer gibt es nichts mehr zu besitzen, aber wir sind eingebunden in das kostbarste Juwelennetz der Erkenntnis:

Alle Dinge sind ohne Herkunft,
und niemand kann sie erschaffen.
Es gibt keinen Ort, an dem sie entstehen.
Sie können nicht unterschieden werden.

Alle Dinge sind frei von der Vorstellung von Sein und Nicht-Sein. Sie sind niemals geboren worden. Wir können sie weder mit unseren Begriffen erfassen noch sie anhand unserer geistigen Kategorien unterscheiden. Es gibt keinen Urheber, keinen Schöpfer. Das ist die wahre Natur der Wirklichkeit, das ist ihre Essenz. Wir können nur dann Dinge wirklich berühren und erfahren, wenn wir uns freimachen von allen Konzepten über Geburt und Tod, Schöpfer und Erschaffenes. Immer wieder geht es darum, die Wirklichkeit von Nicht-Geburt und Nicht-Tod zu durchdringen, um die Buddha-Natur zu berühren. Das Gleiche gilt für die Christus-Wirklichkeit. Es hängt von uns selbst ab, ob wir in einer Welt leben voller Leid, Diskriminierung, Krieg und Zerstörung oder in einer Welt voller Blumen, voller Vögel, Liebe, Frieden und Verstehen.

Alles kommt aus unserem Geist. Der Geist erschafft alles – unsere Furcht, unseren Kummer, Geburt, Tod, Gewinn und Verlust, die Hölle, Liebe, Hass, Verzweiflung und Unterscheidung. Wenn wir mit dem Herzen horchen – ohne Intellekt – werden wir von der Wirklichkeit berührt und vom konessentiellen Verwobensein durchdrungen.

Wenn wir gemeinsam auf Wesentliches ausgerichtet sind, können viele Nachrichten schneller durchschaut und überflüssig werden. Wir brauchen dringend eine heilsame Nachrichtensperre, wofür der Engländer das herrliche Wort „news blackout“ verwendet.

Die englische Sprache kennt das Wort „message“ im Sinne von Botschaft sowie das Wort „news“ = Neuigkeiten. Im Französischen wird das Wort „nouvelle“ gebraucht.

Unsere deutschen Worte: Nachricht, benachrichtigen, Nachrichtenagentur, Nachrichtensendung, Nachrichtenverbindung etc. haben nichts mit Orientierung, mit einem Sich-Danach-Richten zu tun.

Brave, obrigkeitshörige Bürger richten sich jedoch nur allzu gern nach jedem und nach allem, seien es Nachrichten, Talkshows oder Ratgeberliteratur. So werden irgendwann die Nachrichten Schaden anrichten. Im Englischen würde ich dafür einen neuen Begriff vorschlagen: NDS = News Damage Sickness, Seuchenschaden durch Nachrichten. Wir könnten uns auch ausrichten auf Wesentliches, auf die Essenz, für die wir ein Gespür entwickeln.

Im 24. Kapitel des „Tao Te King“ von Lao Tse lesen wir:

„Wer auf den Zehenspitzen steht,
steht nicht fest.
Wer mit gespreizten Beinen geht,
kommt nicht vorwärts.
Wer sich hervortut,
wird nicht anerkannt.
Wer sich selbst Recht gibt,
wird nicht geehrt.
Wer sich seiner Verdienste rühmt,
dem kommen keine Verdienste zu.
Wer prahlt, wird nicht hochgeachtet.
Aus der Sicht des Weges
ist dies wie übermäßiges Essen
und wie nutzloses Bemühen.
Darum gilt Folgendes.
Wer dem Weg folgt,
der lässt alles zurück.“

{R:2}

Der Religionsphilosoph Roland R. Ropers ist Autor und Herausgeber etlicher Bücher:

Was unsere Welt im Innersten zusammenhält: Hans-Peter Dürr im Gespräch mit bedeutenden Vordenkern, Philosophen und Wissenschaftlern von Roland R. Ropers und Thomas Arzt; 2012 im Scorpio Verlag

Eine Welt – Eine Menschheit – Eine Religion von Bede Griffiths und Roland R. Ropers

Gott, Mensch und Welt. Die Drei-Einheit der Wirklichkeit von Raimon Panikkar und Roland R. Ropers

Die Hochzeit von Ost und West: Hoffnung für die Menschheit von Bede Griffiths und Roland R. Ropers

Geburtsstunde des neuen Menschen. Hugo Makibi Enomiya-Lassalle zum 100. Geburtstag von Roland R. Ropers

Roland Ropers erreichen Sie mit: [email protected]



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