TERROR in TERRA – die Erde schreit nach Begegnung, nicht Gegnern

Von 8. Oktober 2012

 

Es ist geradezu auffällig, wie sich die lateinischen Worte terrror (Schrecken) und terra (Erde) ähneln. Sie sind männlichen und weiblichen Geschlechts.

Der wunderschöne Planet Erde lebt seit vielen Jahren in Furcht und Schrecken und hat ständig unübersehbare Warnzeichen von sich gegeben. In der Schöpfungsgeschichte (Genesis 6,1 – 9,29) finden wir die eindrucksvolle Geschichte von Noah und der Sintflut. Als Antwort auf den moralischen Niedergang der Menschen wurden sie von den Naturgewalten im göttlichen Auftrag vertilgt. Nur Noah und seine Familie mitsamt den Tieren durften sich retten.

Der Mensch möchte jetzt die Naturgewalten beherrschen, die Natur ist für viele zum Gegner oder zum Objekt der Ausbeutung geworden. Welch eine Anmaßung! Und diese Muster der Feindseligkeit und Ausbeutung werden auch auf Menschen übertragen. Gleichzeitig hat sich eine große Schwäche breit gemacht, der alles gleich-gültig ist, sogar männlich und weiblich.

Das lat. Wort für Feind, Gegner: adversarius, engl.: adversary, macht uns sehr deutlich, worum es letztlich geht: das lat. Verb advertere heißt wörtlich: zuwenden. Es geht um Zu- und Hinwendung, nicht um Opposition. Aus dem lat. Wort hat man sogar das englische Wort advertising (Werbung) gemacht. Werbung ist nichts anderes als eine Zuwendung. Das Werben um eine Braut, die Bewerbung für eine Beschäftigung.

Die Feindseligkeit, Animosität (engl.: animosity) ist ursprünglich ein leidenschaftliches Gefühl im positiven Sinne; etymologisch von lat.: animus/anima = Seele. Interessant ist, dass der Lateiner für das Wort „Seele“ die männliche wie auch weibliche Form wählt. Wenn wir jemanden animieren, begeistern, Animation betreiben, haben wir keine feindseligen Gedanken. Auch das engl. Wort enemy (Feind) kommt von animus. (Vielleicht weil man mit einer gewissen Begeisterung in den Krieg zog?)

Sprache muss dringend bewusster reflektiert und angewandt werden.

Das in der Außenwelt nicht mehr vorhandene WORLD TRADE CENTER muss in ein INNER WORLD CENTER verwandelt werden. Ich erinnere in diesem Zusammenhang an einen der schönsten Texte aus den Upanishaden „Das Schloss des Brahman“:

Der kleine Raum im Herzen ist so groß wie das Universum.
Der Himmel und die Erde sind da, die Sonne, der Mond, die Sterne;
Feuer und Blitz und der Atem …
Denn das ganze Universum ist in ihm und er wohnt in unseren Herzen.

Wir brauchen von innen erleuchtete, strahlende Menschen. Der Luxus in der Welt (lat.: lux = Licht) ist eine künstliche Anstrahlung von außen, eine machtvolle Glitzerwelt. Schaut man sich die erleuchteten Meister an, die mit keinerlei äußerlichem Prunk beladen sind, weiß man um die Bedeutung des inneren Zentrums, das wahrhaftig und ewig strahlt und leuchtet.

Die Welt muss umarmt werden (die engl. Doppelbedeutung von arm: Arm und Waffe hat Symbolcharakter), nicht bekämpft.

Bei Lao Tse lesen wir im 61. Kapitel des „Tao Te King“:

„Ein großes Land ist wie eine fruchtbare Tiefebene,
in die alle Flüsse der Welt fließen.
Es ist ein Treffpunkt für die ganze Welt,
es ist wie eine Mutter für die Welt.
Das Weibliche überwindet das Männliche stets in Stille.
Durch seine Stille stellt es sich tiefer.
Deshalb stellt sich das große Land unter das kleine,
um es zu gewinnen.
Das kleine Land stellt sich unter das große,
um von ihm gewonnen zu werden.
Das große Land will nichts anderes, als das kleine beschützen.
Das kleine Land will nichts anderes,
als dass seine Dienste vom großen anerkannt werden.
Wenn jedes Land das erreichen will, was es wünscht,
ist es angebracht, dass das große Land sich tiefer stellt.“


{R:2}Der Religionsphilosoph Roland R. Ropers ist Autor und Herausgeber etlicher Bücher:

Was unsere Welt im Innersten zusammenhält: Hans-Peter Dürr im Gespräch mit bedeutenden Vordenkern, Philosophen und Wissenschaftlern von Roland R. Ropers und Thomas Arzt; 2012 im Scorpio Verlag

Eine Welt – Eine Menschheit – Eine Religion von Bede Griffiths und Roland R. Ropers

Gott, Mensch und Welt. Die Drei-Einheit der Wirklichkeit von Raimon Panikkar und Roland R. Ropers

Die Hochzeit von Ost und West: Hoffnung für die Menschheit von Bede Griffiths und Roland R. Ropers

Geburtsstunde des neuen Menschen. Hugo Makibi Enomiya-Lassalle zum 100. Geburtstag von Roland R. Ropers



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