Wie geht es Kindern in Deutschland?

Viele Kinder sehen sich materiell gut versorgt, machen sich aber trotzdem finanzielle Sorgen. Und bei der Zuwendung könnte es besser sein. Es muss so einiges dringend angepackt werden, zeigt eine Befragung.
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Zwei Schüler gehen über den Hof einer Schule.Foto: Christian Charisius/Illustration/dpa
Epoch Times19. Februar 2019

Viele Kinder fühlen sich in ihrer Schule nicht sicher, machen sich finanzielle Sorgen – und nicht alle haben jemanden, der sich um sie kümmert. Das geht aus einer Befragung von rund 3450 Kindern und Jugendlichen zwischen 8 und 14 Jahren hervor.

Die Bertelsmann Stiftung und die renommierte Frankfurter Erziehungswissenschaftlerin Sabine Andresen hatten die Studie bundesweit im Schuljahr 2017/18 durchgeführt. Die am Dienstag in Gütersloh veröffentlichte Untersuchung gibt Einblicke in die Lebensverhältnisse, Sichtweisen und Sorgen der Heranwachsenden.

Tenor: Die meisten Befragten sehen sich selbst in vielen Bereichen gut versorgt. Aber je nach Alter und Schulform werden Unterschiede, Belastungen und Herausforderungen in punkto Armut und fehlende Bildungschancen deutlich, wie die Stiftung betonte. „Kinder und Jugendliche sind in der Lage, sehr differenziert auf unterschiedliche Lebensbereiche einzugehen. Es ist entscheidend, dass ihre Stimmen auf politischer Ebene gehört und ernst genommen werden“, sagte Andresen der Deutschen Presse-Agentur.

Wie also äußern sich die Acht- bis 14-Jährigen? Über die Zuwendung von Eltern und Lehrern, die materielle Situation, ihr Sicherheitsgefühl an der Schule oder Möglichkeiten der Mitbestimmung? „In meiner Familie gibt es jemanden, der sich um mich kümmert“ – dieser Aussage stimmt unter den 14-Jährigen jeder zehnte „nicht oder nur ein bisschen“ zu. Und gut fünf Prozent der Achtjährigen geben an, dass sich niemand in der Familie wirklich um sie kümmere. „Das sieht zunächst recht gut aus. Aber jedes einzelne Kind sollte doch eine Vertrauensperson haben“, meinte Stiftungsexpertin Anette Stein. „Die Familie ist der Ort, wo jedes Kind ohne Ausnahme Schutz, Liebe, Fürsorge, Aufmerksamkeit erfahren sollte“, stellte auch Andresen heraus.

Geht es um das Vertrauen in die Lehrer, sieht die Studie auf jeden Fall Handlungsbedarf. Je älter die Jungen und Mädchen werden, desto weniger glauben sie: „Meine Lehrer kümmern sich um mich und helfen mir, wenn ich Probleme habe“. Gut vier von fünf achtjährigen Grundschülern stimmen dieser Aussage zu „100 Prozent“ oder „sehr“ zu. Aber bei den 14-Jährigen ist es nicht einmal die Hälfte (48,2 Prozent). Auch hier müsste es also besser werden, finden die Studien-Autoren.

Das gelte auch für das Sicherheitsgefühl der Kinder. Denn auf den Satz „ich fühle mich sicher in meiner Schule“, entgegnet etwa jedes dritte Kind an einer Haupt-, Gesamt- oder Sekundarschule: „ich stimme weniger zu“. Das sei geradezu alarmierend, findet Stein. Man habe dabei noch nicht genau differenziert oder berechnet, welche Ängste konkret welche Rolle spielen. Gefragt wurden die Schüler etwa, ob sie sich auf dem Schulweg oder in der Schule sicher fühlen, ob sie Mobbing oder Gewalt erlebt haben.

„Das Sicherheitsgefühl ist ein zentraler Bestandteil ihres Wohlbefindens“, stellt Wissenschaftlerin Andresen heraus. „Kinder und Jugendliche verbringen immer mehr Zeit in der Schule.“ Umso wichtiger sei es, die erforderlichen Rahmenbedingungen zu schaffen.

Wie steht es um die finanziellen Ressourcen? Die Analyse kritisiert, längst nicht alle hätten genug Spielräume für Bildung und Entwicklung, Kindern aus einkommensarmen Familien sei ein „durchschnittliches“ Aufwachsen oft verwehrt. In der Befragung sieht sich ein großer Teil aber materiell recht gut versorgt. So sagen zwischen 92,5 und 98,4 Prozent, dass sie genug Geld für Klassenfahrten besitzen, etwas Schönes zum Anziehen, ein Fahrrad, Roller oder Inliner haben und auch alles Nötige für die Schule.

Allerdings: Über ein eigenes Zimmer verfügen nur 84 Prozent, Familienurlaub konnten im Jahr zuvor lediglich 88 Prozent machen – mit Unterschieden zwischen Haupt- und Gymnasialschülern.

Vor allem aber bei den geäußerten finanziellen Befürchtungen sollte man Andresen zufolge genau hinschauen. Gut jedes zweite Kind macht sich „gelegentlich“, „häufig“ oder „immer“ Sorgen um die Finanzlage der Familie.

„Politik muss Kinderarmut entschieden bekämpfen“, forderte die Forscherin. Kinder brauchten eine solide Finanzausstattung, um ihre Möglichkeiten auszuschöpfen und ihre Begabungen zu entfalten. Und die Botschaft der Stiftung lautet: „Die Politik sollte ihr Ohr näher an den jungen Menschen haben und sie konsequent beteiligen.“ (dpa)



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