Das mysteriöse Voynich-Manuskript: Ein Buch, das niemand lesen kann

Das Manuskript von Voynich wurde als "das geheimnisvollste Manuskript der Welt" bezeichnet und gilt als Buch oder Handschriftenkodex das seit langem ein Mysterium ist.
Epoch Times16. April 2019

Das Voynich Manuskript gilt als das „geheimnisvollste Manuskript der Welt“. Es handelt sich um einen handschriftlichen Kodex, dessen Art, Sprache, Datum und Herkunft bis zum heutigen Tage ein Geheimnis ist.

Im Laufe der Jahre hat das Manuskript von Voynich viele kontroverse Debatten hervorgerufen. Einige sagen, dass der mittelalterliche Text eine kodierte Nachricht von einem unbekannten Author enthält.

Viele erfahrene Kryptografen haben das Dokument studiert und versucht, den Code zu entschlüsseln. Doch bis heute war niemand dazu in der Lage.

Um das rätselhafte Manuskript von Voynich sind viele Fragen offen geblieben. Beinhaltet das Voynich Manuskript wirklich eine geheime Botschaft? Wenn ja, ist diese verschlüsselte Nachricht in einer unbekannten Sprache verfasst, dessen Code wir nicht knacken können? Oder handelt es sich bei dem Buch um einen totalen Schwindel?

Aufgeschlagenes Voynich-Manuskript Foto: gemeinfrei

Das Manuskript von Voynich beinhaltet einen illustrierten Kodex, der in einem unbekannten Schriftsystem handschriftlich verfasst wurde. Man geht davon aus, dass der Text in Norditalien während der italienischen Renaissance niedergeschrieben wurde.

Es wurde nach dem polnischen Buchhändler, Wilfrid Voynich, benannt, der das Manuskript Anfang des 20. Jahrhunderts käuflich erwarb. Das Manuskript von Voynich wurde von vielen professionellen und Amateur-Kryptographen untersucht.

Darunter auch von amerikanischen und britischen Codelesern während der beiden Weltkriege. Und da es bis jetzt niemandem gelungen ist, seinen Inhalt zu entschlüsseln, ist es zu einem berühmten und spannenden Fall in der Geschichte der Kryptografie geworden.

Derzeit wird es in der Beinecke Raritätenbüchersammlung und Manuskriptbibliothek der Yale Universität verwahrt und gilt als „verschlüsseltes Manuskript“.

Die Geschichte des Voynich Manuskripts

Ein Großteil der Frühgeschichte des Buches ist unbekannt. Ebenso wie sein Inhalt ist auch die Geschichte des Eigentümer umstritten und lückenhaft. Grundsätzliche Einigung besteht darüber, dass der Text und die Abbildungen des Manuskripts typisch Europäisch sind. Eine Radiokarbon-Untersuchung von Forschern der Universität von Arizona ergab, dass das Manuskript zwischen 1404 und 1438 entstanden ist.

Der erste bestätigte Besitzer war George Baresch, ein seltsamer Alchemist, der zwischen dem 16. und 17. Jahrhundert in Prag lebte. Nach seinem Tod wurde das Manuskript an seinen Freund Jan Marek Marci – einen Rektor der Charles Universität in Prag – weitergegeben. Dieser seinerseits gab den Text an den Jesuiten-Gelehrten Athanasius Kircher vom Collegio Romano weiter.

Nachdem es in die Bibliothek Collegio Romano aufgenommen wurde, gab es 200 Jahre lang keine weiteren Aufzeichnungen über das Manuskript. Es ist davon auszugehen, dass das Buch sehr wahrscheinlich dort verweilte, bis die italienischen Truppen von Viktor Emmanuel II 1870 die Stadt einnahmen und den Kirchenstaat annektierten.

Die neue italienische Regierung beschlagnahmte viele Besitztümer der Kirche, darunter auch die Bibliothek des Collegio Romanos. Bevor dies jedoch durchgeführt werden konnte, wurden bereits viele der Bücher der Universitätsbibliothek in Privatbüchereien von Fakultätsangehörigen verlegt, darunter auch das Voynich Manuskript, das sich damals in der Privatbibliothek von Petrus Beckx, dem damaligen Rektor der Universität, befand.

1912 verkaufte das Collegio Romano einen Teil seiner Anteile diskret an Wilfrid Voynich. Dieser erwarb im Verlauf 30 Manuskripte. Unter ihnen befand sich auch das geheimnisvolle Manuskript, das heute seinen Namen trägt.

Wilfrid Voynich erwarb das Manuskript 1912. Foto: gemeinfrei

1930 nach Wilfrids Tod erbte seine Frau Ethel Voynich das Manuskript. Als sie 1960 starb, überließ sie das Manuskript ihrer engen Freundin Anne Nill, die das Buch 1961 an den Antiqitäten-Buchhändler Hans P. Kraus verkaufte.

Als Kraus jedoch keinen Käufer dafür finden konnte, spendete er das Buch 1969 der Yale-Universität. Verschiedene Forscher untersuchten das Buch und versuchten den Code zu entschlüsseln. Einige seiner Seiten fehlen, aber es gibt derzeit etwa 240 Pergamentseiten, die jeweils 23,5 cm hoch und 16,2 cm breit sind.

Das Manuskript besteht hauptsächlich aus Texten, die wiederum aus mehr als 170.000 Zeichen bestehen und in einer unbekannten Sprache geschrieben sind, die von links nach rechts gelesen wird. Das Buch enthält verschiedene Illustrationen in unterschiedlichen Stilen und zu unterschiedlichen Themen.

Wenn man sich die Zeichnungen in dem Text ansieht, fällt der Inhalt der Manuskripte in sechs Kategorien: Botanik, Astronomie, Biologie, Kosmologie, Pharmazeutik und Rezepte.

Der Teil über Botanik enthält Zeichnungen von 113 unbekannten Pflanzenarten. Zu den astronomischen Abbildungen gehören Astral-Karten mit strahlenden Kreisen, Sonnen und Monden, sowie Sternzeichen-Symbole.

Abbildung aus der „astronomischen“ Sektion Foto: gemeinfrei

Im Abschnitt über Biologie sind eine Vielzahl von Miniatur-Aktzeichnungen von Frauen zu sehen. Im Abschnitt über Kosmologie hingegen sind eine Vielzahl von kosmologischen Medaillons zu sehen, die möglicherweise geografische Formen darstellen.

Im Abschnitt über Pharmazeutik sind Zeichnungen von über 100 verschiedenen Arten von Heilkräutern und Wurzeln zu finden.
Der letzte Abschnitt beinhaltet durchgehenden Text, von dem man ausgeht, dass es sich um Rezepte handelt, die jeweils mit sternförmigen Blumen am linken Rand eingeleitet werden.

Abschnitt über Pharmazeutik Foto: gemeinfrei

Allgemein macht das Voynich Manuskript den Eindruck, als würde es ein Arzneibuch sein oder eine Anleitung zur Identifizierung von zusammengesetzten Arzneimitteln im Mittelalter oder der frühen modernen Medizin.

Die ungewöhnlichen und faszinierenden Details der Zeichnungen haben verschiedenste Theorien über den Ursprung, den Inhalt und den Zweck des Manuskripts beflügelt. Das Manuskript von Voynich ist Gegenstand vieler Hypothesen, insbesondere hinsichtlich der verwendeten Sprache, dem Voynichesisch.

Nach der „Buchstaben-basierten Verschlüsselungs“-Theorie ist der Inhalt in einer europäischen Sprache verfasst, die absichtlich unklar gehalten wurde. Demnach sei die Botschaft handschriftlich in einem alphabetischem

Algorithmus verschlüsselt, der auf einzelnen Buchstaben basiert. Das Hauptargument dieser Theorie liegt darin, dass ein europäischer Author wirklich nur dann ein seltsames und geheimnisvolles Alphabet nutzt, wenn er den Inhalt der Nachricht verschlüsseln will.

Von den meisten Experten des 20. Jahrhunderts, die versuchten, den Text zu entschlüsseln, darunter ein Team von NSA Kartografen, das Anfang der 50er Jahre von William F. Friedman angeführt wurde, wird diese Hypothese sehr stark unterstützt. Mit ihr sei man in der Lage, die Geheimnisse des Manuskripts zu entschlüsseln.

Es gibt noch die sogenannte „Code-Buch“-Theorie, wonach es heißt, dass man die Worte im Voynich Manuskript in einem „Wörterbuch“ oder Codebuch nachschlagen könnte. Eine andere Theorie besagt, dass der Text zwar keine Bedeutung trage, sich die Bedeutung jedoch in unauffälligen Details verstecke – so z.B. in jedem zweiten Buchstaben eines Wortes oder die Anzahl der Buchstaben in jeder zweiten Zeile.

Unnötig zu sagen, dass bislang keine dieser Hypothesen die verborgene Botschaft in den Wörtern oder Illustrationen erfolgreich entschlüsseln konnte, sofern es solche Information darin auch wirklich gibt. Wegen der ungewöhnlichen Merkmale der Texte im Manuskript sowie manchem argwöhnischen Inhalts der Zeichnungen, gibt es Theorien, die besagen, dass das Manuskript nichts anderes als ein Schwindel sei.

Die Verfechter dieser Theorie begründen es so: Wenn keiner in der Lage ist, die Bedeutung des Inhalts des Buches zu entschlüsseln, dann vielleicht nur deshalb, weil es überhaupt keine Bedeutung hat.

Für die Echtheit spreche allerdings laut Kritikern dieser Theorie, dass das Schriftsystem zu hochentwickelt und ausgeklügelt sei, um nur als ein Scherz zu dienen.

Während scherzhafte Schriften aus dieser Zeit meist grob waren, weist das Voynich-Manuskript einige feine Merkmale auf, die erst nach sorgfältiger statistischer Analyse sichtbar werden.

Wenn das Buch ein Schwindel ist, warum sollte der Autor einen komplexen und schwierigen Algorithmus benutzen, der von dem Zielpublikum durchaus zu erkennen ist.

Marcelo Montemurro, ein Physiker an der Universität in Manchester, hat die Muster in dem Manuskript intensiv studiert.

Er erkannte semantische Verknüpfungen von inhaltsreichen Wörtern, die in einem gebündelten Muster vorkommen sowie die Verwendung neuer Wörter bei einem Themenwechsel.

Deshalb glaubte Montemurro, dass es höchst unwahrscheinlich ist, dass solche Merkmale in den Text nur „eingefügt“ wurden, damit der Schwindel realistischer aussieht. Sowie die derzeitige Situation ist, wird es noch lange dauern bis das Voynich Manuskript richtig verstanden wird. Es wird wahrscheinlich noch für lange Zeit ein Rätsel bleiben, wenn nicht sogar für immer.

Wir können jedenfalls sicher sein, dass das Manuskript auch weiterhin Gegenstand intensiver Debatten unter Wissenschaftlern, Pseudowissenschaftlern und Mystikern sein wird.



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