Schulfach Geschichte verschwindet – Politisch-historisches Wissen wird zurückgedrängt

„Was uns am meisten Sorge macht, ist das Verschwinden des Faches Geschichte“ - die politisch-historische Bildung an den Schulen wird immer weiter zurückgedrängt. Der Verband für Geschichtslehrer Deutschland beklagt die einseitige Ausrichtung auf die MINT-Fächer anlässlich des 51. Deutschen Historikertages in Hamburg.
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Der Verband der Geschichtslehrer sorgt sich über das Verschwinden des Faches Geschichte.Foto: Marijan Murat/dpa
Epoch Times18. September 2016

Die politisch-historische Bildung an den Schulen wird nach Einschätzung des Verbandes der Geschichtslehrer Deutschlands immer mehr zurückgedrängt. In den vergangenen Jahren habe der Unterricht in den MINT-Fächern – Naturwissenschaften/Technik – einseitig im Fokus gestanden und sei stark ausgebaut worden.

Das sagte der Bundesvorsitzende Ulrich Bongertmann anlässlich des 51. Deutschen Historikertages, der am Dienstag in Hamburg beginnt.

Gerade angesichts der aktuellen Herausforderungen – Terrorismus, Flüchtlingsproblematik, Rechtspopulismus – sollten Schüler sich stärker mit historisch-politischen Phänomenen befassen. „Sonst ist die Stabilität unserer Gesellschaft auch mehr bedroht“, warnte Bongertmann.

„Was uns am meisten Sorge macht, ist das Verschwinden des Faches Geschichte“, sagte der Pädagoge. Dies gelte weniger fürs Gymnasium als für andere Schulformen. Dort werde meist ein Fächerverbund aus Geschichte, Geographie und Politik gebildet – mit der Folge, dass Geschichte nicht immer von einem ausgebildeten Geschichtslehrer unterrichtet werde. „Wenn ein Erdkundelehrer, der sich gern übers Polarlicht auslässt, dann plötzlich über den Holocaust reden muss, ist das nicht optimal“.

Bei weitem nicht überall in Deutschland werde an den Schulen hinreichend Geschichtsunterricht erteilt, sagte Bongertmann: „Einige Länder erfüllen quasi unsere Forderungen: zwei Stunden in der Sekundarstufe 1 und dann auch in der Oberstufe verpflichtend und mindestens dreistündig. Aber es gibt auch Länder, wo das nicht der Fall ist – etwa Nordrhein-Westfalen.“

Dass der Historikertag unter dem Motto „Glaubensfragen“ steht, gehe auf die wachsende Bedeutung religiöser Fragen zurück. Der Umgang mit religiösen Phänomenen in der Welt sei in den vergangenen Jahrzehnten kein Schwerpunkt der Geschichtslehrerausbildung gewesen. „Hier besteht ein Handlungsbedarf zur Ausbildung und Fortbildung.“

Mit 3500 Teilnehmern ist der Deutsche Historikertag der größte geisteswissenschaftliche Kongress Europas. Erstmals ist mit Indien ein nicht-europäisches und nicht-westliches Land Kongress-Partner.  (dpa)



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