Zurück im Fokus: Die Venus bekommt (wieder) irdischen Besuch

Die Venus wurde lange Zeit zugunsten des Roten Planeten eher beiläufig betrachtet. Das hat sich jedoch schlagartig verändert, seit Anzeichen für mögliche Lebensformen in der Atmosphäre unserer Nachbarin „auf der anderen Straßenseite“ entdeckt wurden. Der erste Erdling steht kurz vor der Haustür – weitere Missionen sollen folgen.
Titelbild
Der helle Planet Venus ist umringt von Plejaden.Foto: Ted S. Warren/AP/dpa/dpa
Epoch Times12. Oktober 2020

Die Venus bekommt diese Woche Besuch von der Erde – 11 000 Kilometer Sicherheitsabstand inklusive. Auf dem Weg zum Merkur fliegt die europäisch-japanische Sonde „BepiColombo“ am Donnerstag an der Venus vorbei. Die Gravitation unserer Nachbarin soll die Sonde auf dem Weg zum Merkur abbremsen.

Forscher hegen jedoch auch die leise Hoffnung bei diesem ersten von zwei „Venus-Flybys“, weitere Anzeichen für mögliche Lebensformen in der Atmosphäre des Planeten zu finden. – Wenn nicht jetzt, dann vielleicht im August 2021, wenn „BepiColombo“ nochmal an der Venus vorbeisaust. Dieses Mal aber mit nur etwa 550 Kilometern Distanz.

Eine Reise zur Venus sei längst überfällig

Erst vergangenen Monat gaben Astronomen bekannt, dass sie in der Venus-Atmosphäre das Gas Monophosphan (Phosphin, PH3) entdeckt haben. Auf der Erde entsteht diese Verbindung vor allem durch biologische Prozesse, die unter Ausschluss von Sauerstoff stattfinden. Allerdings gossen die Forscher gleich etwas Wasser in den Wein, denn der Nachweis in der Venus-Atmosphäre sei kein belastbarer Beleg für (intelligentes) Leben auf dem der Erde am nächsten gelegenen Planeten.

Aber was, wenn es stimmt? „Wenn sich jetzt auf der Venus – dem Nachbarplaneten der Erde – bestimmte Lebensformen bestätigten, dann wäre das natürlich für das ganze Weltbild der Menschheit entscheidend“, sagt Marco Fuchs, Vorstandschef des Bremer Raumfahrtkonzerns OHB. Weiter sagte er:

Vor 500 Jahren glaubten die Menschen, die Welt sei der Mittelpunkt des Universums, und dass Sonne und Mond um die Erde kreisen. Kepler und Kopernikus haben uns eines Besseren belehrt.“

Eine Mission zu dem zeitweise nur 40 Millionen Kilometer von der Erde entfernten Planeten sei daher längst überfällig.

Idealgewicht auf dem „Planet der Liebe“

Die Venus gilt gerne als Zwillingsplanet der Erde. Größe, Masse, Dichte sowie innerer Aufbau stimmen nach Angaben der Europäischen Raumfahrtagentur (ESA) annähernd überein. Auch die Schwerkraft sei nahezu ähnlich: Ein 80 Kilogramm schwerer Mensch würde auf dem „Planeten der Liebe“ 72 Kilogramm auf die Waage bringen. Das Idealgewicht wäre somit wortwörtlich leichter zu erreichen.

„Die Schwierigkeit von Missionen zu Mars und Venus ist, Menschen dorthin zu fliegen. Dafür ist es sehr weit. Aber [Maschinen] zum Mars oder zur Venus zu fliegen, ist nicht schwierig, die Technologie dafür ist vorhanden“, sagt Fuchs.

Allerdings: Durch einen starken Treibhauseffekt herrschen auf der Oberfläche mehrere Hundert Grad Celsius. Es ist dort viel zu heiß für Leben. Der Planet ist aber umgeben von einer dichten Wolkendecke und dort ist es dann deutlich kühler. Genau dort in 50 Kilometer Höhe könnte laut den Bremer Raumfahrtingenieuren eine Drohne den möglichen Spuren nach Leben mit verschiedensten Messinstrumenten nachgehen.

Den neuen Forschungsergebnisse ließen sowohl die USA als auch Russland Ankündigungen für Venus-Missionen folgen. NASA-Chef Jim Bridenstine zeigte sich begeistert von den neuen Funden. Er bezeichnete die Entdeckung des Biomarkers Phosphin gar als „die bislang bedeutendste Entwicklung für den Fall, dass es Leben außerhalb der Erde geben sollte“.

„BepiColombo“: Weder der erste noch der letzte Besucher der Venus

Auch die Raumfahrtagentur ESA hält den Planeten für hochinteressant. Zuletzt schickte sie 2013 die Sonde „Venus Express“ in dessen Umlaufbahn. Beim Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) weist man außerdem darauf hin, dass Erde und Venus sich bei aller Gemeinsamkeit völlig anders entwickelt haben.

Wir verstehen aber noch nicht warum. Hatte die Erde einfach nur Glück oder die Venus einfach nur Pech?“, fragt sich der Physiker Jörn Helbert vom DLR-Institut für Planetenforschung in Berlin. „Es ist gut möglich, dass die Venus in früheren Phasen lebensfreundlicher war.“

Ohne neue Missionen dürften diese Fragen jedoch nicht zu beantworten sein. Derzeit umkreist lediglich die japanische Sonde Akatsuki die Venus.

Ob NASA, ESA, JAXA  (Japan) oder Roskosmos (Russland) – wer auch immer die nächste Mission auf den Weg bringe, müsse dafür viel Geld in die Hand nehmen, so Fuchs. Das sei aber letztlich eine Frage der Prioritätensetzung: „Wie wichtig nimmt man die Suche nach außerirdischen Leben? Glaubt man wirklich daran, dass es einen Nachweis für Leben außerhalb der Erde gibt? Das sind die großen Rätsel der Menschheit.“ (dpa/ts)



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