ISIS-Hysterie: Hunderte Londoner Kinder als „potentielle Terroristen“ eingestuft, der jüngste ist 3!

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Auch diese muslimische Familie aus London muss mittlerweile aufpassen, dass ihre Kleinen nicht wegen unbedachter Äußerungen als "Extremisten" eingestuft werden. (Foto von 2013)Foto: Dan Kitwood/Getty Images
Epoch Times30. Juli 2015

In London gelten 450 junge Menschen als potentielle Terroristen der Zukunft, der jüngste von ihnen ist drei Jahre alt. Dies berichtete gestern der Evening Standard unter Berufung auf eine Statistik der London Assembly.

Man weiß angesichts dieser Meldung nicht, ob man lachen oder heulen soll, doch sie ist absolut ernst gemeint. Der Evening Standard sprach von einer „verstörenden Liste“, die „das bisher detaillierteste Bild zeichnet, mit welchem Sicherheitsrisiko die Polizei und Geheimdienste in der Hauptstadt konfrontiert seien“. Man beachte die furchteinflößende Wortwahl.

Insgesamt 1.069 Londoner wurden seit Anfang 2012 in das Anti-Terror-Programm „Channel” eingewiesen, eine Art Umerziehungs-Programm für Menschen, die als potentiell extremistisch gelten. Die britische Hauptstadt verzeichnet somit ein Viertel der 4.000 landesweit registrierten Fälle. Teenager sind offenbar besonders gefährdet: Seit September 2014 wurden 450 Londoner zur Terror-Vorbeugung geschickt, 300 von ihnen waren unter 18 Jahre alt.

Angst vor ISIS

Die Geldmittel für Channel und Prevent, die beiden Terror-Vorbeuge-Maßnahmen wurden im vergangenen Jahr aufgestockt, nachdem die Regierung am 29. August wegen die ISIS die Terrorgefahr in Großbritannien von „vorhanden“ auf „schwer“ hochstufte. 500 Leute waren nach Syrien gereist und hatten sich teilweise dem Islamischen Staat angeschlossen. Die Hälfte kam zurück und stellt nun, laut Regierung, „teilweise“ eine konkrete Gefahr da.

Das Großbritannien auf die Bedrohung mit Orwellschen Methoden reagiert, zeigt, dass die Politik die Lage entweder nicht mehr im Griff hat, oder mit Absicht die Gesellschaft spalten will, denn Kinder sind doch keinesfalls der Auslöser, sondern die Leidtragenden des Phänomens …

Experten gehen davon aus, dass diese Welle erst der Anfang war und noch viele weitere junge Menschen als potentielle Terroristen eingestuft werden. Kein Wunder angesichts der Internet- und Socialmedia-Propaganda von ISIS, die speziell auf Jugendliche abzielt. In Syrien und Irak kämpfen auch radikale Briten mit – die Hälfte von ihnen aus London. Bestimmte Londoner Stadtteile wurden deshalb schon zu „Schwerpunktgebieten“ der Terrorbekämpfung erklärt und dort fließt eine Extraportion Geld hin.

Das dreijährige Kind kommt übrigens aus Tower Hamlets, sei „Teil einer Großfamilie“ und habe „alarmierendes Verhalten“ an den Tag gelegt, hieß es in dem Bericht. Klingt, als sei dieser Clan und nicht der Knirps das eigentliche Problem.

Sinnvoll?

Sind diese Maßnahmen geeignet, das Problem in den Griff zu bekommen? Britische Kritiker sagen, sie machen alles noch schlimmer. Zum Beispiel Dal Babu, ein pensionierter Londoner Hauptkommissar. Er ist selbst Muslim und meint, dass das Prevent-Programm in der muslimischen Community ein rotes Tuch sei. Es habe vor Jahren als gute Idee angefangen und dann mehr und mehr Misstrauen erregt. Die meisten Muslime sehen darin mittlerweile nur noch feindliche Spionage. Aktionen, wo Überwachungskameras ohne Einverständnis der Bevölkerung installiert wurden, hätten das ihrige beigetragen.

Falls junge Menschen nach Syrien zu ISIS abhauen oder dies versuchen, sieht er die Hauptverantwortung klar bei den Eltern. Die müssten das verhindern. „Bei Prevent haben wir den Fehler gemacht, den Eindruck zu erwecken, dass dies Aufgabe der Polizei wäre“, so Babu.

Ein Problem sei, dass Prevent nur von Weißen geleitet werde. Das wirke einerseits wie ein Generalverdacht gegen Muslime und andererseits hätten diese nichtmuslimischen Polizisten „keine Ahnung, von den Communities, mit denen sie arbeiten sollen“, so Babu. Und dabei wäre eine gute Zusammenarbeit bei dem Thema dringend notwendig.

Doch zurück zu den gefährlichen Kindern.

Auch die Polizeidirektoren Isabella Sankey sagt, der Schuss geht nach hinten los: „Anstatt Leute aus dem Grenzbereich wieder in die bürgerliche Mitte zurück zu bringen, säht man bei ihnen Misstrauen, Trennung und Entfremdung schon von klein auf.“ „Die Regierung sollte gefährdete junge Menschen unterstützen, stattdessen spielt sie den Terroristen in die Hände, in dem sie ein Gesetz verabschiedet, dass unsere demokratischen Prinzipien aushöhlt und uns in eine Nation von Verdächtigen verwandelt“, so Sankey im Telegraph. Sie meinte damit die „Counter-Terrorism and Security Bill 2014-15“.

Terrorprävention“ à la Orwell

Das umstrittene Gesetz gibt es in Großbritannien seit Anfang des Jahres. Es hat eine 39-seitige Begleitbroschüre, die von ErzieherInnen und Kita-Personal verlangt „Kleinkinder anzuzeigen, bei denen Gefahr besteht, dass sie Terroristen werden könnten“. Im Ernst.

Das schrieb der Telegraph dazu:

„Kita-Personal und eingetragene Kindererzieher müssen über Kleinkinder Bericht erstatten, bei denen das Risiko besteht, sie könnten gemäß der Anti-Terror-Maßnahmen der Regierung zu Terroristen werden. (…) laut der 39-seitigen Anweisung (…) haben Kindergärten und Betreuungsdienste für Kleinkinder zusammen mit Schulen und Universitäten die Pflicht „zu verhindern, dass Menschen in den Terrorismus abrutschen“.

Die Broschüre weiter: „Leitende Manager (…) sollten sicherstellen, dass Mitarbeiter eine Ausbildung erhalten, die ihnen das Wissen und die Kompetenz gibt, gefährdete Kinder zu identifizieren (…)", außerdem solle das Personal fit gemacht werden um „extremistischen Ideen“ entgegen treten zu können und wissen, wohin man die betroffenen Kinder und Jugendlichen schicken muss, damit sie "weitere Hilfe" bekommen.

Ein Umerziehungsprogramm vom Feinsten. Das hier gesetzlich vorgeschrieben wird, über Kleinkinder Bericht zu erstatten, erregte laut Telegraph Besorgnis. Kritiker nannten das Vorhaben „undurchführbar“ und „übertrieben“: Es mache aus Erzieher- und LehrerInnen „Spione“. Man sollte Kindern doch lieber altersgemäß vermitteln, was gut und was böse sei.

Ähnlich hysterisch verhielten sich übrigens französische Behörden nach dem Charlie Hebdo-Attentat: Damals wurden mehrere Kinder, die politisch unkorrektes geäußert hatten, als Terror-Unterstützer von der Polizei verhört. Der jüngste war Ahmed, 8 Jahre, auch Mädchen waren darunter. Mehr dazu unter: Terror-Hysterie: Frankreich verhört Grundschüler und suspendiert Lehrer

PS:

Gestern wurde bekannt, dass ein 13-jähriger Münchner mit gefälschtem Pass nach Syrien zum Islamischen Staat wollte. Keine Ahnung, ob ihm die Tragweite seines Handelns klar war, aber er hatte wohl seine Gründe … (rf)



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