Besorgte Kommentare: Chinas Wachstum fällt auf 6,7 Prozent

In seiner Vorhersage warnte der IWF vor Gefahren für die finanzielle Stabilität in China durch schlechte Unternehmensgewinne und faule Kredite.
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Das Wachstum werde durch eine „ungeheuer schnell steigende Kreditvergabe“ angefeuert, warnte Christopher Balding von der HSBC Business School in Shenzhen.Foto: Mark/dpa
Epoch Times15. April 2016
Chinas Wachstum ist im ersten Quartal auf nur noch 6,7 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum gefallen. Es war der langsamste Anstieg der zweitgrößten Volkswirtschaft seit Ausbruch der Weltfinanzkrise vor sieben Jahren.

Die Wirtschaftsdaten deuteten allerdings auf eine Stabilisierung hin, da die Anlageinvestitionen, Industrieproduktion und Einzelhandelsumsätze unerwartet stark zulegten. Der Sprecher des Statistikamtes sprach daher von einem „guten Start“ ins Jahr. Das Wachstum gewinne wieder an Schwung.

Die Entwicklung wurde aber stark von Krediten angetrieben, was neue Fragen über die Nachhaltigkeit des Wachstums aufwarf. Besonders der Immobilienmarkt profitierte von der Ausweitung der Kreditvergabe, die allein im März um 188 Billionen Yuan oder umgerechnet 25 Milliarden Euro höher ausfiel als im Vorjahreszeitraum. Die Anlageinvestitionen legten seit Jahresanfang stärker überraschend stark um 10,7 Prozent zu – schneller als im Vorjahreszeitraum mit 10 Prozent. Die Industrieproduktion wuchs um 5,8 Prozent (Vorjahreszeitraum: 5,4).

Mit Beginn des neuen Fünf-Jahres-Plans fließt nach Schilderung von Experten mehr Geld in den Markt, doch blieben die langfristigen Probleme weiter ungelöst. „Die nächsten Monate werden eine Wohlfühlphase erzeugen, aber die zugrundeliegenden Probleme durch wachsende Schuldenlast, Überkapazitäten, mangelnde Nachfrage und einen hyperaktiven Finanzsektor werden zum Jahresende die Rechnung präsentieren“, sagte der Präsident der Europäischen Handelskammer, Jörg Wuttke, der Deutschen Presse-Agentur. „Es ist keine Wende, sondern nur ein vorübergehendes Luftholen.“

Das Wachstum werde durch eine „ungeheuer schnell steigende Kreditvergabe“ angefeuert, warnte auch Christopher Balding von der HSBC Business School in Shenzhen. „Das enthüllt, wie Chinas Führer den wahren Zustand der chinesischen Wirtschaft einschätzen“, sagte der Ökonom. „Es gibt ernste Sorgen, dass das Wachstum weiter fallen und dadurch andere Probleme auslösen könnte, wenn es nicht maßgeblich unterstützt wird.“ Dass die Kredite ständig steigen, ohne dass notwendige Reformen vorangetrieben werden, ist aus seiner Sicht ein „langfristiges Problem“ Chinas, das aber nicht angepackt wird.

Das Wachstum von 6,7 Prozent bewegt sich im Rahmen der Zielvorgabe der chinesischen Regierung für dieses Jahr von 6,5 bis 7 Prozent. Im vergangenen Jahr war Chinas Wirtschaft mit 6,9 Prozent gewachsen, so langsam wie seit 25 Jahren nicht mehr. Es gibt allerdings Zweifel, wie realistisch die offiziellen Zahlen überhaupt sind.

Aber auch der Internationale Währungsfonds (IWF) sieht Anzeichen für eine Stabilisierung und korrigierte diese Woche seine Wachstumsprognose für China angesichts stärker heimischer Nachfrage um 0,2 Punkte auf 6,5 Prozent nach oben. Der Dienstleistungssektor fange die Schwäche in der herstellenden Industrie auf. Tatsächlich legte das Dienstleistungsgewerbe im ersten Quartal um 7,6 Prozent zu. Sein Anteil an der gesamten Wirtschaft kletterte um zwei Punkte auf 56,9 Prozent, wie das Statistikamt berichtete.

In seiner Vorhersage warnte der IWF aber auch vor Gefahren für die finanzielle Stabilität in China durch schlechte Unternehmensgewinne und faule Kredite. Begrenzte Reformfortschritte und steigende Risiken im Unternehmens- und Finanzbereich nährten mittelfristige Wachstumssorgen. Ein stärker als erwarteter Abschwung in China könnte „starke Nebenwirkungen“ auf die Weltwirtschaft haben.

(dpa)

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