Nach Betrugsfall eines Bottroper Apothekers: Patientenschützer verlangen mehr Kontrolle

Ein Einzelfall oder die Spitze eines Eisberges? Die Betrugsvorwürfe gegen einen Apotheker in NRW bringen die Überwachung der Branche ins Zwielicht. Ein Bottroper Apotheker soll in mindestens 40 000 Fällen bei der Dosierung der Wirkstoffe für die Krebsimmuntherapie gespart und Krankenkassen so um 2,5 Millionen Euro betrogen haben.
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Deutsche Stiftung Patientenschutz hält schärfere Kontrollen von Apotheken für dringend geboten.Foto: Daniel Reinhardt/Symbol/dpa
Epoch Times6. Dezember 2016

Die Deutsche Stiftung Patientenschutz hat schärfere Kontrollen der Apotheken in Deutschland gefordert. Nach den Manipulationsvorwürfen gegen einen Apotheker in Nordrhein-Westfalen dürfe es ein „weiter so“ nicht geben.

„Schärfere Kontrollen schaffen Vertrauen bei den Patienten“, sagte Stiftungsvorstand Eugen Brysch der Deutschen Presse-Agentur. Der Bundestag müsse das Arzneimittelgesetz verschärfen.

Brysch fügte hinzu: „Es kann nicht sein, dass Onkologie-Spezialapotheken im Schnitt nur alle zwei bis vier Jahre nach Ankündigung von Amtsapothekern überprüft werden.“ Immerhin versorgten diese bundesweit rund 200 Spezialapotheken hunderttausende schwerst kranke Krebspatienten. „Diese Menschen verbinden mit der individuellen Krebstherapie große Hoffnungen, wenn die erste Chemotherapie erfolglos war“, erläuterte Brysch.

Wie in der vergangenen Woche bekannt wurde, soll ein Bottroper Apotheker in mindestens 40 000 Fällen bei der Dosierung der Wirkstoffe für die Krebsimmuntherapie gespart und Krankenkassen so um 2,5 Millionen Euro betrogen haben. Die Staatsanwaltschaft Essen ermittelt gegen den 46-Jährigen. Bisher geht es in den Ermittlungen um Verstöße gegen das Arzneimittelgesetz.

Möglicherweise handelt es sich auch um Körperverletzung. Dazu müsste nachgewiesen werden, dass ein Patient Schaden genommen hat. NRW-Gesundheitsministerin Barbara Steffens (Grüne) riet verunsicherten Patienten, sich an ihre behandelnden Ärzte zu wenden.

Notwendig ist aus Sicht von Brysch eine engmaschige Überprüfung der individualisierten Medikamente, bevor sie die Apotheke verlassen. „Die Stichprobenkontrollen müssen viermal jährlich, unangekündigt bei den Spezialapotheken stattfinden. Das erhöht den Überwachungsdruck.“ Bisher würden Apotheken schlechter kontrolliert als Großküchen oder die Verpflegung in Kindertagesstätten.

Doch mit dem derzeitigen Personal und der Ausrüstung werde eine wirksame Überprüfung aller Apotheken nicht zu schaffen sein, gab Brysch zu bedenken. Im Moment sei ein Amtsapotheker für die pharmazeutische Sicherheit von 600 000 Menschen zuständig. Er kontrolliere rund 150 Apotheken, zusätzlich die Arzneimittelversorgung in Pflegeheimen, im Rettungsdienst sowie die Vergabe von Opiaten in seinem Bezirk. (dpa)



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