„Gigantische Fehlsteuerung im deutschen Bildungswesen“: Philologenverband fordert rasche Korrektur

"Dass mehr als die Hälfte eines Jahrgangs die Reifeprüfung macht, war politisch gewollt und wurde mit einer schleichenden Absenkung der Anforderungen erkauft", kritisierte der Pädagoge, der 90.000 Gymnasiallehrer vertritt.
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Stühle im Flur einer SchuleFoto: über dts Nachrichtenagentur
Epoch Times9. Juli 2016

Der Deutsche Philologenverband fordert die rasche Korrektur einer "gigantischen Fehlsteuerung im deutschen Bildungswesen": In einem Interview mit der "Neuen Osnabrücker Zeitung" (Samstag) plädierte Verbandschef Heinz-Peter Meidinger dringend dafür, das Niveau des Abiturs wieder anzuheben. "Dass mehr als die Hälfte eines Jahrgangs die Reifeprüfung macht, war politisch gewollt und wurde mit einer schleichenden Absenkung der Anforderungen erkauft", kritisierte der Pädagoge, der 90.000 Gymnasiallehrer vertritt. Es gebe "eine Inflation guter Noten", denen oft keine realen Leistungssteigerungen zugrunde lägen.

Das Abitur sei als Königsweg propagiert worden, während alle anderen Abschlüsse abgewertet worden seien. "Zwar gibt es jetzt bis hin zu manchen Ministerpräsidenten das Eingeständnis, Fehler gemacht zu haben. Leider hat aber niemand den Mut zur grundsätzlichen Kurskorrektur", beklagte Meidinger.

Dringend nötig sei, auch in der gymnasialen Oberstufe die Strukturen und Inhalte auf deutlich höherem Niveau anzugleichen. Bayern prüfe Mathematik und Deutsch im Abitur verbindlich und schriftlich. "In anderen Ländern kann man sich darum herummogeln und schlechte Resultate streichen lassen. Das kann so nicht weitergehen", warnte Meidinger.

Eine klare Absage erteilte er generellen Eingangstest an Hochschulen, mit denen diese die Studierfähigkeit von Abiturienten überprüfen. "Ich warne davor", sagte der Philologenchef. Solche Prüfungen machten das Bildungssystem nicht gerechter, weil sie Abiturienten aus bildungsnahen Elternhäusern begünstigten. Diese können sich oft besser präsentieren und bei Studienbeginn bereits von den Eltern teuer bezahlte Zusatzqualifikationen wie Auslandsaufenthalte vorweisen.

(dts Nachrichtenagentur)



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