HSH Nordbank erlässt Reedern Kredite in Millionenhöhe – Jetzt ist sie pleite

Der Stern hat in einer ausführlichen Analyse über die heutige Situation der Hamburger Reeder berichtet. Dabei zeichnet sich ein Bild ab, das von Euphorie, Gier und Größenwahn gezeichnet ist. Reeder, Politiker und Banker hatten zur Jahrtausendwende "das Gespür für das rechte Maß" verloren - mit Beginn der Finanzkrise kam das böse Erwachen.
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Die HSH Nordbank besteht aus einer profitablen Kernbank und einem Teil mit hohen Risiken, vor allem Schiffskredite.Foto: Daniel Reinhardt/dpa
Von 21. März 2017

Offenbar gab es zur Jahrtausendwende und in den Jahren danach eine Art Größenwahn, in dem Reeder, Politiker und Banker in der Hoffnung auf einen noch größeren Wohlstand sich gegenseitig das große Geld zuschoben. Die Reeder kauften Schiffe über Schiffe, die Banken gaben bereitwillig Kredite und auch die Politiker, die jetzt den moralischen Zeigefinger erheben, haben „die Branche gepampert“.

Damals sollen alle euphorisch gewesen sein, schreibt der Stern. Mit dem gewaltigen Aufschwung in China sei der Seeverkehr bis 2008 rasant gewachsen. Reeder vermieteten ihre Frachter für teilweise 50.000 Dollar am Tag und wussten nicht mehr wohin mit dem vielen Geld.

Heute lästere man nur noch über die, die „das Gespür für das rechte Maß verloren“ haben. Mit Beginn der Finanzkrise 2008 sei auch der Umsatz der Reedereien gesunken. Die Weltmeere seien überfüllt und die Charterraten für Schiffe dauerhaft eingebrochen. Heute fahre der gleiche Frachter nur noch 4000 Dollar ein.

Die HSH Nordbank habe zu Krisenbeginn Gelder in Milliardenhöhe an so manchen Reeder verliehen. Irgendwann konnten dann diese die Zinsen nicht mehr zahlen, einem bekannten Vertreter der Sparte erließ die Bank laut Stern 547 Millionen Euro.

Heute sei die HSH Nordbank pleite und stehe zum Verkauf. Damals wollte die Politik sie noch zur größten Schiffsbank der Welt machen und an die Börse bringen, schreibt Stern weiter. „Das Geld quoll der Bank aus den Ohren“ , sagten selbst Spitzenpolitiker heute.

Hamburg und Schleswig-Holstein mussten ihre Bank dann retten. Die HSH erhielt laut Stern drei Milliarden Euro Kapital und Garantien über weitere zehn Milliarden. Jahre später soll die nächste Rettung und die Auflage der EU-Kommission gekommen sein, die Bank bis Ende Februar 2018 zu veräußern oder zu schließen. Doch wer will schon eine Bank voller fauler Kredite? Eine Schließung könnte dagegen gut 16 Milliarden kosten. Pro Einwohner wären das: 4476 Euro. Das wäre der Preis der Maßlosigkeit, so Stern.

Die Schiffe verloren weiter an Wert und man habe den Reedern bisher Kredite über insgesamt 800 Millionen Euro erlassen, auf Kosten der Steuerzahler. „Und wer trägt Schuld an dem Schlamassel?“,  will der Stern von einem Sprecher der Hamburger Finanzbehörde wissen. Der schweigt – was soll er auch sagen? Soll er auf seine Vorgänger bei der SPD zeigen? Auf FDP, CDU oder Grüne? Alle waren dem Größenwahn verfallen, schreibt der Stern.

Einer der bekanntesten Reeder Hamburgs, Bertram Rickmers, blickt heute selbstkritisch zurück: „Reeder, Emissionshäuser und Banken wollten die Größten sein.“ Die Zeit der Schiffskäufe sei kollektiver Wahnsinn gewesen.

Und was sagt die Politik? Auf einem Reederessen in der Hamburger Handelskammer steht der Ministerpräsident von Schleswig-Holstein, Torsten Albig, am Rednerpult und verlangt, dass die Reeder wieder dem Ideal des ehrbaren Kaufmanns folgten – sofern sie Hilfe vom Staat wollten. Er verlangt „Anständigkeit“. Und: Die Reeder sollten gefälligst vorleben, dass „wirtschaftlicher Erfolg und Ethik Hand in Hand“ gingen. Sie müssten sich „moralisch einwandfrei“ verhalten, so im Artikel.

Den ganzen Artikel vom Stern lesen Sie hier:

„Vaterlandslose Gesellen“ – Wie gierige Reeder die Staatskasse ruinierten



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