Was sagen Kommentatoren der Medien zur Silvesternacht in Köln?

Die Ereignisse in der Silvesternacht in Köln finden nach einiger Schockstarre und Vertuschungsversuchen seit dem 5. Januar auch Kommentatoren in den Medien, die Stellung beziehen. Wir stellen eine Auswahl vor.
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Symbolfoto.Foto: Getty Images
Von 6. Januar 2016

Ein Blick in die Medienkommentare:

DER STANDARD.at

Im österreichischen Standard.at weist Michael Vosatka auf Scheindebatten hin, die zwar veröffentlicht werden, aber uns nicht weiterbringen:

"Ohne Konzepte auf gesamteuropäischer Ebene wird es nicht funktionieren, Millionen Flüchtlinge in die Gesellschaft und den Arbeitsmarkt zu integrieren, wenn dies überhaupt möglich sein sollte. Doch wohin ein Sich-selbst-Überlassen der Einwanderer spätestens in der zweiten Generation führt, das zeigt ein Blick in die Banlieues: Arbeits- und Perspektivenlosigkeit sind die Quelle von Kriminalität und Radikalisierung. Diese Lektion müssen die europäischen Regierungen lernen, und zwar rasch.

Scheindebatten

[…]Anstatt über Sprachregelungen für angeblich problematische Wörter mit den Endsilben "-ling" und "-ant" zu streiten, muss endlich der Mut aufgebracht werden, die Dinge beim Namen zu nennen – nur so wird man zu den dringend notwendigen Lösungen kommen.“ (Michael Vosatka, 5.1.2016) – http://derstandard.at/2000028527345/Wer-Loesungen-will-muss-die-Probleme-benennen

DIE ZEIT

Christoph Herwartz thematisiert in der ZEIT nicht nur die Ereignisse in Köln beim sogenannten Antanz-Trick, sondern empört sich speziell über die Verhaltensregeln für Frauen von der Oberbürgermeisterin Reker.

„In Köln ist die Assoziation eine andere: Seit Jahren treiben Taschendiebbanden hier ihr Unwesen. Der sogenannte Antanz-Trick ist dabei besonders beliebt: Das Opfer wird eng umschlungen, scheinbar aus dem Übermut heraus. Dann wird es aus dem Gleichgewicht gebracht und während es sich abfängt, verschwindet die Geldbörse aus der Hosentasche. Die Masche beobachtet die Polizei nach eigenen Angaben vor allem bei Menschen aus Nordafrika, meist arbeiten zwei oder drei zusammen.

Weil das Problem auf den "Ringen", der Kölner Partymeile, so massiv ist, gibt es eine eigene "Ordnungspartnerschaft Ringe" von Polizei und Stadt. Bis zu 60 Kräfte sind in diesem Rahmen Wochenende für Wochenende unterwegs. Polizeipräsident Wolfgang Albers verweist darauf, dass es dank dieser Kooperation immer wieder Festnahmen und auch Verurteilungen gibt. Beseitigt ist das Problem dennoch nicht. Einige der Verurteilten könnten abgeschoben werden, weil sie keine Deutsche sind. Aber sie haben laut Polizei keinen gültigen Pass.

[…]Oberbürgermeisterin Henriette Reker versucht nun, wieder Ordnung herzustellen.

Und dann sind da die Verhaltensregeln, mit denen sich Frauen selbst schützen sollen. Die Stadt wolle diese Regeln aktualisieren und verbreiten, sagt Reker. Aber was soll das sein? „Eine Armlänge Distanz halten“, rät die Oberbürgermeisterin. Sich nicht von der Gruppe entfernen, nicht spontan mit Fremden mitgehen und bei Gefahr gezielt Personen um Hilfe bitten. Der gute Rat wirkt schräg bis unverschämt wenige Tage, nachdem Frauen zu Dutzenden angetanzt, ausgeraubt und sexuell angegangen wurden.“

http://www.zeit.de/gesellschaft/zeitgeschehen/2016-01/koeln-hauptbahnhof-uebergriffe-henriette-reker

DEUTSCHE WIRTSCHAFTS NACHRICHTEN

Den ausführlichsten Kommentar fanden wir in den DEUTSCHEN WIRTSCHAFTS NACHRICHTEN, die befürchtet: „Deutschland ist auf dem Weg zu einer von oben verordneten Anarchie“ Auszüge:

„Wer am Dienstag auf ein klares oder wenigstens mitfühlendes Wort der Kanzlerin zum Terror-Alarm in München oder zu den Gewaltexzessen in Köln gewartet hat, wurde enttäuscht. Beide Ereignisse liegen fünf Tage zurück, und haben sich nicht in Burkina Faso oder in Finnland ereignet, sondern in zwei der wichtigsten Metropolen Deutschlands.

In Köln ist es offenbar zu nie da gewesenen Gewaltexzessen gekommen – wie auch in Hamburg und, schon früher in Stuttgart. Die Kölner Polizei, der nun der schwarze Peter zugeschoben wird, spricht von einer „neuen Dimension“ des Verbrechens. Noch liegen die genauen Hintergründe im Dunklen. Es ist anzunehmen, dass nichts aufgeklärt werden kann. Die Polizei spricht von Tätern mit „arabischen und nordafrikanischem Aussehen“. Das ist ungefähr so aussagekräftig wie arabische Allerweltsnamen.

Angela Merkel ließ einige Stunden später ihren Sprecher verkünden, die Kanzlerin habe der geschockten Kölner Oberbürgermeisterin am Telefon gesagt habe, dass der „Rechtsstaat mit aller Härte durchzusetzen“ sei. Da waren die Täter schon über alle Berge. Den Opfern wird niemals Gerechtigkeit widerfahren.

Die Bundeskanzlerin eines westeuropäischen Staats ist nicht die Oberpastorin von 80 Millionen Bürgern. Sie hat einzig und allein dafür zu sorgen, dass Schaden von ihrem Volk abzuwenden ist. Zu diesem Zweck gibt es Recht und Gesetz. Mit der Öffnung der Grenzen – an der Merkel bis heute störrisch festhält – hat Merkel das europäische Recht gebrochen. Sie hat offiziell die Dublin-Verträge für „obsolet“ erklärt.

Die CDU, die der Kanzlerin widerspruchslos folgt, mag bei Wahlen genau deshalb triumphieren. Doch die CDU wird ein Land regieren müssen, dass unregierbar geworden ist – nicht weil sich die Deutschen nicht an die Gesetze halten, sondern weil niemand mehr sagen kann, wer sich hierzulande aufhält; weil nicht mehr klar ist, nach welchen Regeln gespielt wird; weil Weltoffenheit etwas anderes ist als offene Grenzen, die vor allem ein weites Einfallstor für den Terror aus aller Welt bieten. Deutschland ist auf dem Weg zu einer von oben verordneten Anarchie. Nicht einmal die Errichtung des Polizeistaats kann eine Lösung sein.“

http://deutsche-wirtschafts-nachrichten.de/2016/01/06/voellig-abgehoben-angela-merkel-lebt-in-einer-anderen-welt/

JUNGE FREIHEIT

Die JUNGE FREIHEIT übernahm einen Gastkommentar von Birgit Kelle in NRWjetzt, in dem es unter anderem heißt:

Wir sind ein Land sprachlicher Fettnäpfchen geworden

„Wie um Himmels willen soll nach Tätern gefahndet werden, wenn es nicht mehr möglich sein darf, sie zu beschreiben? Und ja, verdammt, es ist relevant, wie jemand aussah, genauso relevant wie die Frage, welche Sprache er sprach, welchen Akzent er hatte oder wie alt er ungefähr war. Wer einen Täter finden will, muß ihn so genau wie möglich beschreiben (dürfen).

Noch einmal zurück zu Rainer Brüderle. Ein angetrunkener Politiker machte einer Journalistin ein missglücktes Kompliment – das reichte vor drei Jahren aus, um die halbe Bevölkerung Deutschlands als sexistische Chauvinisten unter Generalverdacht zu setzen. Es reichte aus, um Forderungen nach neuen Gesetzen und Verhaltenskodexen aufzustellen. Und es reichte aus, Mann zu sein, um sich latent auf der Täterseite wiederzufinden, selbst wenn man sich nie etwas hatte zuschulden kommen lassen.

Wir sind ein Land geworden, in dem man sprachlich nur noch von Fettnäpfchen zu Fettnäpfchen tappt, weil sich eine Frau oder eins der Hunderte von Geschlechtern falsch, gar nicht, oder nicht angemessen sprachlich berücksichtigt fühlt. Wir sind ein Land, in dem man als Mann überlegt, zu einer Frau alleine in den Aufzug zu steigen oder als Vorgesetzter Gespräche mit Mitarbeiterinnen noch unter vier Augen zu führen, es könnte ja falsch verstanden werden.“

https://jungefreiheit.de/debatte/kommentar/2016/aufschrei-0-0-wenn-die-feministische-empoerung-ausbleibt/

EMMA

Alice Schwarzer schreibt in der EMMA:

„Diese jungen Männer sind das triste Produkt einer gescheiterten, ja nie auch nur wirklich angestrebten Integration! Sie sind das Produkt einer falschen Toleranz, in der fast alle – Menschen, Medien, Kirchen und Politik – unsere Demokratie, unseren Rechtsstaat, unsere Gleichberechtigung infrage stellen, ja mit Füßen haben treten lassen, zugunsten „anderer Sitten“ bzw. einer ominösen „Religionsfreiheit“ – in deren Namen man Parallelwelten entstehen ließ und nicht auf Integration bestand. Als hätte dieser Fanatismus etwas mit Glauben zu tun.

Die Kölner Horror-Nacht scheint kein Einzelfall zu sein. Aus zahlreichen Städten wird jetzt von Jung-Männer-Rudeln berichtet, die Frauen wie Männer überfallen, um zu stehlen und Frauen zu erniedrigen. Neu ist allerdings, dass aus einer „Gruppe“ von 1000 Männern der Terror kommt. Mit welchen Konzepten wollen Polizei und Politik jetzt darauf reagieren? Es eilt!“

http://www.aliceschwarzer.de/artikel/das-sind-die-folgen-der-falschen-toleranz-331143

SÜDDEUTSCHE ZEITUNG

Mitherausgeber der SZ und Honorarprofessor für Rechtswissenschaft Heribert Prantl fordert „Ein robustes Nein“, er füllt seinen Kommentar mit vielen Hinweisen auf die Rechtslage, unbeirrt auf die augenblickliche Durchführbarkeit. Das gilt wohl ebenso für seine abschließende Forderung, schnell alle über „Arbeit“ zu sozialisieren.

„Es wird kaum so gewesen sein, wie es kolportiert wird, dass sich tausend Gewalttäter zu Vergewaltigung und sexueller Nötigung auf der Domplatte verabredet haben. Es ist aber auch schlimm genug, wenn Klein- und Diebesbanden, wie es sie auf jedem Weihnachtsmarkt gibt, Großgruppen gebildet haben, in enthemmter Atmosphäre exzessiv geworden sind und sich ihnen Andere in großer Zahl angeschlossen haben. Es ist dies ein katastrophaler Jahresauftakt.

Es ist dies auch deswegen eine Katastrophe, weil die Silvester-Massenkriminalität für rechtsextremistische Hetze missbraucht wird, weil viele Pegidisten sich nun stolz in die Brust werfen und sich in ihrem Hass gegen Flüchtlinge bestätigt fühlen. Die Häme und die Gemeinheiten, die in den unsozialen Netzwerken nun über Flüchtlinge insgesamt ausgeschüttet wird, ist ekelhaft. Integrationspolitik wird es künftig noch schwerer haben. Sie muss trotzdem und gerade deswegen mit aller Kraft intensiviert werden; das ist die politische Antwort auf die Ausschreitungen.

Die jungen Männer, die nach Deutschland kommen, müssen so schnell wie möglich arbeiten. Arbeit sozialisiert. Es geht um den inneren Frieden. Er wird gefährdet von Exzessen auf der Domplatte und von den Exzessen im Internet, die eine brandgefährliche Atmosphäre schaffen.“

http://www.sueddeutsche.de/panorama/sexuelle-gewalt-ein-robustes-nein-1.2806362

FRANKFURTER ALLGEMEINE

FAZ-Herausgeber Berthold Kohler hält sich von Sprüchen fern und nähert sich realistisch der

„Lebenswirklichkeit deutscher Städte“.

„Nun hat auch die Politik bemerken müssen, dass es in der Neujahrsnacht nicht nur zu den üblichen Silvesterexzessen kam. Nach den sexuellen Übergriffen in Köln und anderswo überschlagen sich Vertreter aller Lager beim Feststellen von Selbstverständlichem: Frauen seien kein Freiwild. In Deutschland dürfe es keine rechtsfreien Räume geben. Gegen die Täter müsse „konsequent“ vorgegangen werden, und zwar, das wird jetzt betont, unabhängig von Herkunft und Religion.

Folgen

Das sieht unsere Rechtsordnung schon eine ganze Weile so vor. Die Lebenswirklichkeit deutscher Städte, nicht nur der ganz großen, stellt sich freilich leider oft anders dar. Dort schufen sich strikt der ausländischen Herkunft folgende Clans und Banden Räume, in denen die Gesetze dieser Republik nur noch wenig oder gar nicht mehr gelten, auch weil die Staatsmacht nicht mehr in der Lage oder willens ist, sie in diesen Milieus durchzusetzen.“

http://www.faz.net/aktuell/politik/inland/kommentar-mitten-in-koeln-13999029.html

Zu guter Letzt der Schluss aus einer Pressemitteilung der GdP (Gewerkschaft der Polizei) von heute, 6. Januar. Der stellvertretende GdP-Bundesvorsitzende Arnold Plickert sagte am Mittwoch in Düsseldorf:

„Bei der Aufklärung der Übergriffe dürfe zugleich nichts verschwiegen werden, auch wenn das zu Ergebnissen führen sollte, die politisch unangenehm seien.“



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