Darum will die EU unser Geld im Krisenfall einfrieren: 1 Billion Euro faule Kredite

Die EU plant das vorübergehende Einfrieren von Bankguthaben, um Bankruns auf notleidende Banken zu verhindern. In der EU gibt es faule Kredite von über 1 Billion Euro laut einem neuen EU-Bericht.
Von 1. August 2017

Um Bankruns zu verhindern, planen die EU-Staaten derzeit Maßnahmen, um Bankkunden vorübergehend den Zugriff auf ihr Geld zu sperren. Das meldet Reuters unter Berufung auf ein EU-Dokument, das dem Medium vorliegt.

Der Plan sieht vor, Kontoauszahlungen für fünf Arbeitstage zu sperren und „unter außergewöhnlichen Umständen“ die Sperre auf bis zu 20 Tage zu verlängern.

Diese Maßnahme soll im Notfall Banken retten, die ausfallen oder vom Ausfall bedroht sind. Kritiker sagen jedoch, dass sich genau dies als Bumerang für das Kundenvertrauen erweisen könnte. Schon beim ersten Gerücht, dass es einer Bank nicht gut geht, würden Kunden hastig Geld abziehen und die Krise beschleunigen. Auch sieht der Plan vor, Konten unter 100.000 Euro zu sperren – entgegen anderslautenden Plänen vom vergangenen November.

Von Deutschland unterstützt

Das Papier, das von der estnischen EU-Ratspräsidentschaft verfasst wurde, nennt Kontosperrungen „eine machbare Option“. Doch es gibt auch zu, dass die EU-Mitgliedsstaaten bei dem Thema geteilter Meinung sind.

Deutschland zumindest ist für den Plan – und ebenso andere EU-Länder, die bereits ein Moratorium für Bankauszahlungen bei Insolvenzverfahren auf nationaler Ebene zulassen.

Der estnische Vorschlag wurde von den EU-Gesandten am 13. Juli erörtert, aber es wurde noch keine Entscheidung getroffen, so ein EU-Beamter. Die Gespräche sollen im September fortgesetzt werden.

1 Billion notleidende Kredite in der EU

Ein EU-Bericht vom Juli 2017 zeigt, dass das Volumen der notleidenden Kredite in der EU Ende 2016 beeindruckende 1,092 Billionen Euro erreicht hat.

Notleidende Kredite, umgangssprachlich faule Kredite, sind Kredite, deren Rückzahlung ungewiss ist.

Die EU veröffentlichte dazu eine Grafik über diese „non-performing loans“ kurz NPLs und deren prozentualem Anteil am Kreditvolumen eines Landes.

Die Durchschnittsrate der NPLs betrug Ende 2016 in der EU 5,1 Prozent und ist somit gesunken. 2015 lag sie noch bei 5,7 Prozent.

Zum Vergleich: Ein Bericht der Weltbank stufte die USA bei 1,3%, Japan bei 1,5% und Kanada bei 0,6% faulen Krediten ein.

Griechenlands NPL-Rate: 45 %

Im Gegensatz dazu haben Griechenland und Zypern eine NPL-Rate von 46% bzw. 45%. Bulgarien, Kroatien, Ungarn, Irland, Italien, Portugal und Slowenien und Rumänien haben alle eine NPL-Rate zwischen 10 % und 20 %.

Deutschland hat laut der EU-Grafik eine NPL-Rate von 6 % und faule Kredite in Höhe von 68 Milliarden Euro.

Die Gruppe mit niedrigem NPL-Prozentsatz bringt es zusammen auf 410 Mrd. Euro fauler Kredite, die mittelschwer belastete Gruppe auf 184 Mrd. Euro und die schwer belastete Gruppe kommt auf insgesamt 499 Mrd. Euro. Sie besteht aus den Ländern Bulgarien, Kroatien, Cypern, Litauen, Irland, Italien, Portugal, Malta, Rumänien und Slowenien.

Italien, Griechenland, Spanien, Portugal und Irland haben gemeinsam 606 Milliarden fauler Kredite.

Die EU konstatiert: Seit der Finanzkrise 2008 war die NPL-Rate in den EU-Mitgliedsstaaten enorm ungleichgewichtet.

Grafik aus Bericht des EU-Parlamentes:

Hier der EU-Bericht als PDF



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