Migrantenaufnahme: Juncker für Vertragsverletzungsverfahren bei Verweigerern – Polen und Ungarn bedroht

EU-Staaten, die keine Asylbewerber aufnehmen wollen, droht in Zukunft ein Vertragsverletzungsverfahren. Jean-Claude Juncker sprach sich für diesen Schritt aus.
Titelbild
Jean-Claude Juncker.Foto: Sean Gallup/Getty Images
Epoch Times9. Juni 2017

EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker hat sich für Vertragsverletzungsverfahren gegen EU-Staaten ausgesprochen, die keine Asylbewerber aufnehmen. Die EU-Kommission werde sich kommende Woche mit der Frage beschäfigen, „ob wir deshalb Vertragsverletzungsverfahren einleiten oder nicht“, sagte Juncker dem „Spiegel“ nach Angaben vom Freitag. „Die Entscheidung ist noch nicht getroffen, aber ich sage: Ich bin dafür.“

EU-Innenkommissar Dimitris Avramopoulos drohte insbesondere Polen und Ungarn im vergangenen Monat mit Vertragsverletzungsverfahren.

Auch gegen Tschechien könnte demnach ein Verfahren eröffnet werden, weil es seit fast einem Jahr keine Asylbewerber mehr aufgenommen hat. Juncker nannte laut „Spiegel“ seinerseits Ungarn, die Slowakei „und andere Staaten“.

Umverteilung der Asylbewerber bis September 2017 beschlossen – Ungarn und Slowakei klagen

Die EU-Innenminister beschlossen im September 2015 gegen den Widerstand mehrerer osteuropäischer Länder die Umverteilung von 120.000 Asylbewerbern aus den Hauptankunftsländern Italien und Griechenland.

Sie sollten bis September 2017 nach einem Quotensystem in andere Mitgliedstaaten gebracht werden. Ungarn und auch die Slowakei klagen gegen den Beschluss der EU-Innenminister vor dem Europäischen Gerichtshof (EuGH).

Nach dem letzten monatlichen Bericht der Kommission zur Umverteilung wurden bis Mai 18.418 Flüchtlinge in andere EU-Staaten gebracht.

Österreich soll sich nun an Aufnahme beteiligen

Neben Polen und Ungarn nahm auch Österreich keinen Asylbewerber aus diesem Kontingent auf. Die Regierung in Wien hatte bis März dieses Jahres wegen hoher Flüchtlingszahlen, die auf anderen Wegen ins Land kamen, zunächst eine Ausnahme erwirkt. Avramopoulos zufolge wollte sich Wien nun aber an der Aufnahme beteiligen.

Die Slowakei nahm nach dem Kommissionsbericht bis Mai lediglich 16 Asylbewerber aus Griechenland auf, aus Italien aber keinen. Den nächsten Bericht zur Umverteilung stellt Brüssel am kommenden Dienstag vor, wenn in Straßburg auch die wöchentliche Kommissionssitzung unter Junckers Leitung stattfindet. (afp)

Mehr dazu:

Polen: Volksentscheid über Aufnahme von Flüchtlingen möglich – Derzeitige Regierung lehnt Quotenverteilung strikt ab

Polen fordert EU-Einreisestopp für Muslime – „Abkehr von europäischer Zivilisation“



Epoch TV
Epoch Vital
Kommentare
Liebe Leser,

vielen Dank, dass Sie unseren Kommentar-Bereich nutzen.

Bitte verzichten Sie auf Unterstellungen, Schimpfworte, aggressive Formulierungen und Werbe-Links. Solche Kommentare werden wir nicht veröffentlichen. Dies umfasst ebenso abschweifende Kommentare, die keinen konkreten Bezug zum jeweiligen Artikel haben. Viele Kommentare waren bisher schon anregend und auf die Themen bezogen. Wir bitten Sie um eine Qualität, die den Artikeln entspricht, so haben wir alle etwas davon.

Da wir die Verantwortung für jeden veröffentlichten Kommentar tragen, geben wir Kommentare erst nach einer Prüfung frei. Je nach Aufkommen kann es deswegen zu zeitlichen Verzögerungen kommen.


Ihre Epoch Times - Redaktion