Polen: Ehemaliger Staatschef Lech Walesa spitzelte offenbar für die Geheimpolizei

Dem früheren polnischen Staatschef Lech Walesa wird vorgeworfen, in den 70er Jahren als Elektriker auf der Danziger Schiffswerft Kollegen für die Geheimpolizei bespitzelt zu haben. Ein Sondergericht sprach ihn vor mehr als 15 Jahren von allen Vorwürfen frei, Experten in Krakau halten das Beweismaterial jedoch für stichhaltig. Das aktuelle Gutachten soll am Dienstag veröffentlicht werden.
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Der ehemalige Staatshef und Friedensnobelpreisträger Lech Walesa, 2012 in Gdansk.Foto: Jasper Juinen/Getty Images
Epoch Times29. Januar 2017

In der seit Jahren schwelenden Affäre um eine mögliche Kollaboration des früheren polnischen Präsidenten Lech Walesa mit der Geheimpolizei zu Zeiten der kommunistischen Herrschaft halten Experten das Beweismaterial offenbar für stichhaltig.

Die polnische Nachrichtenagentur PAP berichtete am Wochenende unter Berufung auf Kenner eines neuen Gutachtens, von den Experten in Krakau würden die meisten Dokumente über Walesas Tätigkeit unter dem Decknamen „Bolek“ als echt eingestuft.

Das Gutachten soll am Dienstag offiziell veröffentlicht werden. Der Streit um Walesas angebliche Tätigkeit für die Geheimpolizei SB dauert bereits seit einigen Jahren an.

Das Gutachten bezieht sich auf die frühen 70er Jahre – also einen Zeitraum vor Walesas anti-kommunistischem Widerstand an der Spitze der Gewerkschaft Solidarnosc.

Walesa weist die Vorwürfe als „Lügen“ zurück

Bevor das Gutachten in Auftrag gegeben wurde, erhielt Walesa im vergangenen Jahr die Möglichkeit, die Dokumente einzusehen. Das Institut für Nationales Gedenken (IPN) erklärte im April 2016, Walesa habe deren Authentizität bestritten. Am Samstag gab Walesa eine weitere Erklärung ab, in der er die Darstellungen über seine angebliche Spitzeltätigkeit als „Lügen“ zurückwies.

Die Hinweise stammen aus Unterlagen, die im Nachlass des ehemaligen Innenministers und Geheimdienstchefs Czeslaw Kiszczak gefunden wurden. Für das rund tausend Seiten umfassende Gutachten wurden graphologische Auswertungen der Dokumente angefertigt.

Das IPN hatte im Februar 2016 erklärt, es sei „eine handschriftliche Zusage zur Zusammenarbeit“ Walesas mit der Geheimpolizei SB entdeckt worden. Sie sei unterschrieben mit „Lech Walesa“ und dem Tarnnamen „Bolek“. Auch lägen Quittungen über Honorarzahlungen vor.

Dem früheren Staatschef Walesa wird vorgeworfen, in den 70er Jahren als Elektriker auf der Danziger Schiffswerft Kollegen für die SB bespitzelt zu haben. Ein Sondergericht sprach ihn aber vor mehr als 15 Jahren von allen Vorwürfen frei.

Anfang dieses Jahres nahm sich einer von Walesas vier Söhnen, der 43-jährige Przemyslaw, das Leben; der frühere Staatschef machte daraufhin die gegen ihn geführte „Kampagne“ in der Öffentlichkeit für den Tod seines Sohnes verantwortlich. (afp)



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