Radioaktiv verseucht: Deutschland liefert weitere „Milan“-Raketen in den Nordirak

Deuschland beliefert die kurdischen Peschmerga im Nordirak mit Panzerabwehrraketen vom Typ "Milan". Die Kurden sollen damit die Terror-Miliz Islamischer Staat bekämpfen. Das Problem: Die "Milan"-Raketen sind radioaktiv verseucht.
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Milan-Raketen werden weltweit von mehr als 40 Staaten eingesetzt.Foto: GFDL/Wikimedia
Epoch Times8. Juli 2016

In 2014 lieferte Deutschland erstmals Waffen an die kurdischen Peschmerga im Nordirak. Damit sollen die Kurden die Terror-Miliz Islamischer Staat bekämpfen. Doch was damals noch viel diskutiert wurde – etwa, ob die Kurden ihr Versprechen einhalten und deutsche Waffen nicht an Dritte weitergeben – ist heute schon längst vom Tisch. 

Tatsächlich sind die Hinweise, dass die kurdischen Kämpfer die deutschen Waffen auf dem Schwarzmarkt verkaufen erdrückend:

"Sturmgewehre und Pistolen aus Bundeswehrbeständen, von der Bundesregierung an die kurdische Autonomieregierung im Nordirak geliefert, werden inzwischen auf Waffenmärkten im Nordirak angeboten. Das ergaben Recherchen von NDR und WDR in der kurdischen Autonomieregion. In den Städten Erbil und Suleymanniya fanden die Reporter mehrere Sturmgewehre des Typs G3 und eine Pistole des Typs P1 mit der eingravierten Abkürzung "Bw" für Bundeswehr. Offenbar, so die Recherchen, verkaufen Peschmerga-Kämpfer ihre Dienstwaffen, weil sie wegen der angespannten wirtschaftlichen Lage im Land seit Monaten keinen Sold erhalten haben," berichtetet der NDR im Januar

Doch nach wie vor gehen die Waffenlieferungen in den Irak munter weiter. Im Herbst 2014 gab es drei Lieferungen, bis Mitte Juli 2015 vier – unter anderem Panzerabwehrraketen vom Typ "Milan", Handgranaten, Sturmgewehre und Maschinengewehre mit insgesamt mehr als 13 Millionen Schuss Munition. Dies gab Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen der "Tagesschau" damals bekannt. Die Waffen hatten demnach einen Gesamtwert von etwa 60 Millionen Euro. Im Herbst 2015 folgten weitere Waffen- und Raketenlieferungen.

Wie die DPA am Donnerstag berichtet erhalten die Kurden nun weitere Waffenlieferungen aus der Bundesrepublik. Im zweiten Halbjahr sollen 200 "Milan"-Panzerabwehrraketen, 4000 G36-Sturmgewehre, sechs Millionen Schuss Munition sowie fünf gepanzerte Fahrzeuge vom Typ "Dingo" geliefert werden. Das geht aus einem Schreiben der Bundesregierung an die zuständigen Ausschüsse hervor, das der Agentur vorliegt. Die Lieferung war bereits im Dezember angekündigt worden, verzögerte sich aber, weil auf Märkten im Nordirak erneut Waffen aus Bundeswehrbeständen aufgetaucht waren.

NGOs fordern Export-Stopp der Milan-Raketen

Die Unterstützung der kurdischen Peschmerga mit "Milan"-Panzerabwehrraketen ist umstritten, denn die Raketen aus deutsch-französischer Produktion sind radioaktiv verseucht.

"Der Infrarotstrahler von MILAN-Raketen enthält etwa 2 g radioaktives Thorium mit einer Aktivität von 10 kBq, welches während des Fluges und bei der Detonation freigesetzt wird. Seit 2001 werden deshalb vom Führungsstab des Heeres Schutzmaßnahmen beim Aufsammeln der Glühstrahler befohlen sowie die landwirtschaftliche Nutzung der Zielgebiete untersagt. Eine Studie über die Umwelteinflüsse auf der Militärbasis Shilo in Manitoba (Kanada), auf der mit MILAN-Systemen geübt wurde, konnte einen erhöhten, jedoch unter dem Grenzwert liegenden Gehalt von Thorium 232 im Grundwasser nachweisen und empfahl, auf dem Gelände keine MILAN-Raketen mehr abzufeuern," heißt es dazu auf Wikipedia

2015 forderten die Organisationen "Ärzte gegen den Atomkrieg" (IPPNW) und die deutsche Koalition zur Ächtung von Uranwaffen (ICBUW), auf Grund des radioaktivem Material im Lenkflugkörper, die Bundesregierung in einem Schreiben eindringlich zu einem Export-Stopp der Milan-Raketen auf.

"Der Infrarotstrahler des Lenkflugkörpers enthält 2,4 Gramm Thorium 232, ein radioaktives Material mit einer extrem langen Halbwertszeit von 14 Milliarden Jahren. Bei den an die kurdische Regionalregierung gelieferten 30 Panzer­abwehr­waffen vom Typ Milan mit insgesamt 500 Raketen summiere sich das Thorium auf 1,2 Kilogramm.

Das Thorium tritt beim Einschlag der Rakete in Form eines feinen, radioaktiv und toxisch wirkenden Staubes aus und könne über Nahrung, Atmung und Trink­wasser in den menschlichen Körper gelangen. Die Folgen sind schwere Gesundheitsschäden wie z.B. Lungenkrebs oder Schädigung des Erbguts, wie bei dem im Irak verwendeten abgereicherten Uran, das in den Golfkriegen zum Einsatz kam," lautete es in dem Appell.

Die verheerenden Auswirkungen durch die "Milan"-Raketen bewegten das Nato-Land Belgien bereits dazu, auf diese Waffe zu verzichten.

Missbildungen und Krebserkrankungen

Mindestens 1.800 Tonnen an Waffen sollen seitens der Bundeswehr aus Deutschland in den vergangenen paar Jahren in die nordirakische Autonomieregion gebracht worden sein. In 2015 war die Rede von 20.000 Gewehren und 1.000 Panzerabwehrraketen. 

Der Zweck der radioaktiv verseuchten Raketen soll darin bestehen, wirksamer gegen so genannte "rollende Bomben" vorzugehen. Damit sind sprengstoffbeladenen LKWs, wie sie von den IS-Militanten regelmäßig als Rammbock bei der Erstürmung von Militärbasen verwendet werden, gemeint. Diese LKWs sollen mit den "Milan"-Raketen effektiv zerstört werden. 

Die Effektivität der "Milan"-Rakete ist militärisch gesehen tatsächlich sehr groß. Doch das Problem ist, dass die Waffe zu einer radioaktiven Kontaminierung des Kampfgebietes beiträgt. Medienberichten zufolge sollen sich im Umfeld eines Nato-Trainingsgeländes auf Sardinien, wo unter anderem der Einsatz von "Milan"-Raketen geprobt wurde, seit Beginn des Einsatzes dieser Waffen die Zahl der Missbildungen bei neu geborenen Menschen und Tieren gehäuft und die Zahl der Krebserkrankungen zugenommen haben.

So ergeht es auch den Menschen in großen Gebieten des Iraks. Auch während den Golfkriegen wurden dort Panzerabwehrraketen mit abgereichertem Uran eingesetzt. Die Beweise für die verheerenden Folgen des Einsatzes dieser Waffen lieferte der Filmemacher Frieder Wagner in seiner Dokumentation "Der Arzt und die verstrahlten Kinder von Basra".

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Bundeskanzlerin Angela Merkel zeigte sich auf einer Konferenz im vergangenem Jahr auch berührt über die Folgen des deutschen Waffenexports – jedoch auf eine etwas andere Weise. 

"Wir haben ihnen [den Peschmerga] dieses Panzerabwehrsystem ‚Milan‘ geliefert und mich hat es dann sehr berührt, als mir ein Vertreter der Kurden im Nordirak erzählt hat, dass das Wort ‚Milan‘ jetzt ein Vorname für Babys ist, für männlich Babys, weil sie so entzückt sind von der Wirkung dieser Waffe". (so) 



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