Die „Kinder des IS“: Was wird aus den Babies der versklavten Frauen?

Als Frau in die Hände der IS-Terroristen zu fallen, gehört zum Schlimmsten, was einem passieren kann – glaubt man Berichten von Opfern, die entkommen konnten. Doch was passiert mit den ungewollten Kindern der vom IS versklavten Frauen? Dieser Frage ging die Kronenzeitung nach, basierend auf Spiegel-Recherchen.
Titelbild
Das gestellte Foto einer Jesidin im irakischen Dohuk, 2015.Foto: SAFIN HAMED/AFP/Getty Images
Epoch Times10. April 2016

Die Jesiden sind eine religiöse Minderheit mit mehreren hunderttausend Angehörigen, deren Hauptsiedlungsgebiete in Nordirak, Nordsyrien und der südöstlichen Türkei liegen. Sie achten streng darauf, nur innerhalb der eigenen Gemeinschaft zu heiraten (Endogamie). Deshalb haben jesidische Frauen, die von IS-Kämpfern missbraucht und schwanger wurden auch nach ihrer Befreiung ein enorm schweres Schicksal: Ihre Kinder sind Aussätzige.

Vor allem jene, “die während der Gefangenschaft gezeugte Kinder zur Welt gebracht haben, sind Hass, Ausgrenzung und Gewalt in ihrer Umgebung ausgesetzt. Diese "Kinder des IS" werden versteckt, getötet oder von kurdischen Paaren anonym adoptiert, berichtet die Kronenzeitung. Sie stützt sich dabei auf Interviews, die der Spiegel mit jesidischen IS-Opfern in deutschen Flüchtlingslagern führte. Die Frauen berichten übereinstimmend von Misshandlungen, brutalen Vergewaltigungen und Zwangsarbeit. 

Die Fotografin und Journalistin Seivan M. Salim fasste die Berichte der Frauen als Teil des Projekts "Map of Displacement" zusammen, das die Schrecken der IS-Herrschaft dokumentiert.

Derzeit befinden sich laut UN rund 4000 jesidische Frauen in den Händen der Terrormiliz, welche die Jesiden aufgrund ihres nichtmuslimischen Glaubens als Ungläubige betrachtet.

Nach IS- Eroberungen verschleppt

Die meisten der interviewten Frauen, wurden während der Eroberungszüge des IS in die Region Sindschar im Norden des Iraks im August 2014 verschleppt. Sie wurden von ihren Ehemännern und Familien getrennt und wie Vieh versteigert. Seit dem Sindschar-Massaker und der Rückeroberung der Stadt fehlt laut dem Bürgermeister der Stadt von etwa 10.000 Bewohnern jede Spur; man nehme an, dass die meisten ermordet wurden. (Sindschar hatte 40.000 Einwohner).

Die 23- jährige Khaula (Name zu ihrer Sicherheit geändert) beschrieb, wie sie mit Hunderten anderer Frauen aus ihrem Dorf in Busse gezwängt und in ein Gefängnis gebracht wurde. Bald darauf kaufte ein 45- jähriger IS- Kämpfer sie für umgerechnete 1500 Euro. Von diesem sei sie entjungfert und monatelang in einem Haus in Mossul brutal vergewaltigt worden. Später kam sie in das Haus der Ehefrau ihres Peinigers, wo diese mit fünf Töchtern lebte. Da die Ehefrau erneut mit einem Mädchen schwanger war, forderte der 45- Jährige von Khaula: "Ich will, dass du mir einen Sohn schenkst."

Sie versuchte zweimal, das Kind zu verlieren

Sie wollte unter keinen Umständen ein Kind von ihrem Vergewaltiger und versuchte, als sie schwanger wurde, durch körperliche Überanstrengung ihr Baby zu verlieren. Es klappte nicht und die Ehefrau wurde offenbar eifersüchtig. Dies war Khaulas Glück, denn nun brachte die Frau des Kämpfers ihren Bruder ins Spiel, um Khaulas Flucht zu organisieren. In Freiheit stand die 23-Jährige dann ihrer Familie gegenüber die sagte: "Bitte kein Kind vom IS." Sie versuchte ein zweites Mal, das Baby zu verlieren, diesmal mit einem Wehenmittel.

Ihre Tochter wurde lebend geboren, doch danach habe es "Komplikationen" gegeben. Ihr Kind sei gestorben, der Wunsch der Familie damit erfüllt, berichtete die junge Frau.

„Eltern unbekannt"

Viele Frauen bringen es nicht über´s Herz, ihre Babys umzubringen und geben sie deshalb zur anonymen Adoption frei. Im irakischen Dohuk ist dies zum Beispiel laut Spiegel möglich. Babys mit der Information "Eltern unbekannt" seien häufig IS- Kinder. Nur die Behörden wüssten dies – nicht jedoch kurdische Paare mit unerfülltem Kinderwunsch. Sobald das Kind im Ehezeugnis der neuen Eltern eingetragen ist, ist es bei den Kurden als Familienmitglied anerkannt, obwohl auch für sie Stammesstrukturen sehr wichtig sind.

Frauen erfinden Geschichten

Wenn es ihnen nicht gelingt, sich jemandem anzuvertrauen erfinden viele Frauen mit IS-Kindern auch Geschichten über die Herkunft der Neugeborenen. Dann heißt es einfach: Der Freund oder Ehemann sei an der Front gefallen. Mit der Zeit glauben die traumatisierten Frauen ihre Geschichten selbst. (rf)



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