Japans Kaiser Akihito darf abdanken – Debatte um weibliche Nachfolge in vollem Gange

Der japanische Kaiser darf abdanken, das entschied heute das japanische Parlament. Seine Abdankung löst nun eine Debatte um eine mögliche weibliche Nachfolge aus.
Titelbild
Kaiser Akihito (l.) und seine Frau Kaiserin Michiko (r.).Foto: KAZUHIRO NOGI/AFP/Getty Images
Epoch Times9. Juni 2017

Japans Kaiser Akihito darf in seinen ersehnten Ruhestand: Nach dem Unterhaus stimmte am Freitag auch das Oberhaus für ein Sondergesetz, das erstmals seit 200 Jahren eine Abdankung des Monarchen erlaubt.

Es gilt nur für den 83-jährigen Akihito, dieser muss nun binnen drei Jahren abtreten. Japanische Medien rechnen damit, dass der beliebte Tenno („Himmlischer Herrscher“) Ende 2018 den Thron räumen wird.

Gründe für Abdankung: Alter und gesundheitliche Probleme

Kaiser Akihito sitzt seit fast drei Jahrzehnten auf dem Chrysanthemen-Thron. Im vergangenen Jahr hatte er Japan mit dem Wunsch in Aufruhr versetzt, die Krone an seinen ältesten Sohn, Kronprinz Naruhito, weiterzureichen. Als Gründe für seinen Entschluss nannte er sein Alter und gesundheitliche Probleme.

Er wurde zuletzt wegen Prostatakrebs behandelt und musste sich einer Herzoperation unterziehen. Akihitos 57-jähriger Sohn Naruhito könnte laut den Medien am 1. Januar 2019 den Thron besteigen.

Nach 2. Weltkrieg kein Einfluss mehr auf Politik

Japan ist die älteste Erb-Monarchie der Welt. Bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs wurde der Tenno wie ein Halbgott verehrt, seit Inkrafttreten der Nachkriegsverfassung aber hat er keinen Einfluss mehr auf die Politik, sondern gilt nur noch als „Symbol des Staats“.

Der 125. Tenno ist in der Bevölkerung hoch angesehen. Er hatte 1989 nach dem Tod seines Vaters Hirohito den Chrysanthemen-Thron bestiegen. Seitdem setzte er sich immer wieder für vorsichtige Reformen der starren Regeln im Kaiserpalast ein.

Gleichzeitig unterstützte er mit vollem Herzen die pazifistische Verfassung und lehnte den gewaltsamen Nationalismus des Landes während des Zweiten Weltkriegs ab.

Vor Akihito haben schon andere Kaiser abgedankt. Doch liegt der letzte Fall mehr als 200 Jahre zurück. Die jetzige Sonderregelung war ein Kompromiss mit den Gegnern dieser Möglichkeit.

Debatte um weibliche Erbfolge

Akihitos bevorstehende Abdankung löste eine Debatte um die Nachfolgeregelung im japanischen Kaiserhaus aus: Zwar gab es in der japanischen Geschichte auch Kaiserinnen, nach den heutigen Gesetzen jedoch dürfen nur Männer den Chrysanthemen-Thron besteigen.

Nach Naruhitos jüngerem Bruder Akishino und dessen zehnjährigem Sohn Hisahito gibt es derzeit aber keinen weiteren männlichen Thronfolger mehr.

Darüberhinaus verlieren weibliche Mitglieder der Kaiserfamilie ihren Status als Mitglieder des Hofs, wenn sie einen Bürgerlichen heiraten. Die Nachricht im Mai, dass sich Akihitos Enkelin Prinzessin Mako bald mit ihrer College-Liebe verloben werde, heizte die Debatte um die Thronfolge deshalb weiter an.

Das Parlament forderte inzwischen eine stärkere Rolle der weiblichen Mitglieder der Kaiserfamilie, und auch in der Bevölkerung ist die Idee populär. Traditionalisten, allen voran Ministerpräsident Shinzo Abe und seine konservativen Anhänger, lehnen eine weibliche Erbfolge aber vehement ab. (afp)



Epoch TV
Epoch Vital
Kommentare
Liebe Leser,

vielen Dank, dass Sie unseren Kommentar-Bereich nutzen.

Bitte verzichten Sie auf Unterstellungen, Schimpfworte, aggressive Formulierungen und Werbe-Links. Solche Kommentare werden wir nicht veröffentlichen. Dies umfasst ebenso abschweifende Kommentare, die keinen konkreten Bezug zum jeweiligen Artikel haben. Viele Kommentare waren bisher schon anregend und auf die Themen bezogen. Wir bitten Sie um eine Qualität, die den Artikeln entspricht, so haben wir alle etwas davon.

Da wir die Verantwortung für jeden veröffentlichten Kommentar tragen, geben wir Kommentare erst nach einer Prüfung frei. Je nach Aufkommen kann es deswegen zu zeitlichen Verzögerungen kommen.


Ihre Epoch Times - Redaktion