Trump-Wähler sind „die Bedauernswerten“: Warum Clintons Zitat die Mittelschicht empört

Die demokratische US-Präsidentschaftskandidatin Hillary Clinton leistete sich am Freitagabend in New York einen Ausrutscher, der scharfe Reaktionen in sozialen Medien hervorrief: Trumps Wähler gehörten in einen „Korb der Bedauernswerten“ und seien „zum Glück nicht Amerika“. Das Entsetzen ist groß: Viele Trump-Anhänger gehören zur akut von Altersarmut bedrohten US-Mittelschicht.
Titelbild
Am Freitag hat sich zur Abwechslung mal nicht Trump, sondern Hillary Clinton einen Ausrutscher geleistet, der für Empörung sorgt.Foto: Scott Olson/Getty Images
Epoch Times11. September 2016

Clintons Worte fielen auf einer Gala von LGBT-Unterstützern in New York City am Freitag Abend. Dort hatte sie laut „Guardian“ wörtlich gesagt:

„Ihr wisst ja, nur um mal ganz pauschal zu sein, dass die Hälfte der Trump-Anhänger zu einer Gruppe gehört, die ich den Korb der Bedauernswerten nennen würde, stimmts? Die Rassisten, Sexisten, Homophoben, Ausländerfeinde und Islamaphoben, wie ihr sie nennt. Und leider gibt es Menschen, die sind so. Und er hat sie mobilisiert.“

„Einige dieser Leute sind hoffnunglose Fälle“, fügte sie noch hinzu. „Aber zum Glück sind sie nicht Amerika“. Die andere Hälfte der Trump-Anhänger fühlten sich vom Staat oder von der Wirtschaft im Stich gelassen und wolle dringend einen Wandel. Mit diesen müsse geredet werden, so Clinton laut Deutsche Wirtschaftsnachrichten (DWN) weiter.

Clintons Statement im Video:

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Die Bedauernswerten „#Deplorables“ wurden sogleich ein Hashtag auf Twitter.

„Wow, Hillary Clinton war SO BELEIDIGEND gegenüber meinen Unterstützern, Millionen beeindruckender, hart arbeitender Menschen“, twitterte Donald Trump daraufhin am Samstag. „Ich denke, das wird sie in Umfragen einiges kosten.“ Er beteuerte, Clintons Wähler zu respektieren, auch wenn diese nie für ihn stimmen würden …

Clinton rudert zurück

In einem Statement vom Samstag nachmittag versuchte Clinton ihre Aussage zu relativieren, nicht ohne allerdings Trump scharf anzugreifen:

Ihre Aussage sei „sehr pauschal“ gewesen und es tue ihr leid, dass sie „die Hälfte“ gesagt habe. Das sei ein Fehler gewesen. „Viele Trump-Anhänger sind hart arbeitende Amerikaner, die nicht gerade das Gefühl haben, dass die Wirtschaft oder unser politisches System für sie arbeiten“, so Clinton. Trotzdem habe Trump seine Kampagne „hauptsächlich auf Vorurteilen und Paranoia aufgebaut“ und gebe „hasserfüllten Ansichten und Stimmen eine Plattform“.

Auch Trumps Vize-Präsidentschaftskandidat Mike Pence verurteilte Clintons Aussage: „Die Männer und Frauen, die die Kampagne von Donald Trump unterstützen, sind fleißige Amerikaner … Hillary, das ist kein Korb von irgendwas. Das sind Amerikaner, die Ihren Respekt verdienen.“

US-Mittelschicht bedroht von Altersarmut

Die DWN brachte in diesem Zusammenhang Zitate aus einer Reportage des „Boston Globe“, die die Stimmung bei einer wichtigen Wählergruppe der amerikanischen Bevölkerung wiedergibt, die teilweise zur Mittelschicht gehören, aber nun der Altersarmut gegenüberstehen und deshalb nicht aufhören können, weiterzuarbeiten.

Diese 51- bis 69-Jährigen der „Baby-Boomer“-Jahrgänge stellen laut Pew Research Center etwa 75 Millionen Amerikaner und damit knapp ein Viertel der US-Gesamtbevölkerung.

Viele von ihnen sehen in der Politik der vergangenen Jahrzehnte den Grund an ihrer miserablen Lage, was sie nun zu potentiellen Trump-Wählern macht – denn Trump wettert vor allem gegen „das Establishment“ und verspricht die Lebensbedingungen der Leute zu verbessern. (Siehe auch seine Rede an die Afro-Amerikaner.).

Trump als letzte Hoffnung?

Wie der „Globe“ schreibt, fühlten sich vieler der „Boomer“ inzwischen von der Politik alleingelassen:

Es gibt Frustration und auch jede Menge Abscheu bezüglich des Zustandes der Regierung und der Politik im Allgemeinen – eine Perspektive, die einige – nicht alle – in die Arme von Donald Trump treibt. Jenem Kandidaten, von dem sie das Gefühl haben, dass er sich für sie wie bislang kein anderer Kandidat ausspricht. Oder weil er zumindest nicht so redet, wie die Politiker, die sie zu verachten begonnen haben.“

Natürlich würde Trump manchmal peinliche Dinge von sich geben und sei eine riskante Wahl, so ein vom „Globe“ Befragter. Aber Trump sei besser als die Alternative: „An diesem Punkt in meinem Leben, und in Anbetracht des schlechten Zustandes des Landes, gebe ich lieber einem Unbekannten meine Stimme als jemandem, der Teil einer Maschinerie ist, die ich nicht mag und mit der ich nicht einverstanden bin.“

„Man muss einfach hoffen“

Ein anderer sagte: „Er [Trump] sagt manchmal vielleicht etwas Dummes, aber wen stört das schon? Wir brauchen einen Typen wie Andrew Jackson, jemanden, der durchgreift. Trump sagt nicht genau, wie er das Land wieder auf Vordermann bringen wird, aber das braucht er auch gar nicht. Manchmal muss man einfach daran glauben. Man muss einfach hoffen.“

Ich liebe mein Land und ich hasse die Regierung“, so ein Juwelier mit eigenem Laden der sich nicht vorstellen kann, jemals in Rente zu gehen, weil das Geld einfach nicht reiche: „Ich sehe, wie das großartige Land, dass es einst war, vor meinen Augen zusammenfällt“, sagte er dem „Globe“. Amerika sei ziemlich den Bach runter gegangen, „wirtschaftlich und moralisch.“

Laut dem National Retirement Risk Index betrug der Anteil derer, die im Alter ihren Lebensstandard voraussichtlich nicht halten können 1989 noch 30 Prozent, im Jahr 2013 schon 52 Prozent. Im August dieses Jahres arbeiteten noch fast 19 Prozent der US-Bürger ab 65, wie aus Daten des Bureau of Labor Statistics hervorging. 1985 waren es nur rund 10 Prozent, berichteten die DWN. (rf)

 

Zum US-Wahlkampf siehe auch:

Schwächeanfall bei 9/11-Gedenken: Clintons Gesundheit jetzt ernstes Wahlkampfthema

 



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