Türkei droht mit Schließung von Incirlik – Ankara stellt Benutzung von Nato-Stützpunkt durch die USA in Frage

Am Mittwoch hatte Außenminister Mevlüt Cavusoglu mit der Schließung von Incirlik gedroht, wenn die US-geführte Anti-IS-Koalition nicht die türkische Offensive gegen die Dschihadisten in der nordsyrischen Stadt Al-Bab unterstütze. "Unsere Leute fragen, warum benutzen sie den Incirlik-Flughafen", wenn sie keine Luftunterstützung "in der für uns wichtigsten Operation liefern", sagte er an die USA gerichtet.
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Ein Pilot und ein Techniker arbeiten im Rahmen des Einsatzes Counter DAESH in Incirlik (Türkei) an einem Recce-Tornado der Luftwaffe der Bundeswehr.Foto: Bundeswehr/Falk Bärwald/Archiv/dpa
Epoch Times5. Januar 2017

Die Türkei hat die Benutzung des türkischen Stützpunkts Incirlik durch die US-Luftwaffe für Angriffe auf die Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) in Frage gestellt.

„Die Macht, Incirlik zu schließen, bleibt in unseren Händen“, sagte der türkische Präsidentensprecher Ibrahim Kalin am Donnerstag im Fernsehsender 24TV. Einschränkend fügte er hinzu, dass es im Moment aber „keine Diskussion über eine dringende Neubewertung“ gebe.

Am Mittwoch hatte bereits Außenminister Mevlüt Cavusoglu mit der Schließung von Incirlik gedroht, wenn die US-geführte Anti-IS-Koalition nicht die türkische Offensive gegen die Dschihadisten in der nordsyrischen Stadt Al-Bab unterstütze. „Unsere Leute fragen, warum benutzen sie den Incirlik-Flughafen“,  wenn sie keine Luftunterstützung „in der für uns wichtigsten Operation liefern“, sagte er an die USA gerichtet.

Es gebe eine „Vertrauenskrise“ im Verhältnis zu den USA, da diese nicht ihr Versprechen gehalten hätten, die Kurdenmiliz YPG zum Rückzug östlich des Euphrat zu zwingen, sagte Cavusoglu. Die Türkei betrachtet die YPG wegen ihrer Verbindungen zur verbotenen Arbeiterpartei Kurdistans (PKK) als Terrororganisation. Die USA sehen sie dagegen als wichtigen Verbündeten im Kampf gegen die IS-Miliz in Nordsyrien.

Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan hatte zuletzt die USA scharf dafür kritisiert, die türkische Offensive auf Al-Bab nicht zu unterstützen. Daraufhin flogen erstmals russische Kampfjets gemeinsam mit der türkischen Luftwaffe Angriffe auf IS-Stellungen bei Al-Bab. Flugzeuge der US-geführten Koalition flogen vergangene Woche in einer „Machtdemonstration“ zwar ebenfalls über die Stadt, warfen dabei aber keine Bomben ab.

Die US-Armee betonte am Donnerstag die Bedeutung von Incirlik für die Anti-IS-Koalition. Der Stützpunkt habe einen „unschätzbaren Wert“ für die Einsätze gegen die Dschihadisten, sagte der Koalitionssprecher John Dorrian in Bagdad. Die ganze Welt werde sicherer durch die Einsätze, die von Incirlik geflogen würden, betonte der US-Oberst.

Die Türkei hatte im Juni 2015 dem Drängen der USA nachgegeben, der Anti-IS-Koalition Incirlik für Angriffe auf die IS-Miliz in Syrien zur Verfügung zu stellen. Kurz darauf flog die türkische Luftwaffe auch erstmals selbst Angriffe auf die Extremisten. Im Rahmen des internationalen Einsatzes sind auch Aufklärungsflugzeuge der Bundeswehr auf dem Stützpunkt am Rande der südtürkischen Großstadt Adana stationiert.

Im vergangenen Jahr hatte Ankara deutschen Abgeordneten aus Ärger über die Resolution des Bundestags, in der die Massaker an den Armeniern im Osmanischen Reich als Völkermord eingestuft worden waren, den Zugang zu dem Stützpunkt verweigert. Daraufhin drohte Berlin mit dem Abzug der dort stationierten Tornados. Der Streit wurde erst nach mehreren Monaten beigelegt. (afp)



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