„Wir sind am Ende unserer Kräfte“
Italien: Personalengpässe in Krankenhäusern nach Impfpflicht
Italien kämpft mit der vierten Corona-Welle. Die Impfpflicht für das Gesundheitspersonal sorgt für Engpässe. Aufgrund zahlreicher Suspendierungen sind zahlreiche Krankenhäuser durch den Personalmangel schwer belastet. Forderungen werden laut, die ungeimpften Kollegen zurückzuholen.

Eine Krankenschwester auf der Intensivstation. Symbolbild.
Foto: iStock
Aufgrund der Corona-Maßnahmen gegen ungeimpftes Gesundheitspersonal ist es in Italien zu Engpässen im Krankenhauswesen gekommen. Doch die Regierung verschärft weiter. Beim Gesundheitspersonal soll ab dem 15. Dezember sogar die Booster-Impfung (3. Impfung) verpflichtend sein.
Zudem soll die Impfpflicht ab diesem Tag auch für die Verwaltung im Gesundheitsbereich, sowie Soldaten, Polizisten und Lehrer gelten. Italiens Gesundheitsminister Roberto Speranza erklärte: „Das Gesundheitspersonal und alle, die die privaten oder öffentlichen Einrichtungen betreten, müssen die Garantie haben, sich in einem sicheren Umfeld zu befinden.“
Seit März schon gilt eine Impfpflicht im Gesundheitsbereich. Zahlreiche Sanitäter, Krankenpfleger und Ärzte wurden bereits suspendiert und der Personalmangel droht die Situation weiter zu verschärfen. Mittlerweile werden im medizinischen Bereich Forderungen laut, die ungeimpften Kollegen wieder zurückzuholen.
„Entfernung der ungeimpften Kollegen ist paradox“
Im Krankenhaus von Padua (ca. 210.000 Einwohner, 2019) fehlen gleich 200 suspendierte ungeimpfte Fachkräfte: „Mit dieser neuen Welle von Krankenhauseinweisungen sind wir am Ende unserer Kräfte“, erklärte Giampiero Avrucio, Leiter der Abteilung für Gefäßerkrankungen der Inneren Medizin (Angiologie) am Krankenhaus von Padua, die Situation.
Avruscio, der auch Chef der Vereinigung der Krankenhausleiter (ANPO) ist, machte deutlich, dass es eine paradoxe Situation sei, „dass die Entfernung der ungeimpften Kollegen noch stärker auf uns lastet, auf den Menschen, die jeden Tag gegen die Epidemie kämpfen müssen“, so der Mediziner.
Avruscio schlug daher vor, die suspendierten Mitarbeiter auf die Stationen zurückzuholen. Zur Wahrung der Sicherheit vor Infektionen hatte Avruscio auch eine Idee: „Mit systematischen Tests könnte man die Ansteckung unter Kontrolle halten“. Man könnte das ungeimpfte Personal demnach per Speichelabstrich alle 24 bzw. 48 Stunden testen.
Anderer Meinung ist Francesco Vaia, Chef des römischen Krankenhauses „Spallanzani“, welches auf Infektionskrankheiten spezialisiert ist. Vaia betonte, dass Krankenhäuser sicher sein müssen. Wenn es nach ihm ginge, „sollte eine allgemeine Impfpflicht für die ganze Bevölkerung eingeführt werden“, erklärte Vaia gegenüber der römischen Tageszeitung „La Repubblica“.
Impf-Razzia gegen Gesundheitspersonal
Wie „Die Presse“ nach APA-Angaben berichtet, sollen in Italien bei umfangreichen Kontrollen in mehr als 1.600 medizinischen und pflegerischen Einrichtungen 280 ungeimpfte Fachkräfte von den Sonderermittlern der Polizei erwischt worden sein. Die Kontrollen fanden Anfang Dezember statt. Insgesamt wurden 4.900 Angestellte überprüft. (sm)
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