Erster Corona-Impfstoff für Kinder in der EU zugelassen – Mediziner kritisieren Regierungskurs

Millionen von Erwachsenen sind in Europa bereits gegen Covid-19 immunisiert. Aber ist das auch eine gute Sache für Kinder? Die Möglichkeit zur Impfung steht nun zumindest offen.
Epoch Times31. Mai 2021

Auch Kinder ab zwölf Jahren können in der Europäischen Union nun mit dem Corona-Impfstoff von Biontech/Pfizer geimpft werden.

Nach einer Empfehlung der Arzneimittelbehörde EMA erteilte die EU-Kommission nach eigenen Angaben am Montag offiziell die Zulassung. In Deutschland hat allerdings die Ständige Impfkommission noch keine Empfehlung ausgesprochen.

Mit dem Präparat des Mainzer Unternehmens und dessen US-Partner ist nun erstmals ein Corona-Impfstoff auch für Personen unter 16 Jahren in Europa zugelassen. Die EMA hatte am Freitag die Beurteilung abgegeben, dass die Anwendung für Kinder sicher sei. Grundlage war die Prüfung durch den zuständigen Expertenausschuss.

„Die Mitgliedsstaaten können nun entscheiden, ob sie ihre Impfkampagne auf junge Leute ausweiten“, schrieb EU-Gesundheitskommissarin Stella Kyriakides auf Twitter. „Um diese Krise zu beenden, zählt jede Dosis.“

Stiko: „In Sachen Nebenwirkungen fehlen noch ausreichend Daten“

Die Ständige Impfkommission (Stiko) in Deutschland hat angedeutet, dass sie möglicherweise keine allgemeine Impfempfehlung für alle Kinder geben wolle, sondern nur für vorerkrankte Kinder. Stiko-Mitglied Christian Bogdan hatte am Wochenende erklärt, „in Sachen Nebenwirkungen fehlen noch ausreichend Daten“.

Und er fügte hinzu: „Die Immunantwort eines Kindes kann anders verlaufen als bei einem Erwachsenen. Deswegen braucht man da mehr Daten.“

In Kanada und den USA hatten die Gesundheitsbehörden bereits vor einigen Wochen die Anwendung auch bei 12- bis 15-Jährigen erlaubt. Die EMA sah keinerlei Anzeichen für schwere Nebenwirkungen.

Bundesgesundheitsminister Jens Spahn hatte die Empfehlung der EMA schon am Freitag als „großartige Nachricht“ begrüßt. Der CDU-Politiker hatte auch schon vor Wochen für ein Covid-Impfangebot an alle Kinder und Jugendlichen plädiert.

Eine Bund-Länder-Runde entschied vorige Woche, dass man sich ab 7. Juni auch um Impftermine für Kinder bemühen kann – dann gelten keine Vorrangregeln mehr, und die Covid-Impfung steht theoretisch allen Bürgern offen, sofern Impfstoff verhanden ist.

Kritik an Kinder-Impfplänen der Regierung

Neben der verhaltenen Reaktion der Stiko zu Kinder-Covid-Impfungen gibt es seitens von Virologen kritische Stimmen zu den Regierungsplänen. So äußerte der Virologe Alexander Kekulé, dass man anstatt flächendeckend alle Kinder durchzuimpfen, die Ärzte genauer darauf achten sollten, Impfungen nur für Kinder in Betracht zu ziehen, bei denen es schwere Vorerkrankungen gebe. Immerhin handele es sich um einen experimentellen Impfstoff, der keine reguläre Zulassung habe, mahnt der Mediziner.

Auch der Präsident der Bundesärztekammer, Klaus Reinhardt, kritisiert den Regierungskurs bei den Impfungen für Kinder. Er werde sich „auf jeden Fall“ an der Ständigen Impfkommission (Stiko) orientieren. „Ich finde es problematisch, wenn wir solche Einrichtungen haben, bei denen unabhängige Expertise bewusst gefragt ist, und die Politik sich darüber hinwegsetzt. Herr Spahn ist Minister und nicht Mediziner“.

Vieles spreche dafür, dass das Risiko von Kindern und Jugendlichen, an Corona schwer zu erkranken, sehr gering sei. „Insofern sind aus meiner Sicht flächendeckende Impfungen von Kindern und Jugendlichen zum jetzigen Zeitpunkt nicht gerechtfertigt. Wegen der aktuell noch unzureichenden Datenlage würde ich Eltern jetzt nicht raten, ihre Kinder regelhaft impfen zu lassen.“

Brandner: Wohl der Kinder in den Mittelpunkt stellen

Seitens der Opposition wird ebenfalls Kritik laut. Der stellvertretende Bundessprecher der Alternative für Deutschland, Stephan Brandner, äußerte sich anlässlich des morgigen internationalen Kindertages. Er sieht eine verfehlte Politik im Kurs der Regierung während der Corona-Krise. Für ihn blieben die Kinder von den Regierenden stets unbeachtet.

„Schon vor dem Hintergrund der Diskussion um die Einführung einer Impfpflicht gegen Masern wurde deutlich, dass es sich um Eingriffe in die Elternrechte und die Religionsfreiheit handelt.“

Im Falle des Coronavirus komme hinzu, dass das Virus keine hohe Gefahr eines schweren Verlaufs oder eine Gefahr für Leib und Leben der Kinder darstelle, so Brandner weiter. Er fordert die Regierenden daher auf, das Wohl der Kinder in den Mittelpunkt ihrer Überlegungen zu stellen, „denn diese sind unsere Zukunft“.

Es bleibe zu hoffen, dass es möglich sein wird, die massiven Schäden, die durch eine völlig verfehlte Politik angerichtet würden, in Zukunft wieder gut zu machen, „sonst droht uns eine verlorene Generation heranzuwachsen”, erklärt der AfD-Sprecher. (dpa/dts/er)



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