Drosten zu AstraZeneca-Stopp: „Wir brauchen diese Impfung“ – EU-Kommission hofft auf Neustart der Impfungen ab Donnerstag

Jens Spahn rief Menschen, die bereits mit AstraZeneca geimpft wurden, auf, sich unverzüglich in ärztliche Behandlung zu begeben, falls sie sich mehr als vier Tage nach der Impfung unwohl fühlen. Die EU-Arzneimittelbehörde (EMA) hat sich indessen hinter das Corona-Vakzin gestellt - Vorteile des Astrazeneca-Vakzins überstiegen die Risiken.
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Der Pharmakonzern Astrazeneca.Foto: iStock
Epoch Times17. März 2021

21:00 Uhr: Drosten zu Astrazeneca-Stopp: „Wir brauchen diese Impfung“

Angesichts der beginnenden dritten Corona-Welle in Deutschland bedauert der Virologe Christian Drosten die Entwicklungen um Astrazeneca mit ausgesetzten Impfungen und knapperen Liefermengen.

Im Moment solle man vor allem daran denken, „dass wir diese Impfung brauchen“, betonte der Charité-Wissenschaftler am Dienstag im Podcast „Coronavirus-Update“ (bei NDR-Info). Die epidemiologische Lage sei momentan nicht gut in Deutschland. Die ansteckendere Virusvariante B.1.1.7 nehme immer mehr Überhand, ihr Anteil betrage inzwischen drei Viertel.

„Wir werden kurz nach Ostern eine Situation haben wie um Weihnachten herum“, sagte der Virologe, auch mit Blick auf düstere Prognosen des Robert Koch-Instituts (RKI) von vor einigen Tagen zu einem befürchteten starken Anstieg der Neuinfektionszahlen.

Die Situation werde sich dann im weiteren Verlauf „drastisch erschweren“ wegen der Mutation, erwartet Drosten. Besonders „brenzlig“ werde es für die weitestgehend noch ungeimpften Jahrgänge ab 50 Jahre. Diese Warnung hatte Drosten auch zuvor schon geäußert.

In Deutschland hatte das für die Impfstoff-Sicherheit zuständige Paul-Ehrlich-Institut (PEI) eine Aussetzung der Impfungen mit Astrazeneca empfohlen.

Nach Angaben aus dem Gesundheitsministerium wurden in Deutschland bis Dienstagabend insgesamt acht Fälle mit Thrombosen (Blutgerinnseln) in de n Hirnvenen in zeitlichem Zusammenhang zur Impfung gemeldet. Die Zahl der Fälle ist demnach statistisch signifikant höher als in der Bevölkerung ohne Impfung.

Vor einigen Tagen hatte Astrazeneca eine drastische Kürzung seiner Lieferungen in die Europäische Union angekündigt. Man beabsichtige, im ersten Halbjahr 100 Millionen Dosen in die EU-Staaten zu liefern, hieß es. Zuletzt war der Konzern noch von 220 Millionen Dosen bis zur Jahresmitte ausgegangen.

Über die Häufung der seltenen Thrombosen innerhalb kurzer Zeit sagte Drosten, das müsse man „natürlich ernst nehmen und anschauen“. Dazu gehöre unter anderem auch die Suche nach möglichen anderen Ursachen. Er wolle die Entscheidung nicht bewerten und habe auch keine Hintergrundinformationen, sagte Drosten.

20:30 Uhr: EU-Kommission hofft auf Neustart von Impfungen mit Astrazeneca ab Donnerstag

Die EU-Kommission hofft auf eine europaweite Wiederaufnahme der Impfungen mit dem Corona-Vakzin von Astrazeneca ab Donnerstag. Die Europäische Arzneimittel-Agentur (EMA) werde dann ihre „abschließende Einschätzung“ zur Sicherheit des Mittels vorstellen, sagte Gesundheitskommissarin Stella Kyriakides am Dienstag nach einer Videokonferenz mit den EU-Gesundheitsministern. „Darauf warten wir und folgen dem wissenschaftlichen Rat der EMA.“

Nach Berichten über einen Zusammenhang zwischen der Verabreichung von Astrazeneca und dem Auftreten von Blutgerinnseln hatten viele EU-Länder, darunter Deutschland, die Impfungen mit dem Mittel eingestellt. Die EMA bekräftigte am Dienstag allerdings erneut ihre ursprüngliche Risikoeinschätzung des Impfstoffs: Es gebe derzeit keine Belege, dass die bei einzelnen Geimpften aufgetretenen Blutgerinnsel von dem Astrazeneca-Impfstoff verursacht worden seien, sagte Behördenchefin Emer Cooke.

Der EMA-Ausschuss für Impfstoff-Sicherheit hatte zuvor über das Astrazeneca-Präparat beraten und will bis zu einer Sondersitzung am Donnerstag zu einer offiziellen Schlussfolgerung kommen. Frankreich und andere Länder hatten bei Ankündigung ihrer Impfstopps bereits darauf verwiesen und von einer „vorübergehenden“ Maßnahme bis dahin gesprochen. „Hoffentlich haben wir am Donnerstag Informationen zur Wiederaufnahme der Impfungen“, sagte Portugals Gesundheitsministerin Marta Temido.

Die Mitgliedstaaten hätten natürlich das Recht, aus Sicherheitsgründen die Impfungen zu unterbrechen, fügte Gesundheitskommissarin Kyriakides hinzu. Sie habe die Gesundheitsminister aber dennoch aufgefordert, im Vertrauen auf die wissenschaftliche Einschätzung der EMA „alle verfügbaren Impfstoffdosen zu nutzen“.

Die EMA hatte dem Astrazeneca-Vakzin, an dessen Entwicklung die Universität Oxford beteiligt war, am 29. Januar eine bedingte Marktzulassung für Menschen ab 18 Jahren erteilt. Es war der dritte Impfstoff, der eine EU-weite Zulassung erhielt. Er ist günstiger und leichter lagerbar als die beiden zuvor zugelassenen Vakzine von Biontech/Pfizer und Moderna und spielt in den Impfplänen vieler Länder eine entsprechend große Rolle.

19:55 Uhr: Kanada empfiehlt Astrazeneca-Impfstoff auch für über 65-Jährige

Inmitten der Debatte über mögliche Nebenwirkungen des Corona-Impfstoffs von Astrazeneca will Kanada die Verwendung des Vakzins ausweiten. Das nationale Beratungskomitee für Impfungen (Naci) empfahl am Dienstag, den Impfstoff auch für Menschen ab 65 Jahren einzusetzen.

Bislang galt die Empfehlung nur für 18- bis 64-Jährige, da für ältere Menschen nicht genügend Daten aus klinischen Tests vorlagen.

Die nun erweiterte Empfehlung begründete das kanadische Beratungsgremium mit drei aktuellen Studien aus Großbritannien. Diese hätten gezeigt, dass der Impfstoff bei Senioren „sicher und wirksam ist und insbesondere vor schweren Krankheitsverläufe“ schütze.

Deutschland und zahlreiche andere EU-Länder hatten den Einsatz des Astrazeneca-Vakzins wegen der Berichte über das Auftreten schwerer Blutgerinnsel nach einer Impfung ausgesetzt.

Astrazeneca und Medizinexperten in Großbritannien verweisen aber darauf, dass es keine Belege dafür gebe, dass die Impfung ursächlich für die Blutgerinnsel sei.

Auch die EU-Arzneimittelbehörde (EMA) stellte sich am Dienstag hinter das Corona-Vakzin. Sie sei immer noch „zutiefst überzeugt“ von den Vorteilen des Astrazeneca-Impfstoffs im Kampf gegen die Pandemie, erklärte die EMA.

15:45 Uhr: Lindner – Impfgipfel muss umgehend stattfinden

FDP-Chef Christian Lindner hat die Absage des Impfgipfels als eine schwere Fehlentscheidung bezeichnet und die Bundesregierung aufgefordert, schnellstmöglich einen Gipfel zum Thema Impfen einzuberufen.

Es gibt mehr Verunsicherung im Land, wir brauchen aber jetzt eher klare Fakten. Wir brauchen eine Abstimmung der Impf-Prozesse in den Ländern und den Gemeinden mit dem Bund in dieser neuen Lage. Statt also weniger miteinander zu sprechen, muss jetzt mehr gesprochen werden“, sagte Lindner am Dienstag in Berlin.

Bei diesem Impfgipfel müsse auch der Hersteller AstraZeneca teilnehmen, forderte der FDP-Politiker.

„Es müssen alle Zahlen, alle medizinischen Forschungsergebnisse auf den Tisch, damit schnellstmöglich eine Bewertung möglich ist, ob dieser Impfstoff weiter verimpft werden kann bzw. an wen. Es darf nicht zu einer dauerhaften Impfverzögerung kommen, denn davon hängt ja die Verhinderung enormen sozialen und wirtschaftlichen Schadens hier im Land ab“, sagte Lindner.

„Die Kanzlerin unterschätzt die jetzige Situation, wie ich glaube, sehr dramatisch. Es ist eine große Verunsicherung in der Bevölkerung, es ist Groll unter den Menschen. Es gibt große Verunsicherung bei denen, die jetzt impfen sollen, und jetzt ist mehr Kommunikation, mehr Austausch nötig. Kanzlerin und Herr Spahn müssen sich erklären, auf welcher Grundlage wurde entschieden. Und sie müssen Alternativen aufzeigen.“

Nicht zu impfen sei ebenfalls ein Risiko, und es müsse genau abgewogen werden, ob die Aussetzung verantwortbar sei, so Lindner weiter. „Ich habe Zweifel.“

15:21 Uhr: EMA weiter „zutiefst überzeugt“ vom Nutzen des Astrazeneca-Impfstoffs

Nach dem Stopp der Astrazeneca-Impfungen in Teilen Europas hat sich die EU-Arzneimittelbehörde (EMA) hinter das Corona-Vakzin gestellt. „Wir sind immer noch zutiefst überzeugt, dass die Vorteile des Astrazeneca-Impfstoffs bei der Vorbeugung von Covid-19 mit dem damit verbundenen Risiko eines Krankenhausaufenthalts und dem Tod das Risiko dieser Nebenwirkungen überwiegen“, sagte EMA-Chefin Emer Cooke am Dienstag bei einer Video-Pressekonferenz.

Außerdem gebe es derzeit keine Belege, dass die bei einzelnen Geimpften aufgetretenen Blutgerinnsel von dem Astrazeneca-Impfstoff verursacht worden seien, hob Cooke hervor. Solche Blutgerinnsel „kamen nicht bei den klinischen Tests vor und sie werden nicht als bekannte oder zu erwartende Nebenwirkungen gelistet“, fügte die EMA-Chefin hinzu.

Der EMA-Ausschuss für Impfstoff-Sicherheit hatte am Dienstag über das Astrazeneca-Präparat beraten und will bis zu einer Sondersitzung am Donnerstag zu einer Schlussfolgerung kommen. Die Experten würden dann „uns beraten, ob irgendwelche weiteren Maßnahmen ergriffen werden müssen“, sagte Cooke.

EMA-Pressekonferenz:

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In Deutschland und anderen EU-Ländern waren die Astrazeneca-Impfungen nach Berichten über gefährliche Blutgerinnsel bei Geimpften ausgesetzt worden. Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) hatte dies am Montag als reine Vorsichtsmaßnahme bezeichnet und die Entscheidung mit neuen Meldungen von Thrombosen der Hirnvenen im zeitlichen Zusammenhang mit der Astrazeneca-Impfung in Deutschland und in Europa begründet.

Die EMA hatte dem Astrazeneca-Vakzin, an dessen Entwicklung die Universität Oxford beteiligt war, am 29. Januar eine bedingte Marktzulassung für Menschen ab 18 Jahren erteilt. Es war der dritte Impfstoff, der eine EU-weite Zulassung erhielt. Er ist günstiger und leichter lagerbar als die beiden zuvor zugelassenen Vakzine von Biontech/Pfizer und Moderna.

14:25 Uhr: EMA verspricht gründliche Astrazeneca-Prüfung

Die Europäische Arzneimittel-Agentur (EMA) hat eine gründliche Prüfung des umstrittenen Corona-Impfstoffs von Astrazeneca versprochen. Man tue alles dafür, um alle möglichen Nebenwirkungen zu evaluieren, sagte EMA-Direktorin Emer Cooke am Dienstag. Das Nutzen-Risiko-Verhältnis sei nach aktuellem Stand weiterhin positiv.

„Wenn man Millionen von Menschen impft, ist es unvermeidlich, dass es im Zusammenhang mit Nebenwirkungen der Impfungen seltene ernste Zwischenfälle gibt.“ Die Aufgabe der Behörde sei es jetzt herauszufinden, ob es sich bei den festgestellten Thrombosen um Zufall oder eine echte Nebenwirkung handele, so Cooke.

Sie versprach eine rigorose Untersuchung, ob es einen kausalen Zusammenhang zwischen der Entstehung von Blutgerinnseln und dem Impfstoff geben könnte. Zudem bekräftigte die EMA-Direktorin, dass die Analyse bis Donnerstag abgeschlossen werden soll. Deutschland und weitere Länder hatten die Impfungen mit Astrazeneca zuletzt gestoppt, weil es unter anderem eine „auffällige Häufung“ von Hirnvenenthrombosen geben soll.

13:10 Uhr: Linkspartei fordert nach AstraZeneca-Stopp zügige Sputnik-Zulassung

Der Vorsitzende der Linksfraktion im Bundestag, Dietmar Bartsch, hat sich nach dem vorläufigen Impfstopp mit AstraZeneca für eine zügige Prüfung auf Zulassung des russischen Sputnik-Impfstoffes ausgesprochen. „Beim Sputnik-Impfstoff darf es keine ideologischen Vorbehalte geben“, sagte Bartsch der Düsseldorfer „Rheinischen Post“ und dem Bonner „General-Anzeiger“ (Mittwochsausgabe).

„Zügig prüfen und zulassen, wenn wirksam und sicher“, forderte er. Danach müsse das Vakzin rasch angeboten werden.

Zugleich sprach sich Bartsch dafür aus, alle, die dies wollten, auch weiter mit dem Impfstoff des britisch-schwedischen Herstellers AstraZeneca zu impfen. „Man darf den Bürgern den Schutz vor Corona nicht verwehren, die Prüfung kann parallel laufen“, sagte er. Der ursprünglich für Mittwochabend geplante Impfgipfel hätte dafür die Hausärzte einbinden müssen. „Die Verschiebung des Gipfels ist nicht nachvollziehbar“, sagte Bartsch. Es seien „so viele Fragen offen“.

Die von Bund und Ländern zunächst für Mittwoch geplante Schaltkonferenz zum Thema Impfen wird nach Regierungsangaben verschoben, da zunächst die Entscheidung der Europäischen Arzneimittelbehörde EMA zum weiteren Umgang mit dem Impfstoff von AstraZeneca abgewartet werden soll.

Bartsch plädierte für einen Untersuchungsausschuss des Bundestags „zum desolaten Krisenmanagement“ der Bundesregierung. Dieser solle nach der Corona-Krise und nach der nächsten Bundestagswahl eingesetzt werden, „um nachhaltige Lehren zu ziehen“. Deutschland erlebe gerade „einen absoluten Tiefpunkt der Pandemie“, sagte der Linken-Politiker den Zeitungen. Viele Menschen seien mit ihren Kräften am Ende.

12:10 Uhr: Pressekonferenz in Bayern

Pressekonferenz nach der Kabinettssitzung: Ministerpräsident Dr. Markus Söder, Gesundheitsminister Klaus Holetschek und Kultusminister Prof. Dr. Michael Piazolo informieren über die wesentlichen Ergebnisse der Beratungen.

12:05 Uhr: Hamburg stellt bereits vergebene AstraZeneca-Impftermine auf andere Präparate um

Nach dem bundesweiten Impfstopp für den AstraZeneca-Wirkstoff greift Hamburg zur Einhaltung von bereits vergebenen Terminen auf andere Impfstoffe zurück. Durch Umstellung auf Ersatzpräparate der Firmen Biontech und Pfizer sowie Moderna sollten bereits vergebene Termine „in möglichst hohem Umfang“ eingehalten werden, teilte die Gesundheitsbehörde am Dienstag mit.

Wegen der insgesamt begrenzten Verfügbarkeit könnten zugleich aber keine neue Impftermine angeboten werden.

Für die ab Mittwoch geltende Ausweichlösung greift Hamburg nach Angaben der Behörde auf planmäßig zurückgestellten Reserven der anderen Impfstoffe zurück und streckt den Abstand zwischen Erst- und Zweitimpfung auf das Maximum.

Zusätzlich wird die Vergabe von neuen Impfterminen generell gestoppt, außer für Menschen über 80 Jahren in „begrenztem Umfang“. Die städtischen Impfstoffplanungen seien insgesamt „mit großem Aufwand“ kurzfristig angepasst worden.

11:30 Uhr: Wachsende Sorge nach Berichten über Blutgerinnsel nach AstraZeneca-Impfung

Deutschland ist eines von mehr als einem Dutzend Ländern, die nach Berichten über schwere Blutgerinnsel nach einer AstraZeneca-Impfung den Einsatz des Corona-Vakzins ausgesetzt haben.

Das britisch-schwedische Pharma-Unternehmen versichert, dass es „keinerlei Beweis für ein erhöhtes Risiko einer Lungenembolie oder Thrombose“ gebe. Auch die Weltgesundheitsorganisation (WHO) rät zur weiteren Nutzung des Vakzins. Am Dienstag befasst sich aber das WHO-Beratergremium zur Impfstoffsicherheit mit der Befürchtung von immer mehr Ländern, das AstraZeneca-Vakzin könne schwere Nebenwirkungen haben.

Die ersten Entscheidungen zur Aussetzung der AstraZeneca-Impfungen

Dänemark setzte am Donnerstag vergangener Woche als erstes Land den Einsatz des AstraZeneca-Impfstoffs aus. Das kleine EU-Land begründete den Schritt mit „Berichten über schwere Fälle der Bildung von Blutgerinnseln“. Noch am selben Tag trafen Norwegen sowie Island die gleiche Entscheidung.

Am Montag informierte Norwegen über den Tod einer unter 50 Jahre alten Pflegerin infolge einer Hirnblutung. Sie sei knapp eine Woche nach ihrer Impfung mit dem AstraZeneca-Vakzin am Donnerstag ins Krankenhaus eingeliefert worden.

Am Freitag war in Norwegen bereits eine um die 30 Jahre alte Pflegerin zehn Tage nach ihrer AstraZeneca-Impfung gestorben. Ein kausaler Zusammenhang zwischen der Impfung und tödlichen Blutgerinnseln wurde bislang nicht nachgewiesen.

Weitere Entscheidungen und Verdachtsfälle

Nach den drei nordischen Ländern teilte am Freitag vergangener Woche auch Bulgarien mit, dass es vorsichtshalber den Einsatz des AstraZeneca-Impfstoffs aussetze. Das EU-Land reagierte damit auf den Tod einer kurz zuvor geimpften Frau. Die Frau hatte laut Gesundheitsministerium an Übergewicht gelitten und wegen verstopfter Koronargefäße mehrere Bypässe gelegt bekommen. Eine erste Untersuchung ergab Herzversagen als Todesursache und keinen Zusammenhang mit der Impfung.

Am Sonntag verkündeten Irland und die Niederlande ihre Entscheidung, wegen der Berichte aus Dänemark und Norwegen vorsichtshalber vorerst keinen AstraZeneca-Impfstoff mehr einzusetzen. In den Niederlanden wurden zehn Fälle gezählt, in denen es nach der Impfung zu „Thrombosen oder Embolien“ gekommen war. Am Montag tat Deutschland es ihnen gleich und wie in einem Domino-Effekt folgten Frankreich, Italien, Spanien, Slowenien, Portugal und Lettland.

Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) sprach von einer reinen Vorsichtsmaßnahme und begründete die Entscheidung mit neuen Meldungen von Thrombosen der Hirnvenen im zeitlichen Zusammenhang mit der AstraZeneca-Impfung in Deutschland und in Europa. Der Minister verwies auf sieben berichtete Fälle bei bislang 1,6 Millionen Erstimpfungen mit AstraZeneca in Deutschland.

Die EU-Arzneimittelbehörde (EMA) hielt am Montag an ihrer Bewertung des AstraZeneca-Impfstoffs fest, setzte aber für Donnerstag eine Sondersitzung zu dem Vakzin an.

Verzögerte Impfstarts

Wegen der beunruhigenden Berichte über den AstraZeneca-Impfstoff verschob Thailand den Start seiner Impfkampagne, die eigentlich am Freitag hätte beginnen sollen. Auch Indonesien und die Demokratische Republik Kongo vertagten den Beginn ihrer Impfkampagnen mit AstraZeneca. Venezuelas Regierung erklärte, wegen „Komplikationen“ bekomme das AstraZeneca-Vakzin keine Zulassung.

Nichtverwendung einzelner Chargen

Österreich hatte bereits am Montag vergangener Woche die Verwendung einer einzelnen Charge des AstraZeneca-Impfstoffs mit der Nummer ABV5300 gestoppt. Damit reagierte das EU-Land auf den Tod einer 49-jährigen Krankenschwester, bei der ein paar Tage nach ihrer Impfung schwere Gerinnungsstörungen aufgetreten waren.

Auch Estland, Lettland, Litauen sowie Luxemburg setzten die Verwendung des Impfstoffs aus dieser Charge aus, deren eine Million Dosen in insgesamt 17 europäische Länder geliefert worden waren.

Italien untersagte am Donnerstag vorsichtshalber die Verwendung einer anderen Charge mit der Nummer ABV2856. Auch Rumänien blockte Impfstoff dieser Charge.

Die nordwestitalienische Region Piemont hatte am Sonntag die Impfungen mit dem AstraZeneca-Präparat nach dem Tod eines Lehrers ausgesetzt. Später nahm sie die Impfungen mit dem AstraZeneca-Vakzin wieder auf, schloss aber Dosen der Charge ABV5811 aus.

6:40 Uhr: Impfgipfel wegen Entscheidung von EMA verschoben

Nach der Aussetzung von Corona-Impfungen mit dem Präparat von AstraZeneca soll die für Mittwochabend geplante Bund/Länder-Beratung zur weiteren Impfstrategie voraussichtlich verschoben werden.

Es sei davon auszugehen, dass die Entscheidung der Europäischen Arzneimittelbehörde EMA am Donnerstag zum weiteren Vorgehen bei dem Impfstoff abgewartet werde, erfuhr die Deutsche Presse-Agentur am Montagabend aus mit den Vorgängen befassten Kreisen.

Bei der Telefonkonferenz von Kanzlerin Angela Merkel und den Ministerpräsidenten der Länder sollte es auch um die Frage gehen, wie die Hausärzte flächendeckend in den Impfabläufen berücksichtigt werden können. In den Praxen sollte dabei insbesondere der Impfstoff von AstraZeneca zum Einsatz kommen, da dieser dort auch gelagert werden kann, weil er nicht so stark gekühlt werden muss wie die Impfstoffe von Biontech und Moderna.

Doch am Montagnachmittag hatte das Bundesgesundheitsministerium überraschend mitgeteilt, dass auch Deutschland die Impfungen mit dem Impfstoff von AstraZeneca vorerst aussetzt.

Von den sieben in Deutschland aufgetretenen Fällen mit Thrombosen (Blutgerinnseln) der Hirnvenen im zeitlichen Zusammenhang zur Impfung verliefen drei tödlich, wie Institutspräsident Klaus Cichutek in den ARD-„Tagesthemen“ sagte. Bisher wurde das AstraZeneca-Präparat in Deutschland über 1,6 Millionen Mal geimpft. „Wir haben aufgrund von neuen Untersuchungen, aber auch neuen Meldungen, eine neue Lage“, sagte Cichutek.

Mit Blick auf Großbritannien, wo solche Fälle in dem Maß noch nicht bekannt wurden, erklärte er, der Fokus sei bisher auch nicht speziell darauf gerichtet gewesen. „Ich glaube, die Bürgerinnen und Bürger wollen sich darauf verlassen, dass die Impfstoffe, die wir anbieten, sicher sind und wirksam sind.“ Zu den Auswirkungen auf die deutsche Impfkampagne sagte er: „Wenn es ein bisschen länger dauert, ist das ok.“

Der Pandemiebeauftragte des Klinikums rechts der Isar der Technischen Universität München, Christoph Spinner, sagte der Deutschen Presse-Agentur, Sicherheit stehe zwar an oberster Stelle – das Aussetzen könne man aber zumindest hinterfragen. „Die Ereignisse sind sehr selten“, sagte er mit Blick auf die Zahl der Vorfälle. Und: „Wir impfen derzeit prioritär Menschen mit Vorerkrankungen.“ Diese Patienten hätten teils von vornherein ein gesteigertes Thromboembolie-Risiko.

Der Grünen-Gesundheitsexperte Janosch Dahmen nannte den vorläufigen Stopp sogar fahrlässig. Der Bundestagsabgeordnete sieht darin „die nächste Erschütterungswelle“ für das Vertrauen in die Corona-Politik der Bundesregierung, wie er der dpa sagte. „Eine Alternative wäre es, über das überschaubare Risiko ausführlich aufzuklären und weiterhin jene Menschen zu impfen, die eine Impfung mit AstraZeneca möchten.“

Der Vorsitzende des Weltärztebunds, Frank Ulrich Montgomery, hält das Präparat zwar für sicher. „Trotzdem ist es richtig, dass die nationalen Behörden die Verdachtsfälle auf schwere Nebenwirkungen prüfen“, sagte er dem Redaktionsnetzwerk Deutschland. Er könne nachvollziehen, wenn es in einem Land Vorfälle gebe wie in Dänemark, dass man dann erst einmal prüfe, bevor man weiter impfe.

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15. März

21:38 Uhr: Söder fordert Freigabe von AstraZeneca für alle

Nach dem Aussetzen der Corona-Impfungen mit AstraZeneca fordert Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) nicht nur die baldige erneute Freigabe – sondern das auch noch für alle Altersgruppen.

„Ich glaube nicht, dass der Impfstoff generell ausgesetzt bleibt, sondern man wird nach Überprüfung wahrscheinlich feststellen können, dass doch zumindest für viele Gruppen geimpft werden kann“, sagte Söder dem ARD-Hauptstadtstudio für die Sendung „Brennpunkt“.

Dann mache es auch „überhaupt keinen Sinn mehr, endlos lange Prioritätenlisten anzufertigen – da muss man dann echt freigeben“.

Er kenne „so viele Menschen, die sich sofort mit Astrazeneca impfen lassen würden“, sagte Söder weiter. „Ich würde mich auch sofort hinstellen“, so der CSU-Chef.

20:10 Uhr: Spanien setzt ebenfalls Impfung mit AstraZeneca-Vakzin aus

Nach Deutschland, Frankreich und Italien hat am Montag auch Spanien die Impfung mit dem Vakzin von Astrazeneca ausgesetzt. Als „Vorsichtsmaßnahme“ werde der Impfstoff für mindestens zwei Wochen nicht mehr eingesetzt, sagte Gesundheitsministerin Carolina Darias.

Nach einer Reihe von Fällen schwerer Blutgerinnsel haben mehr und mehr Länder in den vergangenen Tagen ihre Impfung mit dem Astrazeneca-Vakzin gestoppt.

Die WHO kündigte daraufhin für Dienstag ein Treffen ihrer Experten für Impfsicherheit an, die Europäische Arzneimittelagentur (EMA) will am Donnerstag auf einer Sondersitzung über das weitere Vorgehen beraten.

Die WHO-Chefwissenschaftlerin Soumya Swaminathan empfahl den Ländern, ihre Impfungen einstweilen fortzusetzen.

19:19 Uhr: Norwegen meldet Tod einer Pflegerin nach Impfung mit AstraZeneca

Norwegen hat den Tod eines Menschen nach der Impfung mit dem Vakzin von Astrazeneca gemeldet. Eine Pflegerin, die jünger als 50 Jahre alt war, starb nach Angaben der Gesundheitsbehörden vom Montag an einer Hirnblutung. Sie sei nach ihrer Impfung ins Krankenhaus gekommen.

Nach einer Reihe von schweren Blutgerinnseln bei Geimpften hatte Norwegen am vergangenen Donnerstag als eines der ersten Länder die Impfungen mit dem Wirkstoff von Astrazeneca vorsorglich ausgesetzt

Am Samstag meldeten die Behörden drei weitere „schwere Fälle“, die Betroffenen waren demnach jünger und mussten im Krankenhaus behandelt werden. Auch bei ihnen war unklar, ob die Impfung der Auslöser war.

Die Niederlande, die am Sonntagabend ihre Astrazeneca-Impfungen vorläufig gestoppt hatten, meldeten insgesamt zehn Fälle, in denen es nach der Impfung zu „Thrombosen oder Embolien“ gekommen war.

Wegen möglicher schwerer Nebenwirkungen setzen zurzeit immer mehr Länder die Impfungen mit dem Vakzin von Astrazeneca aus. Am Montag schlossen sich auch Deutschland, Frankreich und Italien der Entscheidung an.

Der Impfstoff des schwedisch-britischen Herstellers ist seit Januar in der EU zugelassen. Die Europäische Arzneimittel-Agentur EMA erklärte am Montag, sie halte vorerst an ihrer Bewertung des Impfstoffes fest. Bisher gebe es keine Hinweise darauf, dass das Mittel ein ernstes Gesundheitsrisiko darstelle.

17:01 Uhr:  Auch Frankreich und Italien setzen Impfungen mit AstraZeneca aus

Nach Deutschland setzen auch Frankreich und Italien die Impfungen mit dem Vakzin von Astrazeneca aus. Das kündigten der französische Präsident Emmanuel Macron und die italienische Arzneimittelbehörde am Montag an. Zuvor waren Fälle schwerer Blutgerinnsel nach Impfungen mit dem Mittel bekannt geworden.

Macron äußerte die Hoffnung, die Impfungen mit dem Vakzin des britischen Herstellers „bald wieder aufnehmen“ zu können. Er verwies bei einem französisch-spanischen Gipfeltreffen in Montauban auf die ausstehende Entscheidung der Europäischen Arzneimittelbehörde EMA.

Auch die Arzneimittelbehörde in Rom erklärte, sie warte die Stellungnahme der EU-Aufseher ab. Bis dahin sei der Einsatz des Impfstoffs in ganz Italien untersagt.

Jens Spahn: Bundesregierung setzt Impfungen mit AstraZeneca in Deutschland aus

Die Corona-Impfungen mit dem Impfstoff AstraZeneca sind in Deutschland vorsorglich ausgesetzt. Die Bundesregierung folge damit einer aktuellen Empfehlung des Paul-Ehrlich-Instituts (PEI), teilte ein Sprecher des Bundesgesundheitsministeriums am Montag mit.

Nach neuen Meldungen von Thrombosen der Hirnvenen im zeitlichen Zusammenhang mit der Impfung in Deutschland und Europa halte das Institut weitere Untersuchungen für notwendig.

Die Europäische Arzneimittelbehörde EMA werde entscheiden, „ob und wie sich die neuen Erkenntnisse auf die Zulassung des Impfstoffes auswirken“.

Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) hat die Aussetzung der Impfungen mit dem AstraZeneca-Wirkstoff als „reine Vorsichtsmaßnahme“ bezeichnet. „AstraZeneca wird in vielen Ländern der Welt millionenfach verimpft“, sagte der CDU-Politiker am Montagnachmittag. Allen sei die Tragweite dieser Entscheidung sehr bewusst.

Es handele sich bei dem Stopp nicht um eine politische, sondern um eine fachliche Frage, er folge deshalb der Empfehlung des Paul-Ehrlich-Instituts (PEI). Die Entscheidung betreffe sowohl Erst- als auch Folgeimpfungen. Letztere könnten nach einer entsprechenden Entscheidung der Europäischen Arzneimittelbehörde (EMA) nachgeholt werden.

Spahn rief Menschen, die bereits mit AstraZeneca geimpft wurden, auf, sich unverzüglich in ärztliche Behandlung zu begeben, falls sie sich mehr als vier Tage nach der Impfung unwohl fühlen.

Die EMA soll dem Gesundheitsministerium zufolge entscheiden, ob und wie sich die neuen Erkenntnisse auf die Zulassung des Impfstoffes auswirken. Zuletzt hatten schon mehrere andere europäische Länder die Impfungen mit AstraZeneca gestoppt.

Der SPD-Gesundheitspolitiker Lauterbach kritisierte die Entscheidung der Bundesregierung. Auf der Grundlage der vorliegenden Daten halte er die Aussetzung für einen Fehler, schreibt Lauterbach bei Twitter.

Die Prüfung ohne Aussetzung der Impfung wäre wegen der Seltenheit der Komplikation besser gewesen. „In der jetzt Fahrt aufnehmenden dritten Welle wären die Erstimpfungen mit dem AstraZeneca-Impfstoff Lebensretter“, fügte er hinzu.

15:36 Uhr: Corona-Impfung mit AstraZeneca in Deutschland ausgesetzt

Die Corona-Impfungen mit dem Impfstoff AstraZeneca sind in Deutschland vorsorglich ausgesetzt. Die Bundesregierung folge damit einer aktuellen Empfehlung des Paul-Ehrlich-Instituts (PEI), teilte ein Sprecher des Bundesgesundheitsministeriums am Montag mit.

Nach neuen Meldungen von Thrombosen der Hirnvenen im zeitlichen Zusammenhang mit der Impfung in Deutschland und Europa halte das Institut weitere Untersuchungen für notwendig.

Die Europäische Arzneimittelbehörde EMA werde entscheiden, „ob und wie sich die neuen Erkenntnisse auf die Zulassung des Impfstoffes auswirken“.

7:14 Uhr: Niederlande setzen Impfungen mit AstraZeneca-Vakzin ebenfalls aus

Nach Hinweisen auf mögliche Nebenwirkungen setzen auch die Niederlande die Impfungen mit dem Corona-Impfstoff des Herstellers AstraZeneca aus.

Die Verwendung des Vakzins werde für zwei Wochen gestoppt, teilte das Gesundheitsministerium am Sonntagabend mit (14. März). Die Arzneimittelbehörde habe diese „Vorsichtsmaßnahme“ auf Grundlage neuer Informationen empfohlen. Es würden nun weitere Untersuchungen vorgenommen.

„Die entscheidende Frage ist, ob die Beschwerden nach oder wegen der Impfung auftraten“, erklärte Gesundheitsminister Hugo de Jonge. In den Niederlanden sei bislang kein Fall bekannt, bei dem es zu schwereren Nebenwirkungen gekommen sei.

Der Minister empfahl jedoch allen Geimpften, die nach einer Injektion des AstraZeneca-Vakzins unerwartete Symptome entwickeln, einen Arzt zu kontaktieren.

Zuerst hatte Dänemark am Donnerstag die Impfungen mit dem Vakzin des britisch-schwedischen Herstellers ausgesetzt. Die dänische Gesundheitsbehörde verwies auf Berichte über schwere Fälle von Blutgerinnseln bei Geimpften.

Es sei allerdings noch nicht abschließend geklärt, ob es einen Zusammenhang zwischen den Impfungen und den Gerinnungsstörungen gebe. Seither verkündeten auch Norwegen, Island, Bulgarien und zuletzt Irland die Aussetzung der Impfungen mit AstraZeneca.

Der Impfstoff von AstraZeneca ist seit Januar in der EU zugelassen. In Deutschland und mehreren anderen europäischen Länder war das Vakzin zunächst nur für Menschen unter 65 Jahren zugelassen worden, weil belastbare Daten für die Wirksamkeit bei älteren Menschen zunächst fehlten. Inzwischen wird der Impfstoff aber auch für Senioren empfohlen. (afp/dts/dpa/reuters/rm/sza)



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