Kostenexplosion bei geplantem Kauf von 60 Transporthubschraubern für die Bundeswehr

Die Bundeswehr plant den Kauf von 60 neuen schweren Transporthubschraubern vom US-Militär. Allerdings wird das Projekt voraussichtlich teurer als geplant und die Kosten könnten auf sieben Milliarden Euro steigen, fast eine Milliarde mehr als ursprünglich geplant.
Chinook Helicopter
Bis 2030 möchte die Bundeswehr 60 Transporthubschrauber des Typs Chinook anschaffenFoto: Kev auf Pixabay
Von 10. Mai 2023

Im Juni machte es das Bundesverteidigungsministerium öffentlich: Bis 2030 sollen 60 schwere Transporthubschrauber CH-47F angeschafft werden. Zuvor hatten schon unterschiedliche Medien, unter anderem auch Epoch Times, über den geplanten Deal mit dem US-amerikanischen Rüstungsunternehmen Boeing-Vertol berichtet. „Wir haben die Vor- und die Nachteile und auch Risiken gründlich abgewogen – und uns dann einhellig für dieses Modell ausgesprochen. Der Chinook ist modern und erprobt. Mit diesem Modell stärken wir unsere Kooperationsfähigkeit in Europa. Zudem bekommen wir hier eine größere Flotte und gewinnen an Flexibilität“, kommentierte die damalige Verteidigungsministerin Christine Lambrecht (SPD) die Entscheidung.

Extrawünsche lassen Kosten in die Höhe schnellen

Für die Anschaffung waren ursprünglich bis sechs Milliarden Euro eingeplant. Die Kosten sollten aus den 100 Milliarden Sondervermögen für die Bundeswehr bezahlt werden. Die Anschaffung könnte nun aber teurer werden als geplant. Schon im Januar gab es laut „Business Insider“ das erste Krisentreffen der Luftwaffe zum Thema Anschaffung der Transporthubschrauber. Der Grund: Die Hubschrauberlieferung hätte damals bis 12 Milliarden Euro kosten können. Der Betrag hatte sich also plötzlich verdoppelt. Als Gründe wurden die Inflation und teure Extrawünsche der deutschen Auftraggeber genannt. Wie „Business Insider“ weiter schrieb, sollen die ersten Hubschrauber schon ab 2026 geliefert werden – allerdings nicht in der gewünschten Ausstattung. Schon seit Jahren wartete die Bundeswehr auf den Fortgang des Hubschrauberprojektes, bis im Juni die Entscheidung dafür kam. Vorher war das Projekt sogar zwischenzeitlich gestoppt worden. Das deutsche Militär plant, bis zum Jahr 2030 die alternde CH-53-Flotte des US-Herstellers Lockheed Martin durch einen Kauf zu ersetzen. Bei den CH-53-Flugzeugen handelt es sich um schwere Transporthubschrauber, die seit den Siebzigerjahren von der Bundeswehr eingesetzt werden. Boeing und Lockheed Martin sind die einzigen westlichen Unternehmen, die solche schweren Transporthubschrauber anbieten.

USA legt kein Angebot vor

Nun scheint festzustehen, dass die Anschaffung der 60 Chinooks teurer als geplant wird. Darüber berichtete am vergangenen Mittwoch „Business Insider“. So soll die Bundesregierung zuletzt Druck auf die USA ausgeübt haben, endlich ein Angebot für den geplanten Deal zu machen. Zugesagt sei dieses eigentlich schon vor zwei Monaten worden. Laut offiziellen Aussagen des Bundesverteidigungsministeriums gibt es die Erklärung der Amerikaner, dass sie aufgrund des Ukraine-Krieges so stark ausgelastet seien, dass sie bisher noch kein Angebot erstellen konnten. Allerdings häufen sich seit Monaten hinter den Kulissen die Hinweise, dass die technischen Anforderungen der Deutschen aufwendig sind und dadurch die Kosten in die Höhe getrieben werden.

Flugstunden sollen reduziert werden

Nachdem im Januar plötzlich die zwölf Milliarden Euro im Raum gestanden waren, soll die Bundeswehrführung nun kräftig mit ihren Ansprüchen heruntergegangen sein. Anstelle der ursprünglich geplanten 300 Flugstunden pro Jahr soll nun jede Maschine nur noch 200 Flugstunden absolvieren. Damit möchte man die Logistikkosten drücken. Innerhalb des Ministeriums geht man davon aus, dass dies die Kosten auf 6,6 bis sieben Milliarden Euro reduzieren wird, einschließlich der Logistikkosten. Die Amerikaner, so schreibt „Business Insider“, werden nun in naher Zukunft ein entsprechendes Angebot vorlegen. Würden sich die Schätzungen von sieben Millionen Euro bewahrheiten, dann läge der Preis immer noch eine Milliarde über dem eingeplanten Etat.

Unklar, wie Mehrkosten finanziert werden

Die Reduzierung der Flugstunden ist eine heikle Angelegenheit. Laut internen Unterlagen, auf die sich „Business Insider“ beruft, bilden die 300 Stunden überhaupt erst die Grundlage für die Stückzahl, die die Bundeswehr nun beschaffen möchte. Die Luftwaffe hingegen behauptet, dass die verringerte Flugstundenanzahl realistisch sei, da es ohnehin zu wenig ausgebildete Piloten gibt, um die höheren Flugstunden zu fliegen. Es bleibt weiter unklar, wie die zusätzlichen Kosten finanziert werden sollen. Die einzige Möglichkeit wäre, an anderer Stelle im laufenden Etat Einsparungen vorzunehmen. Das Verteidigungsministerium möchte sich zu Details nicht äußern und verweist darauf, dass das Angebot seitens der USA noch aussteht.



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