Unverdrossen spritzig unterwegs: „Der Impfbus rollt durchs Land“

Rheinland-Pfalz und das Rote Kreuz setzen vorerst bis April weiter auf ihre sechs hochmodernen Impfbusse. 18 Millionen Ungeimpfte bleiben aber hierzulande weiter ungeimpft. Vom Flixbus in den Impfbus: Hat man hier schon Flüchtlinge mit niedriger Impfquote im Blick?
Titelbild
Impfbus.Foto: Alessio Coser/Getty Images
Von 10. Februar 2023

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„Er läuft und läuft und läuft …“ – Werbefachleuten und Volkswagen Fans fällt hier Charles Wilp ein. Er war einer der großen Werbegurus des deutschen Wirtschaftswunders. Den Slogan kreierte er für den Volkswagen Käfer, später wurde er zum geflügelten Wort.

Er läuft und läuft und läuft, passt mittlerweile auch zur Idee der Impfbusse, die gegen jede mRNA-Kritik immer noch durchs Land fahren, während die großen Impfzentren schon geschlossen sind. Längst mehrt sich Kritik an der mRNA-Injektion. Zum einen genährt von einer wachsenden Skepsis hinsichtlich der Wirksamkeit und zum anderen aus Sorge vor einer steigenden Zahl gemeldeter und vermuteter, teils schwerer Impfnebenwirkungen.

Der „Weser-Kurier“ berichtete Mitte Januar davon, dass die meisten Impfzentren mittlerweile abgebaut sind und auch immer mehr mobile Teams der Gesundheitsämter den Betrieb einstellen. Im Herbst 2021 hatte es der Begriff „Impfbus“ zu einem eigenen Wikipedia-Artikel gebracht. Der Autor ist Journalist aus dem rheinland-pfälzischen Frankenthal. Bisher gehen 2.200 Artikel für Wikipedia auf sein Konto.

Bereitgestellt werden die „Impfbusse“ in Rheinland-Pfalz in Kooperation mit dem Roten Kreuz. Solche Busse fuhren auch in Landkreisen des Saarlands oder etwa beim Nachbarn Österreich in der Steiermark.

Aber was rechtfertigt den Weiterbetrieb der Busse? Wie sieht aktuell die Injektionsbereitschaft aus? Laut „Impfdashboard“ des Bundesgesundheitsministeriums (Stand 7. Februar 2023) läuft die Impfkampagne in Deutschland mittlerweile seit 775 Tagen.

63,6 Mio. Personen (76,4  Prozent der Gesamtbevölkerung) bekamen die so genannte „Grundimmunisierung“, sprich zwei mRNA-Injektionen bzw. bei bestimmten alternativen Präparaten (Johnson & Johnson) nur eine Injektion.
Zudem haben 52,1 Mio. Personen (62,6 Prozent) eine oder mehrere mRNA-Auffrischungen, so genannte „Booster“ erhalten. 15, 1 Prozent der Bevölkerung erhielten bereits ihren zweiten Booster.

Ungeimpfte sagen weiter „Nein“

Weiterhin ungeimpft bleiben 18,4 Millionen Menschen, das sind 21,1 Prozent der Deutschen bzw. rein zahlenmäßig betrachtet die Bevölkerungen von Griechenland und Portugal zusammengenommen, die kategorisch „Nein“ sagen.
Auf dem Höhepunkt der Impfkampagne der Bundesregierung und der Länder wurden am 15. Dezember 2021 an einem Tag 1,6 Millionen mRNA-Dosen injiziert, damals hatte Malu Dreyer (SPD), die Ministerpräsidentin von Rheinland-Pfalz geäußert, dass Ungeimpfte gar nicht Weihnachten feiern sollten.

Heute, über ein Jahr später, wurden am 7. Februar gerade noch 9.000 mRNA-Injektionen verabreicht. Unter diesen 9.000 Bürgern waren lediglich 158, die überhaupt zum ersten Mal eine mRNA-Injektion bekamen.
Eine interaktive „Impf-Uhr“ auf dem Dashboard des Bundesgesundheitsministeriums verarbeitet diese verschwindend geringen Zahlen mittels interaktiver Grafiken und Oberflächen. Da heißt es beispielsweise:

„Bei aktuell 7 Tsd. Impfungen pro Tag wird im Schnitt ca. alle 12 Sekunden eine Person geimpft.“ Nach etwas mehr als einer Minute surfen auf der Webseite des Ministeriums erhält man folgende Meldung: „In den ca. 75 Sekunden, die Sie bisher auf dieser Webseite verbracht haben, wurden in Deutschland also — rein statistisch — 6,2 Personen mit einer Impfdosis versehen.“

Was lässt sich aus den niedrigen Zahlen ablesen? Man kann feststellten, dass die mRNA-Injektion im Impfgeschehen in Deutschland keine relevante Rolle mehr spielt. Angesichts dieser Entwicklung, wie anachronistisch ist hier der Einsatz von „Impfbussen“, also die Idee, die mRNA-Injektionen zu den Menschen zu bringen?

Die Bundesregierung macht darauf aufmerksam, dass man sich auch bei seinem Arzt, Zahnarzt oder Apotheker eine mRNA-Injektion geben lassen kann, sofern sich ihre Ärzte oder Apotheken daran beteiligen.

Davon unbeeindruckt steht der „Impfbus“ beispielsweise im Märkischen Kreis vorerst bis Ende März 2023 weiter in Bereitschaft. Bei insgesamt 292 Terminen in allen Kommunen des Kreises wurden im Durchschnitt circa 80 Impfungen pro Einsatz durchgeführt. Auch anderswo wird mit weiteren Bussen Station gemacht, Interessierte können einer Reihe von Fahrplänen die Impfbus-Termine in ihrer Nähe entnehmen.

In der Montabaur koordiniert ein „City-Manager“ den Impfbus. Am 13. Januar 2023 konnten sich vor dem örtlichen Capitol-Kino auch Kinder ab 12 Jahren eine mRNA-Injektion abholen, wenn ein Erziehungsberechtigter anwesend war und mindestens der Schülerausweis vorgezeigt wurde. 16- und 17-Jährige könnten auch allein vorbeischauen, so sie eine schriftliche Einverständniserklärung mitbringen, die unter www.corona.rlp.de zum Download bereitstände, hieß es im Vorfeld.

Epoch Times sprach mit besagtem City-Manager, der von etwa einhundert erfolgten Impfungen an dem Tag berichtet und schon den nächsten Termin weiß: Der Bus kommt wieder am 22. Februar, aber geimpft würde wieder im Kino, das wäre ja komfortabler. Einen Hinweis gibt er Epoch Times gegenüber noch: Viele Migranten seien noch nicht geimpft. Die Impfbusse wären schon deshalb eine gute Idee. Auch bei den schon Angekommenen sei die Impfquote noch sehr gering, weiß er. Und weiter: Von den einhundert Geimpften seien etwa zehn Ukrainer gewesen.

Andere Länder wie Niedersachsen haben ihre mobilen Impfteams schon zum Jahresende 2022 beendet. „Bei Fragen zu noch notwendigen Impfungen“, so heißt es da, sei die „erste Anlaufstelle derzeit Ihr Hausarzt/Ihre Hausärztin.“

Der rheinland-pfälzische Rundfunksender RPR1 wirbt seit ein paar Tagen mit dem Slogan „Der Impfbus rollt durchs Land“ für den rheinland-pfälzischen Anteil an den bundesweit durchschnittlich nur noch 7.000 mRNA-Injektionswilligen am Tag. „Einfacher geht es nicht!“, heißt es auf der Website des Radios begeistert. RPR1 gibt seinen Hörern auch medizinische Ratschläge:

„Auch weiterhin sind und bleiben die Corona-Schutzimpfungen der wichtigste Schlüssel zur Bekämpfung der Pandemie. Neben zahlreichen Impfbussen, mobilen Impfteams und kommunalen Impfstellen, besteht das Impfangebot auch aus niedergelassenen Ärzt*innen sowie einigen Krankenhausstandorten in RLP, wo geimpft wird. Zudem unterstützen auch die Apotheken im Land die Impfkampagne.“

mRNA auf Spritztour

Die Stationen des Impfbusses heißen hier „Tourdaten“. Und auf der Website der Landesregierung Rheinland Pfalz werden Impfbusfotos, Plakate und Werbefilme zum Download bereitgestellt: Impfen mit Eventcharakter. Impfbus-Termine im Gewand einer Partyankündigung.

Die Website „InRLP.de“ hat zum Jahresanfang folgenden Hinweis parat: „Corona-Impfzentren schließen, der Impfbus rollt weiter“. Weiter heißt es da, die „Sonderaktion“ sei mit dem Deutschen Roten Kreuz umgesetzt worden. Zu den Schließungen wird berichtet:

„Da sich der Bund aus der Finanzierung zurückzieht und eine Grundimmunisierungsquote von 89,7 Prozent der Rheinland-Pfälzer*innen vorliegt, werdend die landeseigenen Impfzentren zum Jahresende hin geschlossen.“

Eine Pressesprecherin des rheinland-pfälzischen Gesundheitsministeriums berichtet abschließend gegenüber Epoch Times von immerhin noch sechs Bussen, die weiterhin bis zum 7. April 2023 – also mit dem gesetzlich vereinbarten Auslaufen der Schutzmaßnahmen des Infektionsschutzgesetzes – im Einsatz wären. Das wäre so beschlossen worden, als die Impfzentren zum Jahresende geschlossen wurden.

Der Impfbus rollt also weiter: Er läuft und läuft und läuft ...



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