„La Niña“ wirbelt das globale Wetter durcheinander
Massive Überschwemmungen in Australien, Stürme wie Zeynep und Co in Deutschland. Riesenhagel und Tornado in den USA. Dazu bringt Trockenheit in einigen Regionen Portugals und Spanien verlorene Städte und Dörfer in Stauseen zum Vorschein.
Bei all diesen Ereignissen gibt es einen gemeinsamen Faktor, der den Namen „La Niña“ trägt. „La Niña“ ist Teil eines pazifischen Systems, bei dem sich die Wassertemperaturen verändern.
Warme und kalte Phasen im Pazifik
Das gesamte System wird „El Niño Southern Oscillation“, kurz ENSO, genannt. Warme und kalte Phasen wechseln sich ab. Beide Phänomene werden etwa ab den 1970er-Jahren untersucht.
Die kalte ENSO-Phase heißt „La Niña“ (z.B. 1988/89, 1999/2000, 2010/11), die warme Phase „El Niño“ (z.B. 1982/83, 1991/92, 1997/98, 2007, 2015/2016). El-Niño-Ereignisse stehen mit einer zeitweisen Erwärmung der pazifischen Wasserschichten von mehr als 0,5 Grad in Zusammenhang. Die Phasen fallen unterschiedlich stark aus. Bei „El Niño“ wurden auch schon Erwärmungen bis zu 3 Grad Celsius gemessen.
Kühlen sich hingegen die oberen Wasserschichten in einem bestimmten Bereich auf der Südhalbkugel (vor der pazifischen Küste Südamerikas) ab und liegt die Wassertemperatur dabei mindestens 0,5 Grad unter dem Klimamittel, erleben wir ein oder auch zwei „La Niña“-Jahre. Dabei sind „La Niña“-Abkühlungen von bis zu 4 Grad Celsius bekannt.
Ende des Sommers 2021 kündigte sich das aktuelle „La Niña“-Ereignis an. Der tropische Ozean begann sich abzukühlen. Beachtet werden muss, dass es zwischen dem Ozean und der Atmosphäre enge Wechselwirkungen gibt. Die tropischen Passat-Ostwinde verstärkten sich, auch die Jetstreams über dem Nordpazifik veränderten sich. Viele Wechselwirkungen sind noch unbekannt. Doch es ist deutlich, dass ENSO umfangreiche Auswirkungen auf die globalen Wetterverhältnisse hat.
Auswirkungen von „La Niña“: Mehr Regen in Australien
Auf der Südhalbkugel fiel an der australischen Nordostküste mehr Regen – was zu den extremen Überschwemmungen in Queensland und New South Wales (Australien) führte. In einigen Gegenden regnete es innerhalb von wenigen Tagen so viel wie sonst in einem ganzen Jahr.
Die tagelangen sintflutartigen Niederschläge führten zur Evakuierung Hunderttausender Menschen, es wurde von mindestens 13 Toten und 20 Vermissten gesprochen. Queenslands „Mud Army 2.0“ – die „Schlammarmee“ der Freiwilligen, die nach ähnlichen Überschwemmungen im Jahr 2011 gegründet wurde – hat ihre Arbeit wieder aufgenommen und hilft bei Aufräumarbeiten. Auch 2011 war ein La Niña-Jahr.
Starke Niederschläge, Taifune und Unwetter gab es auch in südostasiatischen Staaten wie Malaysia und Indonesien. In der Stadt Surabaya auf der Insel Java in Indonesien kam es zu schweren Hagelunwettern. Die Behörden sahen sich anschließend zu einem seltenen Verbot genötigt: Die Eisbrocken dürfen nicht als Beigabe zu Mixgetränken verwendet werden.
Im Südwesten der USA, Mexiko und Südamerika bringt „La Niña“ weniger Regen als üblich, gewarnt wurde vor einer monatelangen Dürre, die Brandgefahr steigt. Für Afrika wird erwartet, dass sich die Dürren in Äthiopien und Kenia verschärfen. Gleichzeitig wird es in Südafrika kälter und nässer – am 23. Juli 2021 wurden Rekordtiefstwerte von -9,9 Grad Celsius in Kimberley gemessen.
Mehr Hurrikans im Atlantik und Sturmtiefs in Europa
Auf der Nordhalbkugel kommt es in derartigen Jahren ebenfalls zu mehr Stürmen. In Europa ist der Zusammenhang zu ENSO weniger deutlich. Hier spielen neben „La Niña“ auch die Wettermuster im Nordatlantik und der Polarwirbel eine entscheidende Rolle.
Das Phänomen führt zumindest zu einem starken Hochdrucksystem im Nordpazifik und hält den Jetstream nördlich. Oft breitet sich ein Hochdruckgebiet über weite Teile Europas aus, was zu trockenerem und kühlerem Wetter führt – „La Niña“ könnte im langen, kühlen Frühjahr 2021 eine Rolle gespielt haben.
Dazwischen kommen Orkane: Ende Januar traf der Sturm Nadia ein, am 17./18. Februar die Sturmserie um Zeynep. Letzterer wütete am heftigsten über dem Süden Englands und Wales sowie an den Küsten von Nordfrankreich, Belgien und den Niederlanden. Bis zu 196 km/h wurden gemessen (Isle of Wight).
Meteorologe Hartmut Mühlbauer (wetter.com) beobachtete in diesem Winter nur geringe Auswirkungen von „La Niña“ auf Europa. Er erklärte: „Die Abkühlung der Luftmassen über dem Pazifik war offensichtlich zu gering, um weltweite Änderungen der Zirkulationsmuster auszulösen, und so blieb diese Wetteranomalie weitgehend auf Süd- und Nordamerika beschränkt.“
Die Fachleute erwarten, dass die derzeitige Saison der „Kleinen Schwester“ noch bis in den April hinein anhält.
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