China hat neue Daten zu Grippewelle veröffentlicht. Der Bericht ist vage: Es fehlen nicht nur die Angaben zur Anzahl der Fälle. Offen bleibt auch die Rolle der Vogelgrippe H5N1 und ob sich Arzneimittelresistenzen ausgebreitet haben.
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Menschen warten am 8. Januar 2025 im Ambulanzbereich der Atemwegsabteilung eines Krankenhauses in Peking.
Das chinesische Zentrum für Seuchenkontrolle und -prävention (China CDC) hat seine offiziellen Daten für März zu COVID-19, Grippe und anderen Atemwegsviren veröffentlicht, die sich in China ausbreiten. Experten sehen die Angaben mit Skepsis.
Da sich die offiziellen Daten weiterhin vielfach nicht mit ihren eigenen Erfahrungen decken, vermuten Menschen im Land, dass die Behörden der Kommunistischen Partei Chinas (KPCh) wie in der Vergangenheit die Wahrheit über Epidemien von Atemwegserkrankungen vertuschen.
In ihrem am 21. April veröffentlichten Bericht zur nationalen COVID-19-Epidemielage für März erklärte die chinesische Gesundheitsbehörde CDC: „Die COVID-19-Epidemie zeigte im März einen schwankenden Aufwärtstrend, blieb aber insgesamt auf einem niedrigen Niveau.“
Staat veröffentlicht Bericht über Atemwegsinfektionen
Der jüngste Wochenbericht der chinesischen CDC zur „nationalen Sentinel-Überwachung akuter Atemwegsinfektionen“ bezog sich auf die Woche vom 24. bis 30. März und war am 3. April veröffentlicht worden.
Die chinesische CDC gab in dem Wochenbericht an, Atemwegsproben gesammelt zu haben: von ambulanten grippeähnlichen Fällen und von hospitalisierten schweren Fällen akuter Atemwegsinfektionen in Sentinel-Krankenhäusern im ganzen Land (mit Ausnahme von Hongkong, Macau und Taiwan).
Die Testergebnisse zeigten, dass die wichtigsten in den Atemwegsproben ambulanter Patienten nachgewiesenen Erreger Rhinoviren, COVID-19 und das humane Metapneumovirus (HMPV) waren. Bei hospitalisierten Patienten mit schweren akuten Atemwegsinfektionen wurden das Respiratorische Synzytialvirus, Rhinoviren und das humane Metapneumovirus gefunden.
Wichtige Angaben fehlen
„Dies ist ein sehr vager und einfacher statistischer Bericht“, sagte Sean Lin am 25. April gegenüber der amerikanischen Epoch Times. Der Bericht enthalte „keine Angaben über die genaue Anzahl der Fälle oder der getesteten Proben“. Er wies darauf hin, dass der Bericht Infektionen mit der Vogelgrippe bei Menschen nicht berücksichtigen. Lin ist Assistenzprofessor für Biomedizinische Wissenschaften am Fei Tian College und ehemaliger Mikrobiologe bei der US-Armee.
Anfang März räumte das chinesische Regime ein, dass es in China „sporadische“ Fälle von Vogelgrippeinfektionen beim Menschen auf „relativ niedrigem Niveau“ gegeben habe. Peking machte aber keine Angaben zu den Virusstämmen oder den Gebieten, in denen sie auftraten.
127 Infektionen mit Vogelgrippe
Die amerikanische Epoch Times berichtete auch davon, dass die chinesische Gesundheitsbehörde CDC im März 127 Infektionsfälle mit dem mutierten Stamm der hochpathogenen Vogelgrippe H5N1 gemeldet habe, der ansteckender ist. Das gehe aus einem durchgesickerten internen Dokument hervor. Dies zeige, dass die chinesische Gesundheitsbehörde sehr wohl über entsprechende Daten zu H5N1 verfüge.
Lin sagte, er glaube, dass die Infektionen von Menschen mit der Vogelgrippe im jüngsten Bericht ausgelassen wurden, weil das Regime die Veröffentlichung von Informationen über die Vogelgrippe, insbesondere H5N1, einschränke. Der Grund: Vogelgrippe breite sich möglicherweise bereits unter den Menschen aus und könne eine der Hauptursachen für anhaltende schwere Atemwegsinfektionen in China sein.
Bei einer mikrobiologischen Untersuchung auf Vogelgrippe.
Foto: Scott Olson/Getty Images
In ihrer jüngsten wöchentlichen Influenzaüberwachung vom 17. April (7. bis 13. April) erklärte die CDC jedoch, dass „bundesweit keine Ausbrüche grippeähnlicher Erkrankungen gemeldet wurden“.
Dem offiziellen Bericht zufolge ist der wichtigste Erreger, der in ganz China Atemwegsinfektionen verursacht, der Influenza-A-Virusstamm vom Subtyp A(H1N1)pdm09.
Vage Berichte
„Seit dem 1. Oktober 2024 hat die Überwachung von Arzneimittelresistenzen gezeigt, dass 83 Influenzastämme des Subtyps A(H1N1)pdm09 eine reduzierte oder stark reduzierte Empfindlichkeit gegenüber Neuraminidasehemmern aufweisen“, heißt es in dem Bericht.
Laut Lin sei dies bemerkenswert, auch wenn sich die KPCh absichtlich vage ausdrücke. „Wie hoch ist der Prozentsatz dieser ‚stark reduzierten Empfindlichkeit‘? Kann dies als ‚hochresistenter‘ Virusstamm interpretiert werden?“, fragte er. „Das heißt, Tamiflu – ein Neuraminidasehemmer –, der häufig zur Behandlung von Influenza-Virusinfektionen auf dem Markt eingesetzt wird, könnte gegen solche Virusstämme völlig wirkungslos sein.“
„Das sind sehr wichtige Informationen, aber im wöchentlichen Influenzabericht wurden sie verschwiegen.“
Offizielle Daten weichen von der Erfahrung ab
Da die KPCh seit Anfang 2020 unzuverlässige Daten veröffentlicht und unter anderem COVID-19-Infektionen und damit verbundene Todesfälle zu niedrig angibt, bieten Einzelberichte von Einwohnern eine hilfreiche Ergänzung, um die Situation in dem totalitär regierten Land zu verstehen.
Ein in Shanghai ansässiger Online-Autor, der aus Sicherheitsgründen seinen Namen nicht nennen wollte, sagte kürzlich gegenüber der Epoch Times: „Dieses Mal löst der Ausbruch in Shanghai bei mir ein anderes Gefühl aus als der COVID-19-Ausbruch [von 2020 bis 2022]. Die Infizierten sind jetzt hauptsächlich Kinder, und es gibt auch ältere Menschen, aber nicht viele. Im Norden gab es auch plötzliche Todesfälle bei jungen Menschen zwischen 30 und 40 Jahren, aber das ist in Shanghai selten.“
Der Shanghaier sagte außerdem: „Ich war letztes Jahr in Kunming [im Südwesten Chinas] und reiste nach Tun Village. Ich hatte damals Durchfall, und das Ergebnis des COVID-19-Nukleinsäuretests zeigte, dass ich mit COVID-19 infiziert war. Der Arzt sagte jedoch, die Vorschriften erlaubten es ihnen nicht, COVID-19 als Diagnose zu schreiben, also schrieben sie stattdessen Gastroenteritis.“
Liu: Die Partei verharmlost die aktuelle Epidemie
Jonathan Liu, Professor am Canada Public College und Leiter von Lius Wisdom Healing Centre, sagte, die Symptome der gewöhnlichen Grippe B, Grippe A, COVID-19 und des Norovirus seien sehr ähnlich. Daher gebe es in China mehr Fälle von anhaltenden Virusinfektionen, erklärte er am 26. April gegenüber der Epoch Times.
Er sagte, das chinesische Regime verharmlose die aktuelle Epidemie, „um zu zeigen, dass COVID-19 in China unter Kontrolle ist, um ausländische Investitionen nicht zu beeinträchtigen und Panik in der Bevölkerung zu vermeiden.“ Er fügte hinzu:
„[Die KPCh] tut dies, um die Stabilität des Regimes aufrechtzuerhalten.“
Unterdessen berichten Chinesen im ganzen Land weiterhin von einer steigenden Zahl plötzlicher Todesfälle und überfüllter Krankenhäuser.
Herr An, ein Bewohner der Megastadt Shenzhen im Süden Chinas, der ebenfalls aus Sicherheitsgründen seinen vollständigen Namen nicht nannte, sagte gegenüber der US-Epoch Times: „Es gibt derzeit viele plötzliche Todesfälle bei Menschen aller Altersgruppen, aber mehr junge Menschen sind betroffen.“
„Ich habe viele junge Menschen in ihren Zwanzigern oder Dreißigern gesehen, die nicht krank waren oder keine Symptome zeigten, die plötzlich zusammenbrachen. Ich habe Menschen gesehen, die auf der Straße zusammenbrachen“, erklärte er.
Während einer Beerdigung am 14. Januar 2023 in Shanghai. Einer Studie der Universität Peking zufolge waren zu jener Zeit mindestens 900 Millionen Menschen infiziert, die Behörden meldeten allein im Dezember 2022 60.000 COVID-bedingte Todesfälle in Krankenhäusern.
Foto: Kevin Frayer/Getty Images
„Alle Grabstätten auf den Friedhöfen sind ausverkauft“
Herr Zhang, ein Einwohner der Stadt Nanyang in der Provinz Henan im Norden Chinas, sagte der Epoch Times kürzlich: „Unsere Bestattungsinstitute sind sehr ausgelastet, und die Krankenhäuser sind sehr ausgelastet. Ich war im Krankenhaus, um einen Verwandten zu besuchen, der vor ein paar Tagen im Krankenhaus lag. Als ich dort ankam, waren die Flure voll mit Betten, auch die Bereiche neben den Aufzügen. Es gab wirklich keinen Platz für weitere Betten, insbesondere auf der Herz-Kreislauf- und Pneumologiestation.“ Auch er fürchtete Repressalien bei der Nennung seines vollen Namens.
Ähnlich äußerte sich Herr Yuan, ein Einwohner der Stadt Fuyang im Osten Chinas: „Viele Menschen in ihren Vierzigern, Fünfzigern und Sechzigern sind plötzlich gestorben. Bestattungsinstitute und Krankenhäuser sind voll. Einige Kranke wurden nach der Einäscherung bestattet, andere heimlich. Alle Grabstätten auf den Friedhöfen sind ausverkauft.“
In den vergangenen Monaten tauchten in den sozialen Medien zudem zahlreiche von chinesischen Bürgern aufgenommene Videos auf, die verlassene Städte und Dörfer im ganzen Land sowie leere Straßen in Großstädten zeigen. Das weckt Zweifel an den offiziellen Angaben zur Einwohnerzahl Chinas.
Luo Ya und Li Jing haben zu diesem Bericht beigetragen.
Alex Wu ist ein in den USA ansässiger Autor für die englischsprachige Ausgabe der Epoch Times, der sich auf die chinesische Gesellschaft, chinesische Kultur, Menschenrechte und internationale Beziehungen spezialisiert hat.