Deutsche Stiftung Denkmalschutz: Wo junge Menschen traditionelles Handwerk erlernen können

Jugendbauhütten setzen ein starkes Zeichen, das Wissen der Vorfahren lebendig zu erhalten. Auch dieses Jahr treffen sich junge Leute wieder im Ahrtal, einige davon vom 12. bis 23. Juni. Mithilfe von Fachleuten arbeiten sie an konkreten Bauobjekten.
Titelbild
In einer Altstadtstraße von Altenahr mit Fachwerkhäusern – vor der Überschwemmung.Foto: iStock
Von 7. Juni 2023

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Das Projekt der „Jugendbauhütten“ ist bundesweit einzigartig. Organisiert von der im Jahr 1985 gegründeten Deutschen Stiftung Denkmalschutz, führt es junge Menschen an das traditionelle Handwerk heran. Die Idee ist, Jugendliche im Alter von 16 bis 26 Jahren hautnah erleben zu lassen, wie es sich anfühlt, mit den eigenen Händen Dinge zu restaurieren, zu errichten und wiederzubeleben.

Die Jugendbauhütten sind ein Projekt der Deutschen Stiftung Denkmalschutz in Kooperation mit den internationalen Jugendgemeinschaftsdiensten, welche schon seit der Gründung der ersten Jugendbauhütte im Jahre 1999 Partner dieses Jugendprogramms sind.

Mittlerweile gibt es bundesweit 16 Jugendbauhütten, in denen schon rund 5.000 Jugendliche ein Freiwilliges Soziales Jahr in der Denkmalpflege oder im Rahmen eines Bundesfreiwilligendienstes absolviert haben. Jährlich werden circa 350 Plätze zur Verfügung gestellt. Auch Interessenten aus dem Ausland sind bei den Jugendbauhütten gern gesehen.

Vereinte Kräfte für das Ahrtal – Das Fluthilfecamp der Jugendbauhütten

Ein Projekt, welches von den „Jugendbauhüttlern“ tatkräftig unterstützt wird, ist die Wiederaufbauarbeit im Ahrtal. Dort ließen die Wassermassen nach der Nacht vom 14. auf den 15. Juli 2021 riesige Zerstörungen zurück.

Seit zwei Jahren hilft die Deutsche Stiftung Denkmalschutz mit ihrer Hochwassernothilfe vor Ort, auch die jungen Leute der Jugendbauhütten möchten mitanpacken. Das im Jahre 2022 gegründete „Mobile Team Fluthilfe der Jugendbauhütten“ ist mittlerweile dauerhaft dort im Einsatz.

Das nächste Fluthilfecamp der Jugendbauhütten, welches aus 300 Freiwilligen besteht, wird vom 12. bis zum 23. Juni 2023 seinen Beitrag zum Erhalt der Denkmale im Ahrtal leisten. Das Zeltlager wird in Mayschoß aufgebaut, von dort gelangen die jungen Helfer zu 17 verschiedenen Denkmal-Baustellen. Auch ehemalige „Jugendbauhüttler“ schließen sich den aktiven Freiwilligen an.

Breitgefächertes Wissen und soziale Kompetenz

Jede der Jugendbauhütten ist durch landschaftliche Eigenheiten und regional geprägte Einsatzorte einzigartig und hat ihre eigenen Schwerpunkte. So lässt sich für jeden Freiwilligen eine passende Hütte finden. Interessenten können sich hier melden.

Den Teilnehmern werden innerhalb eines Jahres traditionelle Handwerkstechniken beigebracht, die sie dann an den unterschiedlichsten Einsatzorten am Original anwenden. Seminare zu Stil- und Materialkunde, Forschungs- und Arbeitsmethoden, Grundlagen der Denkmalpflege und die Bedeutung des europäischen Kulturerbes sind Teil des Programmes.

Neben diesem denkmalpflegerischen Wissen, welches von erfahrenen Fachleuten an die Jugendlichen weitergegeben wird, wird auch Selbstorganisation, Verantwortung und zwischenmenschliches Verhalten gefördert.

Die Bandbreite der Einsatzstellen ist weit gespannt und reicht von Museen, Architekturbüros und Archiven, bis hin zu Tischlereien und Planungsbüros. Viele Jugendliche, die ein FSJ in der Denkmalpflege gemacht haben, bleiben später in diesem Bereich. Sie erlernen einen traditionellen Handwerkslehrberuf, studieren Archäologie oder Ähnliches und bleiben der Denkmalpflege sehr verbunden.

Abschluss mit qualifiziertem Zeugnis

Zwar ist eine Jugendbauhütte nicht mit einer Ausbildung gleichzusetzen, doch sie kann eine wertvolle Überbrückung sein, bis ein Studium oder eine Lehrausbildung begonnen werden kann. Ein qualifiziertes Abschlusszeugnis wird nach Abschluss des FSJ in der Denkmalpflege ausgestellt. In manchen Fällen kann es als handwerkliche Ausbildung oder als Praktikum angerechnet werden, dabei kommt es auch auf den Studiengang an.

Voraussetzungen für ein FSJ in einer Jugendbauhütte ist das Mindestalter von 16 Jahren und die vollständig abgeleistete Schulpflicht. Spezielle Schulabschlüsse oder Ausbildungen werden nicht benötigt, Interessenten sollten die Bereitschaft mitbringen, ein Jahr mit Engagement in der Denkmalpflege zu arbeiten.

Das FSJ Denkmalpflege ist kostenlos, doch fallen Kosten für Lebensunterhalt und Unterkunft an. Einige Jugendbauhütten stellen Wohnraum für die freiwilligen Jugendlichen zur Verfügung, außerdem wird in jedem Fall bei der Unterkunftssuche unterstützt. Den jungen Helfern stehen in den 12 Monaten 26 Tage Urlaub zu und sie haben weiterhin Anspruch auf Kindergeld. Beginn ist stets im September, Bewerbungen sind jederzeit möglich.

Die Stiftung ist vermutlich die größte private Initiative für Denkmalpflege in Deutschland. Sie setzt sich für den Erhalt von akut bedrohten Bauwerken ein und unterstützte die Restaurierung von über 6.500 Denkmälern. Über 200.000 aktive Förderer werden von der Stiftung inspiriert, mitzuhelfen oder zu spenden.

 



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