Bequem-Gärten für Stadtbewohner

Eigenes Gemüse ernten, obwohl man keinen Garten hat? Kein Problem. Ein Bonner Unternehmen macht grüne Träume wahr. Mit „ready-made“ Gärten zum Mieten.
Titelbild
Da geht einem das Gärtnerherz auf. Ein Mietgarten in Aachen.Foto: meine ernte
Von 14. Februar 2023

Ein Paar Gartenhandschuhe, festes Schuhwerk und ein Erntekorb. Eventuell ein Sonnenhut, falls man empfindlich auf die ersten Sonnenstrahlen im Frühling reagieren sollte. Mehr Utensilien benötigt man erstmal nicht, um als Städter direkt vom Büro oder der Wohnung in seinen eigenen kleinen Mietgarten zu düsen. Denn um alles andere wurde sich bereits bestens gekümmert.

Ob in Berlin, Frankfurt, Köln oder Hamburg – in fast jeder Stadt findet man die Mietgärten von „meine ernte“. Und immer mehr Standorte kommen hinzu. Das Bonner Unternehmen hatte 2014 eine glorreiche Idee: Sie kooperiert mit landwirtschaftlichen Betrieben in ganz Deutschland und bietet mit ihnen gemeinsam Gemüsegärten zur Miete an. Vermietet wird pro Saison – vom Frühjahr bis zum Herbst. So kommen an mittlerweile 30 Standorten Gartenliebhaber voll auf ihre Kosten.

Auf die Plätze, fertig, los: Saisoneröffnung der Mietgärten. Foto: meine ernte

Der Clou an der Sache: Die Parzellen, die in zwei bis drei unterschiedlichen Größen angeboten werden, wurden während des Winters bereits allesamt von den professionellen Landwirten bewirtschaftet. Die Erde wurde schon vorbereitet, eine Grunddüngung eingearbeitet und umgegraben. Zudem wurden in jedem Garten schon über 20 Gemüsesorten vorgesät.

Aus der Vogelperspektive: Die Mietgartenflächen in Stuttgart. Foto: meine ernte

Bequemer geht’s also kaum. Ideal für Anfänger ohne Garten-Vorkenntnisse. Aber was, bitteschön, macht der Mieter dann noch selber? Zeit zum Däumchendrehen bleibt nicht. Der Garten will schließlich gepflegt, das Unkraut gejätet, Schädlinge vorgebeugt, neue Samen ausgesät und selbstverständlich auch das viele Gemüse geerntet werden.

In einem kleinen Bereich des eigenen Gartens, dem sogenannten „Wunschbeet“, kann der Mieter zusätzlich nach Lust und Laune seine Lieblingsgemüsesorten selbst anpflanzen. Das wären etwa Tomaten, Auberginen, Chili oder auch mal schöne Wiesenblumen. Es gibt also allerhand zu tun. Empfohlen wird, zumindest 2–4 Stunden Gartenarbeit pro Woche für den eigenen Mietgarten einzuplanen.

In den Mietgärten darf jeder seinem Garten einen Namen geben. Dieser wird dann gut sichtbar auf einem verspielten Schild angebracht. Foto: meine ernte

Praktisch: Spaten, Hacke, Grubber und viele weitere Gartengeräte stehen in einer Hütte neben den Saisongärten stets bereit. Bei einigen Standorten steht sogar der Landwirt regelmäßig für eine Gärtnersprechstunde zur Verfügung.

Das Konzept geht auf. Knapp 4.000 Mietgärten werden in der Gartensaison 2023 vermietet, verrät uns Wanda Ganders, eine der beiden Gründerinnen von „meine ernte“. Die unterschiedlichsten Menschen träfen in den Mietgärten aufeinander: „Vom langjährigen Gärtnern bis hin zum absoluten Gartenneuling, von Studenten über junge Familien bis hin zu Rentnern sind alle vertreten“, erklärt sie. Die Gartengemeinschaft profitiere davon. Besonders schön findet Ganders, „dass sich alle untereinander helfen und austauschen können.“

Der Traum vom Landleben wird endlich erfüllt. Zumindest für eine Saison.

Grüne Oase: Der Garten ist der perfekte Ort, um Körper und Geist zu erholen. Foto: Stefanie Neuhaus

„Gärtnern bedeutet, die kleinen Freuden wertzuschätzen“

Zwei, die diesen Traum leben und sogar im großen Stil aufgezogen haben, sind Wanda Ganders und Natalie Kirchbaumer. Wir stellten der Gründerin Wanda Ganders sechs Fragen:

Beim Gärtnern rückt der Alltag in den Hintergrund. Die Gründerinnen von „meine ernte“, Natalie Kirchbaumer und Wanda Ganders (rechts) machen vor, wie es geht. Foto: meine ernte

Was war der Startschuss von „meine ernte“?

Natalie und ich sehnten uns schon im Studium nach mehr Lebensmitteln auf dem Teller, die wir selbst angebaut haben. Wir kamen aber aus der Stadt. Uns beschäftigte zudem die Frage, wo unser Essen eigentlich herkommt. Daher war es für uns naheliegend, dass wir die Dinge ein Stück weit selbst in die Hand nehmen.

Wir wollten nicht nur unser eigenes Gemüse in der Stadt anbauen, sondern dies auch für jeden anderen, mit oder ohne Garten-Vorkenntnisse, auf eine flexible und einfache Art, anbieten.

Ist das Projekt überraschend gewachsen, oder war von Anfang an geplant, es groß aufzuziehen?

Von Anfang an wollten wir es ermöglichen, dass sich Interessierte, denen die entsprechenden Gegebenheiten (wie ein eigener Garten) fehlen, sich ein Stück weit selbst versorgen können. Dass das Interesse und die Nachfrage nach unseren Mietgärten stetig wächst und wir nun an mittlerweile 30 Standorten unsere Gärten anbieten können, freut uns und macht uns stolz!

Das Interesse an Themen rund um die Selbstversorgung ist groß. Immer mehr Menschen beschäftigen sich damit – sei es in einem Mietgarten, auf dem eigenen Balkon oder in der Küche auf dem Fensterbrett.

Warum ist Ihnen das Thema Selbstversorgung wichtig?

Frisches und gesundes Essen liegt uns sehr am Herzen. Wir finden, dass es gerade in unserer heutigen Zeit relevanter als je zuvor ist, sich mit seinen Lebensmitteln auseinanderzusetzen und sich auf eine neue Art zu verbinden. Nachdem man monatelang sein Gemüse beim Gedeihen begleitet hat, wird der nächste Griff ins Supermarktregal ganz anders wahrgenommen werden.

Was begeistert Sie selbst am Gärtnern am meisten?

Ich persönlich liebe am Gärtnern, dass ich mit den Händen in der Erde ganz bewusst im Hier und Jetzt bin. Dabei vergesse ich den Alltag und erlebe eine außergewöhnliche Ruhe. Gärtnern bedeutet für mich, zu lernen, zu wachsen und die kleinen Freuden wertzuschätzen.

Welchen Unterschied zu früher haben Sie bemerkt, seitdem Sie gärtnern? 

Das Gärtnern hatte bei mir einen starken Einfluss auf das Bewusstsein: Seitdem ich gärtnere, habe ich eine neue Wertschätzung für die Natur, für die Lebensmittel, die auf meinem Teller landen, und für die Wunder, die wir im Garten und auf dem Balkon erleben dürfen.

Welche Zukunftsvision haben Sie?

Wir möchten dazu beitragen, dass sich Menschen mit regionalen und saisonalen Lebensmitteln selbst versorgen können. Das Wissen rund um das Thema Selbstversorgung möchten wir nicht nur erhalten, sondern auch weitergeben.

Wir freuen uns riesig darauf, noch mehr Personen auf ihrem Weg in Richtung Selbstversorgung zu begleiten – nicht nur im Mietgarten, sondern auch mit unseren neuen „meine ernte“-Produkten für Zuhause, auf dem Balkon und dem eigenen Garten.

Mehr Infos auf www.meine-ernte.de

Knackfrisches Gemüse. Da weiß man, wo es herkommt. Foto: meine ernte

 

 



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