Häufigkeit ist nicht entscheidend
Das „Wort des Jahres“ 2025 ist „KI-Ära“
Welche Begriffe spiegeln die gesellschaftliche und politische Debatte 2025 wider? Die Gesellschaft für deutsche Sprache hat nun ihre Rangliste gekürt. Diese „Wörter des Jahres“ landeten ganz vorn.

Die Gesellschaft für deutsche Sprache hat das «Wort des Jahres» gekürt.
Foto: Robert Michael/dpa
„KI-Ära“ ist von der Gesellschaft für deutsche Sprache zum „Wort des Jahres“ 2025 gekürt worden. Wie die Jury in Wiesbaden mitteilte, steht der wachsende Einfluss von Künstlicher Intelligenz (KI) für einen „epochalen Wandel, vergleichbar mit der Industriellen Revolution“.
„Der Begriff KI-Ära ist kurz, verständlich und emotional aufgeladen“, sagte Andrea Ewels, Geschäftsführerin der Gesellschaft für deutsche Sprache (GfdS). Das Wort sei ein starkes Symbol für die Chancen und Risiken, die mit dieser Technologie verbunden seien, und damit ideal geeignet, um die Stimmung und Themen des Jahres 2025 zu repräsentieren, ergänzte Ewels.
Die Künstliche Intelligenz (KI) sei aus dem Elfenbeinturm der wissenschaftlichen Forschung herausgetreten und habe die Mitte der Gesellschaft erreicht, hieß es zur Begründung. „Ob bei Recherchen im Internet, bei der Animation von Fotos oder bei der Erstellung von Texten: Immer mehr Menschen nutzen heutzutage Werkzeuge Künstlicher Intelligenz.“
Auch schon in den zurückliegenden Jahren war das Thema bei der Wahl der Wörter des Jahres erkennbar geworden: 2023 stand KI-Boom und 2024 generative Wende auf der Auswahlliste. Aus Sicht der GfdS ist der Beginn einer Ära nicht zu verkennen – „mit vielen Chancen, aber ebenso mit Risiken des Missbrauchs und eines Verlustes an eigenständigem, kritischem Denken, Sprechen und Schreiben“.
Zu erwarten sei somit auch, dass die flächendeckende Nutzung von KI sich auf die künftige Entwicklung der deutschen Sprache auswirken werde.
„Sondervermögen“ unter den Top 3
Auf den zweiten Platz setzte die wissenschaftliche Jury den Ausdruck „Deal“, eines der Lieblingswörter von US-Präsident Donald Trump. „Er nutzt das Wort für Handels-, Zoll- oder Außenabkommen, die er als Erfolge präsentiert“, erläuterte die GfdS-Geschäftsführerin. Für seine Anhänger signalisiere er damit Tatkraft, Kritiker sähen Oberflächlichkeit und Show.
Auf Platz 3 der „Wörter des Jahres“ landete „Land gegen Frieden“. Der Ausdruck steht für die Forderung, dass die Ukraine Gebietsverluste an Russland akzeptieren muss, um einen Friedensvertrag zu erreichen. Das „Sondervermögen“ folgt auf Platz 4.
Die Bundesregierung hatte dieses Jahr ein 500 Milliarden Euro schweres, schuldenfinanziertes „Sondervermögen Infrastruktur und Klimaschutz“ beschlossen. Es soll zu zusätzlichen Investitionen führen.
Den fünften Rang belegte „Wehrdienst-Lotto“. Der Begriff tauchte in der Diskussion über die Einführung eines Losverfahrens auf, falls nicht genügend Freiwillige für die Bundeswehr gefunden werden.
„Drohnisierung“ kam auf den sechsten Platz und beschreibt die zunehmende Nutzung von Drohnen in Kriegen und anderen Konflikten. Der Begriff „Strafzölle“ auf Platz sieben meint vor allem Sondersteuern, wie sie von US-Präsident Donald Trump aus politischen Gründen gegen andere Länder verhängt wurden, um die eigene Wirtschaft zu schützen oder Handelspartner unter Druck zu setzen.
Auf Platz acht landete „Wohlstandsverlust“. Der Begriff „klimamüde“ auf Platz neun meint, dass die Menschen immer weniger bereit sind für Klimaschutzmaßnahmen. Auf Platz zehn kam schließlich „Vertiktokung“. Dies beschreibt, dass Inhalte, Trends und gesellschaftliche Bereiche von der Social-Media-Plattform Tiktok beeinflusst oder dominiert werden.
Häufigkeit ist nicht entscheidend
Die Jury hatte für die Rangliste aus insgesamt zehn Begriffen mehrere Tausend Vorschläge aus Medien und Einsendungen gesichtet.
„Die Wörter des Jahres wählen wir nach klaren Kriterien aus: Sie müssen gesellschaftlich relevant sein, zentrale politische und gesellschaftliche Debatten widerspiegeln und sprachlich auffallen“, erläuterte Ewels. „Entscheidend ist nicht, ob ein Begriff besonders häufig vorkommt, sondern ob er das Jahr besonders prägnant abbildet – in seiner Stimmung, seinen Konflikten und seinen öffentlichen Diskussionen.“
Im vergangenen Jahr war „Ampel-Aus“ zum Wort des Jahres gekürt worden. Auf den Plätzen zwei und drei landeten 2024 die Begriffe „Klimaschönfärberei“ und „kriegstüchtig“.
Die GfdS ist eine politisch unabhängige Vereinigung zur Pflege und Erforschung der deutschen Sprache mit Sitz in Wiesbaden. Das „Wort des Jahres“ wurde von ihr erstmals 1971 und seit 1977 regelmäßig gekürt. Die Jury setzt sich aus Sprachwissenschaftlern, Medienexperten und dem Hauptvorstand der Gesellschaft zusammen. (dpa/afp/red)
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