Generation Z trinkt anders: Trocknet der Alkoholkonsum aus?

Karneval, Oktoberfest, Weihnachtsmärkte: Überall wird Alkohol angeboten. Doch viele Vertreter der Generation Z entscheiden sich dafür, nicht zu trinken. Was bewegt sie dazu?
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Viele junge Menschen lehnen den Alkoholkonsum ab.Foto: iStock
Epoch Times14. März 2023

Was für viele in der Jugend und in den Zwanzigern selbstverständlich ist, lehnt die 21-jährige Serin ab: den Konsum von Alkohol. „Wenn du nicht ohne Alkohol lustig sein kannst oder du selbst bist, dann läuft irgendwas schief“, sagt die Auszubildende in einem energischen Ton.

Die im Jahr 2002 geborene Berlinerin gehört demografisch zur Generation Z. Ihr werden Personen zugerechnet, die zwischen 1995 und 2010 auf die Welt kamen; sie werden auch Gen Zers oder Zoomers genannt. Serin steht mit ihrer Entscheidung zum Alkoholverzicht nicht allein da. Der Großteil ihres Freundeskreises trinke kaum bis gar keinen Alkohol, betont sie.

Zeichnet sich in der Generation Z etwa ein neuer Trend zur Nüchternheit ab? Das Rauschtrinken, also der Konsum von mindestens fünf Getränken bei einer Party, wird seit 2004 von der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) beobachtet. Eine Befragung unter den 12- bis 25-Jährigen in Deutschland ergab, dass der Alkoholkonsum in dieser Altersgruppe langfristig rückläufig ist.

So gaben im Jahr 2004 noch 21 Prozent der 12- bis 17-Jährigen an, mindestens einmal pro Woche Alkohol zu trinken, im Jahr 2021 waren es hingegen nur noch knapp neun Prozent. Bei den 18- bis 25-Jährigen ging die Zahl ebenfalls von 44 Prozent im Jahr 2004 auf 32 Prozent im Jahr 2021 zurück.

Furcht vor dem Kontrollverlust

Während sich viele Millennials – die zwischen 1980 und 1994 geborenen Menschen – also öfter betranken, halten sich viele der Generation Z vom exzessiven Rausch fern. „Die Vermeidung von Kontrollverlust ist aus soziologischer Perspektive einer der wesentlichen Gründe“, erklärt der Sozialwissenschaftler Heino Stöver vom Institut für Suchtforschung an der Frankfurt University of Applied Sciences.

Kontrolle bestimme den Alltag der meisten Jugendlichen, besonders mit Blick auf die eigene Social-Media-Performance, sagt Stöver. Beispielsweise könne eine falsch formulierte Whatsapp-Nachricht eine ganze Freundschaft zerstören.

Ein unangenehmer Auftritt unter Alkoholeinfluss sei daher für viele Zoomer gesellschaftlich schlichtweg zu riskant. Serin etwa ist der Ansicht, viele versteckten sich hinter dem Alkohol, um angetrunken aus sich herauszukommen. Sie rät, zunächst an dem Selbstwertgefühl zu arbeiten, bevor man es mit Alkohol kompensiert.

Aber verstecken sich viele ihrer Gleichaltrigen nicht auch – und zwar hinter ihren wohl kuratierten Profilen im Internet? „Schöntrinken und Aufpolieren mit Photoshop haben ja was gemeinsam“, scherzt Stöver. Selbstoptimierung und Präsentation seien unter den Jüngeren sehr wichtig.

Das „Besäufnis“ verliert an Bedeutung

Junge Menschen agierten eben viel in der virtuellen Welt, sagt der Sozialwissenschaftler. Analoge Treffen und das damit assoziierte Feiern fänden weniger statt. Alkohol, das Rauschtrinken, das „Besäufnis“ sei nicht mehr von zentraler Bedeutung.

Lieber im Chat als angetrunken im Park: Hat die Pandemie das Sozialleben Jüngerer verändert? Die Corona-Zeit habe zwangsläufig dazu geführt, dass die Online-Aktivitäten von jungen Menschen zunahmen, erklärt die Psychologin Pauline Stockmann. So haben Instagram und Co. die soziale Isolierung zwar entlastet, aber dafür andere Probleme verstärkt wie beispielsweise den Fokus auf Äußerlichkeiten.

Der von Stockmann ins Leben gerufene „Happy Clappy Club“ ist ein modernes Praxiskonzept und richtet sich direkt an die Generation Z. Beraten wird deshalb nicht nur in den Räumlichkeiten ihrer Berliner Praxis, sondern auch auf Social Media. „Wir nennen es Psychotainment, psychologisches Entertainment.“ Dabei gehe es nicht darum, Themen wie Liebeskummer inhaltlich zu bagatellisieren, sondern psychische Störungen zu enttabuisieren.

Als Gründe für die Alkoholabstinenz unter Zoomern vermutet die Psychologin das Bedürfnis nach Selbstfürsorge und den Wunsch, verankerte Gewohnheiten zu verändern. Zusätzlich gebe es in einer pluralistischen Gesellschaft mehr Ausdrucksformen, fügt Stöver hinzu. „Außerdem sehen wir auch Tendenzen zur Verhöhnung von Alkohol in einer multikulturellen Gesellschaft.“

Im Fall von Serin spielt sich das Sozialleben im Tanzstudio ihrer Hip-Hop-Crew ab. Die Wochenenden seien bei ihr primär ruhig: Serien schauen und Spiele spielen. Ab und an gehe sie aber auch mit Freunden raus. Zum Essen. (dpa/dl)



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