Kindeswohlgefährdung in Deutschland erreicht neuen Höchststand

Kindeswohl in Gefahr: Das kann körperliche oder sexuelle Gewalt bedeuten, aber auch Vernachlässigung. Die Fallzahlen nehmen während der Corona-Zeit besonders kräftig zu.
In Missbrauchsfällen werden Zeugenvernehmungen oft per Video aus einem Nebenraum in den Gerichtssaal übertragen, um den Opfern die Konfrontation mit dem Täter zu ersparen.
In Missbrauchsfällen werden Zeugenvernehmungen oft per Video aus einem Nebenraum in den Gerichtssaal übertragen, um den Opfern die Konfrontation mit dem Täter zu ersparen.Foto: Jan Woitas/dpa
Epoch Times2. August 2023

Im vergangenen Jahr haben die Jugendämter in Deutschland bei fast 62.300 Kindern oder Jugendlichen eine Kindeswohlgefährdung aufgrund von Vernachlässigung, psychischer, körperlicher oder sexueller Gewalt festgestellt. Das waren rund 2.300 Fälle oder vier Prozent mehr als im Jahr zuvor und ein neuer Höchststand, wie das Statistische Bundesamt mitteilte.

In 68.900 Fällen lag nach Einschätzung der Behörden zwar keine Kindeswohlgefährdung vor, jedoch ein erzieherischer Hilfebedarf – dies war ein Anstieg um zwei Prozent. Auch die Zahl der von den Jugendämtern im Vorfeld gestiegenen Hinweismeldungen zu einem Verdacht über eine mögliche Gefährdung stieg um drei Prozent auf 203.700.

Zunahme während Corona

Auch langfristig hat sich den Angaben zufolge die Zahl der Kindeswohlgefährdungen erhöht: In den Jahren von 2012 bis 2022 gab es einen Anstieg um rund 24.000 Fälle (63 Prozent). Dabei nahmen die Fallzahlen von 2017 bis einschließlich dem ersten Corona-Jahr 2020 besonders kräftig zu – und zwar jährlich um neun bis zehn Prozent. Im zweiten Corona-Jahr 2021 sanken sie dann leicht.

Die Zahl der sogenannten latenten Fälle, bei denen eine gegenwärtig vorliegende Gefahr nicht eindeutig bestätigt werden konnte, aber ein ernster Verdacht blieb, ging 2022 zwar um zwei Prozent auf 28.900 zurück. Gleichzeitig stiegen aber die akuten Fälle, bei denen eindeutig eine Kindeswohlgefährdung vorlag, um zehn Prozent auf 33.400 Fälle.

Etwa vier von fünf der betroffenen Kinder waren jünger als 14 Jahre, etwa jedes zweite sogar jünger als acht Jahre, hieß es. Knapp die Hälfte der betroffenen Jungen und Mädchen (47 Prozent) nahm zum Zeitpunkt der Gefährdungseinschätzung bereits eine Leistung der Kinder- und Jugendhilfe in Anspruch, stand also schon in Kontakt zum Sozialsystem. (dpa/dl)



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